Totgesagte leben länger! Das trifft wohl auch auf viele Automodelle zu, so wie auf den Renault 4, bei dessen Präsentation „Auto, Motor, Sport“ tönte, dieses Auto würde sich in Deutschland niemals verkaufen lassen. Doch der R4 belehrte die Herren der Fachpresse eines besseren und legte nicht nur eine fulminante Verkaufslaufbahn hin, es gelang ihm auch, wie nur wenigen anderen Wagen, seine Fans über die Jahre, genauer gesagt über Jahrzehnte, treu an sich zu binden. Ein praktisches, autobahnfähiges, preisgünstiges, leicht bedienbares Auto, das trotz großzügigem Innenraums und vier Türen nicht zu groß geraten durfte – das war die Vision des Renault Präsidenten Pierre Dreyfus und heraus kam nach jahrelangen Tüfteleien in der französischen Heimatwerkstatt der Renault 4, ein kantiger Kastenwagen mit akzeptablen Antrieb und viel Platz. Der Öffentlichkeit wurde der R4 1961 auf der Internationalen Automobil Ausstellung in Frankfurt am Main vorgestellt, wobei die ersten Reaktionen eher verhalten waren. Doch es war nicht nur das geschickte Marketing (1961 ließ Renault 200 weiße R4s um den Eifelturm fahren), das letztendlich die Verkaufszahlen in die Höhe schießen ließ (1966 meldete Renault bereits, dass die Millionenmarke überschritten sei). Der R4 wusste durch seine Zweckmäßigkeit zu überzeugen und konnte so seiner Konkurrenz, vor allem der Ente, die Stirn bieten. Kaum ein anderer Kompaktwagen dieser Preisklasse konnte mit so viel Stauraum, bequemen vier Einstiegsmöglichkeiten und durch die robuste Technik so geringem Wartungsaufwand aufwarten. Besondere Liebhaber fand der R4, der erst 1965 in „Renault 4“ umbenannt wurde, unter den Studenten überall in Europa, die dem Kastenwagen nicht nur durch „Make Love – Not War“ Aufkleber, sondern auch durch zahlreiche Modifikationen ihren Stempel aufdrückten. Doch auch die französische und spanische Polizei fand in ihm einen zuverlässigen Partner in der Verbrechensbekämpfung. Schon ab Werk war der R4 in vielen verschiedenen Varianten, zum Beispiel als Limousine, Cabriolet „Plein Air” oder Kastenwagen „Fourgonette” lieferbar und so fand sich zu jedem Zweck und Anlass der passende Renault. Die Leistung des beliebten Kastenwagens haut zwar heute niemanden mehr vom Hocker, doch brauchte sich der robuste wassergekühlte Otto-Vierzylinder-Motor mit 26 PS und einer Spitzengeschwindigkeit von 110 km/h damals nicht zu verstecken. Und auch in den folgenden Jahren, genauer gesagt über die gesamte Produktionszeit von 1961 bis 1994, blieben die Fans „ihrem“ Kasten treu. Insgesamt wurden ca. acht Millionen R4s verkauft, die es trotz aller Widrigkeiten schafften, so etwas wie einen Kultstatus zu erlangen. Zugegeben, niemandem treibt es die Tränen der Rührung in die Augen beim Anblick eines originalen 61er Renault 4s, doch durch seine urige Form und vielleicht durch die Erinnerungen an eine vergangene, wilde Zeit schafft er es, uns ein leichtes Lächeln aufs Gesicht zu zaubern – Ja, das waren noch Zeiten! Daten: Produktionszeitraum: 1961-1994 Leistung: anfangs 26 PS Motor: wassergekühlter Otto-Vierzylinder Höchstgeschwindigkeit: 110 km/h Leergewicht: 600 kg Links: Seite des R4-Clubs Viersen mit vielen detaillierten Infos offizielle Renault Deutschland Seite
Quelle: AutomaTick |
verfasst am 03.06.2009
13
AutomaTick