Das BMW 2er Cabrio bringt Spaß und Sonne. Mit dem 190-PS-Diesel im 220d kommt sogar ein wenig Vernunft hinzu. Doch gehört die hier überhaupt hin? Ein Langstreckentest.
Berlin – Wenn das 2er Cabrio steht, läuft etwas schief. 190 PS, Hinterradantrieb, schlankes Stoffverdeck. Dieses Auto muss bewegt werden. So kurvenreich wie möglich. Doch manchmal geht es nicht um Kurven. Manchmal liegen zwischen Dir und Deinem Ziel einfach nur 1.519 Kilometer langweilige Autobahn. Ob die im 2er Cabrio auch Spaß machen? Ein Langstreckentest. Koffer und RaumObwohl das Dach zum besten am BMW 220d Cabrio gehört, bleibt es auf den ersten 1.519 Kilometern geschlossen. Warum? Weil sich Reisende im 2er Cabrio zwischen Gepäck, Mitfahrern und offenem Verdeck entscheiden müssen. Wir brauchen: zwei Reisetaschen, viel Proviant, noch mehr Kleinkram und damit den gesamten Kofferraum (280 Liter) plus die beiden Rücksitze. BMW selbst beschreibt das 2er Cabrio als Viersitzer. Wir bitten zuerst zwei Vorschulkinder samt Kindersitzen und dann zwei Senioren in den Fonds. Beide Male war das Rein und Raus die größte Hürde. Beschwerden über eingeklemmte Füße oder eingeschlafene Beine haben wir von hinten nicht gehört. Erst beim Öffnen des Verdecks wurde es hinten laut. Die älteren Fahrgäste wurden von den sich knickenden Stoffbahnen in die Vorwärtsbeuge gezwängt. Die neue Frisur gab's gratis. Menü und FührungWer zum ersten Mal in einem modernen BMW sitzt, braucht fünf Minuten. Dann geht die Menüführung in den rechten Arm über. Einmal drehen, zweimal drücken. Alles ist übersichtlich gestaltet und leicht zu finden. Das Navigationssystem funktioniert ebenfalls wie von selbst und kennt sich auch in entlegenen französischen Dörfern bestens aus. Besonders beeindruckend: Im Stau auf der französischen Autobahn empfiehlt der 2er die nächste Ausfahrt, um anschließend sofort wieder auf die Autobahn zu fahren. Wir sind verwirrt und neugierig und erkennen schnell die Absichten des Navigationssystems. Auf der sehr langen, parallel verlaufenden Auffahrt lassen wir unzählige Autos stehen. Kraft und QuelleDer 2,0-Liter-Diesel leistet 190 PS und beschleunigt den 2er mit Achtgang-Automatik in 7,4 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Mit dem manuellen Getriebe dauert es 0,1 Sekunde länger. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 225 km/h. Das Vorurteil ist fast so alt wie die Automobilgeschichte: Cabrios und Diesel passen nicht zusammen. Das stimmt nicht, zumindest nicht bei einer Fahrt von Berlin ins südliche Frankreich. Wer es gern satt auf die Ohren bekommt, der wird vom 2er enttäuscht. Denn der Vierzylinder-Diesel klingt, wie ein Diesel eben klingt: rau, stumpf, unmelodisch. Fahr und SpaßDie meiste Freude bereitet der 2er, wenn das Stoffverdeck im Kofferraum liegt. Wie viel Wind der Fahrer auf seiner Haut spüren will, steuert er mit Gaspedal, vier elektrischen Fenstern und dem Hoch- und Runterklappen des Windschotts. Ab etwa 90 km/h wird es in jedem Fall zugig - und laut. Doch die Luft am linken Ohr steigert nur den Spaß an der Beschleunigung. Und die liefert der kraftvolle Diesel bei fast jeder Drehzahl, von der Arbeit der Achtgang-Automatik von ZF bekommt man fast nichts mit. Das Fahrwerk ist so straff, wie wir uns das für ein sportliches Auto wünschen und so komfortabel, dass man selbst viele Stunden im Auto gut übersteht. Ende und UrteilIn das BMW 2er Cabrio passt mehr, als man denkt, notfalls sogar zwei Kindersitze. Auch für die Langstrecke können wir den BMW 220d empfehlen. Für lange Autobahnfahrten wurde er zwar nicht gebaut, aber er funktioniert dabei erstaunlich gut. Wer ein Cabrio sucht, das Langstrecke kann, muss 35.000 Euro ausgeben. Wer mehr Geld auftreiben kann, wird es schnell in zusätzliche Ausstattung verwandeln. Unser Testwagen kostet samt M-Sport-Paket, teurem Navi und Achtgang-Automatik mehr als 56.000 Euro. Viel Geld für viel Spaß - und ein klein wenig Vernunft und Langeweile. BMW 220d Cabrio: Technische Daten
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