Autos sollen schaffen, was Smartphones längst können: Die neue Generation des Audi A8 (ab 2017) lernt seinen Fahrer kennen und personalisiert die Bedienung. Erste Infos.
München – Pia hat alles im Blick. Den Tank, das Ziel, Deinen Terminkalender. Pia liest Daten, erkennt Gewohnheiten und errechnet Verhalten. Immer donnerstags auf dem Heimweg Mutti anrufen? Pia sucht schonmal die Nummer raus. Der Sprit langt nicht für den Heimweg? Pia kennt eine günstige Tanke. Irgendwann jedenfalls. Denn Pia ist bisher nur eine Idee. Sie ist Audis Plan vom „Persönlichen intelligenten Assistenten“. Das Auto-Pendant zu Apples Siri: der personalisierte Algorithmus. Pia sammelt Informationen und passt die Komfort-Funktionen darauf an. Zu üblichen Telefon-Zeiten erscheint der entsprechende Kontakt auf dem Infotainment-Bildschirm des Autos. Termine aus dem Smartphone-Kalender landen im Navi. Und der Lieblingssender läuft im Radio. Alles automatisch. Neuer Audi A8: Intelligentes Infotainment "Pia"Quelle: Audi Spätestens jetzt schütteln Käfer-Piloten den Kopf. Aber diese Form von Assistenz wird kommen. Die Komplexität vieler Komfort-Funktionen lässt sich kaum mit dem Luxus einfacher Bedienung kombinieren. Knöpfe genügen immer seltener. Der Dreh-Drück-Regler bei Audi stirbt aus. Vermutlich kommt er noch im neuen Q5, denn der ist mit A4 und A5 verwandt. Danach startet der A8. Und mit ihm eine neue Bedienung. Wie die aussieht, hat Audi mit der Studie Prologue angekündigt und mit dem E-Tron Quattro bestätigt. Tasten fallen weg. Dafür gibt es viele empfindliche Flächen. Wir haben einen Prototyp ausprobiert: Die Displays lassen sich in zwei Stufen bedienen. Berührungen werden wahrgenommen und im Display angezeigt. Zum Aktivieren der Funktion muss man stärker drücken. Es gibt einen spürbaren Druckpunkt und ein Geräusch. So richtig nach Knopf fühlt sich das nicht an. Denn die Schaltflächen lassen sich nicht ertasten. Das ist ebenfalls in Planung, es gibt funktionierende Prototypen. Sie arbeiten mit Vibrationen und gaukeln dem Hirn erhabene Knöpfe vor. Serienreif ist die Technik noch nicht zum neuen A8. Quelle: Audi Pia muss deshalb helfen, der Algorithmus soll Menü und Bedienung vereinfachen. Noch nicht zum Marktstart – vorerst gibt es nur eine Light-Version mit simplen Funktionen. Die volle Technik starte aber „innerhalb dieses Jahrzehnts“ – also spätestens zum Facelift. Irgendwann in Verbindung mit autonomen Fähigkeiten. Pia schickt dann eine SMS mit Wegbeschreibung zum Parkplatz. "BMW Connected": Intelligentes NavigationssystemBMW hat bereits ein ähnliches System vorgestellt. „BMW Connected“ konzentriert sich vor allem auf Navigation und Verkehr. Das System empfiehlt Ausweichrouten, wenn auf der üblichen Tour plötzlich ein Stau auftaucht. Und es schlägt einen Abfahrtzeitpunkt vor, wenn es Ankunftszeit und -ort kennt. Der Hersteller kooperiert mit Microsoft. Vorerst arbeitet das System nur mit Apple-Smartphones zusammen. Bekannte Funktionen sind ebenfalls integriert. Dazu gehört die Kommunikation einer Smartphone-App mit dem Auto. Sie kann Informationen wie den Tankfüllstand anzeigen und die Klimatisierung steuern. BMW spricht von einer flexiblen Architektur. Zusätzliche Funktionen sollen sich leicht implementieren lassen. Die nächste Ausbaustufe startet in der neuen Generation des BMW 5er. Dann kann die App ein Live-Bild der Fahrzeugkameras anzeigen. "Car to Car" und "Car to X": Audi und MercedesQuelle: Mercedes Autos sollen aber nicht nur mit ihren Besitzern kommunizieren. Sie bekommen Informationen von anderen Fahrzeugen und Verkehrszeichen. „Car to Car“ und „Car to X“ nennen die Entwickler das. Basis ist das „Internet der Dinge“. In den USA greifen neue Audi-Modelle bereits auf die Computer großer Verkehrszentren zu. Sie wissen, wann Ampeln umschalten und zeigen an, mit welcher Geschwindigkeit eine grüne Welle rollen würde. In Deutschland kommt dieses System vorerst nicht – es gibt hier keinen festgelegten Standard für das Ampelnetz. Weltweit unterhalten sich Audi-Modelle bald untereinander. Die aktuellen Audi A4, A5 und Q7 sammeln bereits Informationen zu Gefahrenstellen und Verkehrszeichen. Wenn die Besitzer zustimmen, senden ihre Autos Daten anonymisiert an einen Server. Zum Jahresende erhalten sie Zugriff auf diese Datenbank. Neue Modelle bekommen die Technik ebenfalls. Mercedes lässt Autos ebenfalls untereinander kommunizieren. Die E-Klasse der Baureihe W213 mit großem Infotainment-Paket sendet Informationen über bestimmte Verkehrssituationen an andere E-Klassen. Langfristig könnten sich all diese Daten ergänzen: Mercedes und Audi nutzen den Nokia-Kartendienste „Here“ als Basis für ihre Systeme. |