Der neue Renault Kadjar basiert auf dem Bestseller Nissan Qashqai. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Moderne Modultechnik erlaubt jede Menge Eigenständigkeit. Erste Fahrt.
Zaragoza/Spanien – Renault hat sich Allianz-versichert. Die Kooperationen mit Daimler und vor allem mit Allianz-Partner Nissan ermöglichen den Franzosen das, was auch VW anstrebt: Viele verschiedene Modelle in großen Stückzahlen, auf der gleichen technischen Basis. Der neue Renault Kadjar steht auf der Plattform des sehr erfolgreichen Nissan Qashqai. Ergonomisches CockpitIm Kontrast zum flippigen Äußeren wirkt das Cockpit aufgeräumt ergonomisch. Und: Es ist gut verarbeitet. Ein echter Fortschritt für die Franzosen und kein Vergleich zur Hartplastik-Verschalung des kleineren Captur. Nur Pedale und Schalthebel wirken etwas leichtgewichtig. Das digitale Display für Tacho und Drehzahlmesser übernahm Renault aus dem neuen Espace. Zu den französischen Kerntugenden gehört der Komfort. Im Renault Kadjar sitzen die Passagiere auf bequemen Sitzen mit gutem Seitenhalt. Über das Platzangebot, vorn wie hinten, können sich auch große Teutonen nicht beschweren. Unfranzösisch direkt stimmte Renault die Servolenkung ab. Das manuelle Sechsgang-Getriebe arbeitet - überraschend im Zeitalter gnadenloser Zyklus-Optimierung - mit kurzen Übersetzungen. Einziger Benziner im Angebot ist der bekannte 1,2-Liter-Turbobenziner der Renault-Nissan-Allianz, der hier 130 PS leistet. Mit dem schweren Kadjar hat er allerdings zu kämpfen: Wer vorankommen will, braucht Drehzahl, und das kostet Sprit. Zwischen sieben und acht Liter auf 100 Kilometer waren es auf unserer Testfahrt im sanften Gelände. Der 1,6-Liter-Diesel mit 130 PS stellt die vorläufige Spitzenmotorisierung. Zügig und locker zieht er den Kadjar über die Hügel und bleibt dabei ebenfalls angenehm leise. Unser Verbrauch von 6,1 Liter auf 100 Kilometer lässt sich auf der Landstraße sicher unterbieten. Sehr gut: Start-Stopp ist bei allen Motoren Serie. Renault unterbietet NissanIm Segment von Nissan Qashqai und VW Tiguan war Renault bisher nicht vertreten. Jetzt setzen die Franzosen zumindest ihren Plattformspender sanft unter Druck: Schon der Qashqai gilt unter den Kompakt-SUV als günstiges Angebot. Der Renault Kadjar bietet zum gleichen Grundpreis 15 PS mehr Leistung. Beim großen Diesel unterbietet der Franzose den Japaner um 510 Euro. Mit Bose-Soundanlage (3.600 Euro), Leder oder Panoramadach (790 Euro) lässt sich dieser Vorteil aber schnell egalisieren. Was spricht dennoch für den Qashqai? Klare Antwort: Die Auswahl. Renault bietet das EDC-Doppelkupplungsgetriebe nur mit dem 110-PS-Diesel an, und den Allradantrieb (immerhin: mit Lock-Funktion) nur mit dem 130-PS-Diesel. Das sieht beim etablierten Qashqai anders aus. Immerhin, Renault will bei der Automatik-Auswahl noch nachlegen. Ebenfalls ärgerlich: Die Basisausstattung ist nur Alibi. Klima und Radio sind zwar inklusive, aber nicht einmal Parkpiepser dürfen mitbestellt werden. Das gleiche gilt für das Modularitätspaket und sämtliche Fahrassistenten. FazitDas haben wir nicht unbedingt erwartet. Doch Renault gelingt mit dem Kadjar im Vergleich zum erfolgreichen Nissan Qashqai ein hinreichend eigenständiges Modell. Optisch extravaganter, größer und preiswerter - und das bei vergleichbaren Stärken: Fahrkomfort, Familientauglichkeit, Seniorentauglichkeit. Eine sichere Wette also, die Renault mit dieser Allianz-Versicherung eingeht. Technische Daten: Renault KadjarDer Benziner
Der große Diesel
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