Bisher ging es im VW-Abgasskandal in Europa nur um Vierzylinder-Diesel. Jetzt bestätigt Audi: V6- und V8-Motoren stoßen zu viele Stickoxide aus - aus anderen Gründen.
Berlin - Neue Vorwürfe im Abgasskandal: Audi habe eine "unzulässige Abschalteinrichtung eingebaut", sagte Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) am Donnerstag in Berlin. Durch die Software sei erkannt worden, ob Autos auf dem Prüfstand waren - nur dann wurde die Abgas-Reinigung voll angeschaltet. Wegen ähnlicher Vorwürfe wird weltweit inzwischen gegen etliche Autobauer ermittelt. Audi: Hoher Stickoxidausstoß bei Dieselmotoren mit 6 und 8 Zylindern In bestimmten Betriebssituationen würde das Programm fälschlicherweise ein höheres Drehmoment vom Motor fordern. Dann erhöhe sich die Last im Motor und damit der Ausstoß von Stickoxiden. Audi habe den Fehler erkannt, angezeigt und bereits einen Lösungsvorschlag unterbreitet. Eine neue Getriebe-Software soll das Problem beseitigen. Das Unternehmen entschuldigte sich für die "Unannehmlichkeiten" und betonte, es arbeite eng mit den Behörden zusammen. Rund 24.000 Fahrzeuge müssen zurückgerufen werden. Der Rückruf beginne voraussichtlich im Juli 2017, kündigte Audi an. 14.000 Autos seien in Deutschland zugelassen, der Rest in anderen europäischen Ländern. Dobrindt sagte, VW müsse bis zum 12. Juni Lösungsvorschläge zur Umrüstung übermitteln. Er habe bereits mit VW-Chef Matthias Müller gesprochen. Der Minister kündigte an, dass nun weitere Fahrzeuge des VW-Konzerns mit ähnlichen Motoren untersucht werden sollen. "Es gibt nicht ein Dieselgate - Dieselgate ist überall" Auch diverse andere Hersteller stehen inzwischen unter Verdacht des Abgas-Betrugs. Zuletzt eröffnete die US-Regierung einen Rechtsstreit gegen Fiat Chrysler, US-Marktführer General Motors wurde von Dieselbesitzern verklagt. Auch auf den deutschen Branchenriesen Daimler hat die US-Justiz ein Auge geworfen, zudem durchsuchte die Stuttgarter Staatsanwaltschaft kürzlich mehrere Standorte in Deutschland. In Frankreich wird gegen Renault und die PSA-Group mit den Marken Peugeot und Citroën ermittelt. Bei allen Ermittlungen gibt es einen gemeinsamen Nenner: Angebliche Abschalteinrichtungen und Diesel-Motoren. Die Diesel-Technik gerät dadurch in die Image-Krise. "Es sieht so aus, als wären wir am Anfang von Ende des Diesels", sagt Experte Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen. Immer mehr Unregelmäßigkeiten bei immer mehr Autobauern zeigten, dass Glaubwürdigkeit und Vertrauen in die Autoindustrie auf Null schrumpfe. "Es gibt nicht ein Dieselgate - Dieselgate ist überall." Update: Muss Stadler jetzt gehen?Audi-Chef Rupert Stadler hat die öffentlichen Aussagen von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt kritisiert. "Dass Herr Dobrindt allein vorprescht, hat mich persönlich sehr enttäuscht", sagte Stadler der "Automobilwoche". "Wir sind alle zwei Wochen beim Kraftfahrtbundesamt und erstatten Bericht. Bei 24.000 Autos in Europa haben wir Auffälligkeiten gefunden. Diese Informationen haben wir den Behörden mitgeteilt. Dies und das weitere Vorgehen wollten wir gemeinsam kommunizieren", sagte Stadler. Dass die Behörden illegale Software "entdeckt" hätten, sei das falsche Wort. "Wir selbst drehen jedes Steinchen um." Nach Informationen von "Spiegel Online" muss der Audi-Chef nun mit einer schnellen Abberufung rechnen. Der Aufsichtsrat hatte Stadlers Vertrag erst vor kurzem verlängert - da dieser zugesichert habe, der Dieselskandal bei Audi sei aufgeklärt. Entsprechend "überrascht" seien die Aufseher nun über die Vorwürfe, schreibt "Spiegel Online". Quelle: Mit Material von dpa |
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