Die Nachprüfung von Abgaswerten in Frankreich hat Renault ins Stolpern gebracht. Auch andere Hersteller sind betroffen. Manipuliert wurde aber angeblich nicht.
Quelle: picture alliance / dpa Paris - Der französische Autohersteller Renault steht unter Druck. Nach dem Abgas-Skandal bei Volkswagen wurden Überprüfungen angeordnet. Stichproben bei Fahrzeugen von Renault und mehreren nicht-französischen Marken hätten die Überschreitung von Abgasnormen festgestellt, teilte Frankreichs Umweltministerin Ségolène Royal am Donnerstag mit. Kurz zuvor war bekanntgeworden, dass Anti-Betrugsermittler mehrere Standorte von Renault durchsucht hatten. Das Unternehmen betonte jedoch, dass bei seinen Fahrzeugen anders als bei Volkswagen keine Betrugssoftware gefunden worden sei. Royal bestätigte dies. Nicht nur Renault ist betroffenBei den Norm-Verstößen geht es um die Werte für Kohlendioxid und Stickoxid. Die anderen betroffenen Marken nannte die Ministerin nicht. Paris hatte die Zufallstests angeordnet, nachdem im vergangenen September bekanntgeworden war, dass Volkswagen mit Hilfe einer Software Abgastests bei Dieselfahrzeugen manipuliert hatte. Insgesamt sind Überprüfungen an 100 Fahrzeugen geplant, 22 Fahrzeuge wurden bislang getestet. Quelle: picture alliance / dpa Renault habe akzeptiert, kommende Woche einer Kommission Lösungen vorzuschlagen, sagte Royal. In einer Mitteilung versprach das Unternehmen, schnell einen Emissionsplan vorzulegen und vollständig mit den Behörden zusammenzuarbeiten. Ermittler der Wettbewerbs- und Antibetrugsbehörde des französischen Wirtschaftsministeriums hatten in der vergangene Woche den Hauptsitz und zwei weitere Renault-Standorte besucht, wie das Unternehmen am Donnerstag bestätigte. Die Behörde äußerte sich zunächst nicht. Nach Ansicht des Autoherstellers werden die Untersuchungen bestätigen, dass keine Betrugssoftware eingesetzt wurde. Probleme beim GenehmigungsverfahrenDie Überschreitung von Abgasnormen stellt nach Ansicht von Frankreichs Umweltministerin Ségolène Royal die Genehmigungsverfahren infrage. Alle betroffenen Fahrzeuge von Renault und mehreren ausländischen Herstellern seien zugelassen worden. "Zum derzeitigen Zeitpunkt sind die Überschreitungen damit eher den Normen der Überprüfungen zur Last zu legen, die bislang diese Genehmigungen erlauben", sagte sie in einem Interview der Zeitung "Le Parisien" (Freitag). Zum einen seien die Kontrollen nicht ausreichend gewesen, zum anderen gebe es einen Unterschied zwischen Laborergebnissen und realen Emissionen. Die Ministerin betonte aber, bei Renault sei "keine absichtliche Mogelei" nachgewiesen worden." Renault hatte schon im vergangenen Jahr angekündigt, 50 Millionen Euro zu investieren, um die Unterschiede zwischen den realen Emissionen und den Werten bei normierten Abgastests zu verringern. Dobrindt hält deutsche Nachprüfungsergebnisse zurückDer Grünen-Fraktionschef im Bundestag, Anton Hofreiter, erklärte, die französische Regierung scheine zu begreifen, wie gefährlich der Abgas-Skandal für die eigene Autoindustrie sei. Daran müsse sich Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) ein Beispiel nehmen, um die Krise der Branche durch Untätigkeit nicht noch zu vergrößern. "Alle Fakten gehören auf den Tisch und nicht länger in die Hinterzimmer des Verkehrsministeriums." Deutsche Umwelt- und Verbraucherschützer kritisierten mit Blick auf Paris die Bundesregierung und forderten, zeitnah die Ergebnisse der Nachprüfungen von Dieselfahrzeugen aller Hersteller zu veröffentlichen. "Während Frankreich handelt, verschleppt Verkehrsminister Alexander Dobrindt auch vier Monate nach Beginn des Abgas-Skandals weiter dessen Aufklärung", teilte Greenpeace-Verkehrsexperte Daniel Moser mit. Weitere MOTOR-TALK-News findet Ihr in unserer übersichtlichen 7-Tage-Ansicht |