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Classic Driving News

Poor man’s Corvette: Opel GT

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Ein Sportwagen von Opel? Das war ein kleine Sensation Mitte der Sechziger, als Opel nur für seine soliden, aber doch biederen Limousinen bekannt war. Siegfried besitzt ein originales Exemplar des einstigen Imageträgers

vr-3104-big vr-3104-big „Nur fliegen ist schöner!“ Dass dieser Werbespruch, der zum geflügelten Wort wurde, ursprünglich für denOpel GT geprägt wurde, wissen heute nicht mehr viele Leute außerhalb der Opel-Szene. Einer, der den Werbestrategen von Opel auch nach über 30 Jahren noch zustimmt, ist Carsablanca Mitglied Siegfried_GT. Für die Höhenflüge mit seinem roten Zweisitzer braucht er nicht mal einen Pilotenschein.

Dabei stört ihn auch nicht, dass der GT seine 90 PS über ein automatisches Getriebe an die Hinterräder abgibt. Diese Version wurde hauptsächlich im Export ausgeliefert – drei Viertel der Produktion von gut 103.000 Exemplaren gingen in die USA, doch dieser hat niemals den großen Teich überquert. Ausgeliefert wurde der Wagen denn auch nicht an einen Erstbesitzer der Marke jung, dynamisch und erfolgreich, sondern an eine Dame, die damals schon eher mittleren Alters war. „Ein Faible für Sportwagen hatte sie aber dennoch“, erinnert sich Siegfried, der den GT 1900 vor mehr als zehn Jahren von ihr erwarb. „Sie wollte sich damals noch einmal einen Neuwagen gönnen und blieb der Marke treu. Die Dame hat sich seinerzeit einen Tigra gekauft“, weiß der GT-Fan aus dem Rheinland noch.

front-3031-big front-3031-big Viel Arbeit hatte er mit seiner Neuerwerbung damals nicht, denn bei der Erstbesitzerin stand der rote Flitzer viel in der Garage und kam offenbar verhältnismäßig selten auf der Straße: Der Tachostand ist bis heute fünfstellig. „Ich habe den Wagen gesehen und sofort gewusst, der ist es. Im unverbastelten Originalzustand sind sie rar. Die meisten GTs sind irgendwann jugendlicher Bastelwut zum Opfer gefallen, wurden verspoilert, tiefer gelegt und oft verheizt. Hinzu kam eine teilweise fürchterliche Blechsubstanz“.

cockpit2-3721-big cockpit2-3721-big Zumindest letztere erklärt sich durch die Art und Weise, wie der 1965 als „Experimentalfahrzeug“ vorgestellte Opel GT schließlich zum Serienmodell wurde – obwohl Opel Anfangs weder die Absicht noch die notwendigen Kapazitäten frei hatte. Die Karosserien wurden deshalb ab 1968 bei der französischen Manufaktur Brissonaux & Lotz im Lohnauftrag hergestellt und dann – teilweise nur mit einer dünnen Schicht Grundierung geschützt – auf offenen Bahnwaggons nach Bochum gebracht, wo sie auf den Kadett-Montagebändern komplettiert wurden. So entstanden Fahrzeuge, die zum Teil schon sprichwörtlich im Katalog rosteten und entsprechend mit viel Spachtel, Polyester und Blechschusterei über die Jahre gerettet wurden. So ein Fahrzeug aber war nichts für Siegfried: „Für mich aber kam nur ein unverpfuschtes Exemplar in Frage.“ Das wundert wenig, denn der GT ist nur einer von mehreren klassischen Opel, die der Mann aus der Umgebung von Düsseldorf besitzt. In seiner kleinen Kollektion befinden sich unter anderem ein 53er Olympia und ein Vorkriegs-Admiral aus dem Jahr 1938. Der GT ist das jüngste Modell in Siegfrieds Sammlung. Er hat nicht nur die Farbe einer Coladose, auch seine Form wurde seinerzeit von den amerikanischen Fans als „coke bottle design“ bezeichnet.

motor-5607-big motor-5607-big Dass der Zweisitzer in zweiter Hand noch weniger bewegt wird als in erster, ist ihm allerdings kaum anzumerken. „Wenn ich ihn mal fahre, schiebt er sich voller Elan durch die Kurven und zeigt sich mit seinem sportlich straffen Fahrwerk auch heute noch als echtes Spaßgerät“, lächelt der Mittsechziger, der seinen Fahrstil als „alles, aber nicht opamäßig“ bezeichnet. Eine Spitzengeschwindigkeit von 177 Stundenkilometern gibt Opel für die Automatikversion an, bei den Viergang-Schaltern waren es 185 km/h. Ob sein GT diese Höchstleistung immer noch schafft oder der Spurt aus dem Stand auf Hundert auch heute noch in 14,5 Sekunden zu absolvieren wäre, hat der Eigentümer allerdings schon länger nicht mehr ausprobiert. „Ich bin kein Freund davon, das fast 40 Jahre alte Material über Gebühr zu verschleißen“, bekennt sich der Rheinländer zu einem Kompromiss zwischen sportlicher und schonender Fahrweise.

So kann sein GT in Ruhe weiter seine hervorragende Substanz bewahren.

von Michael Grote

 

Quelle: Carsablanca

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