Campen mit Stil: Mit dem Oldtimer und Zelt oder historischem Wohnanhänger im Schlepptau macht man auch auf dem Campingplatz eine gute Figur. Ein Club widmet sich mit viel Herzblut dem Oldtimer-Campen. Die Jungs auf den japanischen Enduro-Motorrädern mit der Zeltausrüstung auf dem Sozius bleiben plötzlich wie auf Kommando stehen – mitten auf dem Zufahrtsweg zu der Wiese, die ihnen der Platzwart zugewiesen hatte. Sie trauen ihren Augen nicht – irgendwie scheint es, als seien sie gerade einer Zeitmaschine entsprungen: Auf dem Platz vor ihnen stehen, wie nicht anders zu erwarten war, Wohnwagen und Autos – aber was für welche! Ein Fiat 850 Coupé, ein Wohnmobil auf Basis eines DKW Schnellasters und ein Ford 20 M TS parken dort zwischen Wohnwagen und Vorzelten, die mindestens ebenso alt sind. Ein älteres Paar ist gerade dabei, einen kleinen Faltwohnwagen von ihrer Lloyd Arabella abzukuppeln, und neben einem Aero Wohnwagen, gebaut in Sachsen-Anhalt, ruht sich ein Trabant Kombi aus. Davor: ein Transparent mit dem Logo des COC. Oldtimer-Clubs gibt es viele. Die meisten haben sich die Pflege der Fahrzeuge einer bestimmten Marke, oft sogar nur eines bestimmten Bautyps, auf die Fahne geschrieben. Markenübergreifend arbeitende Clubs sind die Ausnahme, und selbst unter diesen nimmt der COC e.V. eine Sonderstellung ein. COC steht nämlich für Camping-Oldie Club und will jeden ansprechen, der Interesse an historischen Campinggegenständen hat. Das muss nicht unbedingt ein alter Wohnwagen sein. Ziel der Gemeinschaft mit derzeit mehr als 350 Mitgliedsfamilien ist die Erhaltung, Pflege und Nutzung historischer Campingfahrzeuge und Campinggegenstände. Vor allem Letzteres lässt sich natürlich am Besten auf einem der Regionaltreffen aktiv betreiben, die der COC an ständig wechselnden Orten in allen Teilen Deutschlands veranstaltet. So mancher, der heute begeisterter Oldie-Camper ist, hat seinen historischen Wohnwagen ursprünglich als sinnvolles Accessoire zu seinem Oldtimer erstanden, um auf Treffen nicht immer nach einem geeigneten Quartier suchen zu müssen. Inzwischen füllt sich der Platz. Gerade knattert ein Goggo-Roller an den Enduro-Jungs vorbei. Im Beiwagen hat der Fahrer ein uraltes Hauszelt verstaut. Und schon hupt es hinter ihnen: Ein kantiger Audi Typ 43 mit einem Jahrzehnte alten Wohnwagen der Viereinhalbmeter-Luxusklasse möchte vorbei. Während die Jungs mit den Japan-Bikes in einer entfernten Ecke ihr Zelt aufbauen, haben die ersten Oldie-Camper sich bereits eingerichtet. Gestreifte Klappstühle werden hervorgeholt, und auf den Tisch mit der roten Presspanplatte kommt das Nordmende „Stradella“ Transistorradio mit dem grünen Kunstlederbezug über dem Sperrholzgehäuse. Bei einigen kocht bereits das Wasser für die Kartoffeln im Aluminiumtopf, während andere einen Rundgang um den Platz machen und alte und neue Mitglieder mit einem Schwatz beehren. Ansonsten lockt die nähere Umgebung zu einem Ausflug. Die meisten Kinder toben derweil auf dem benachbarten Spielplatz umher oder spielen am Flussufer. Irgendjemand hat immer ein Auge auf die Rasselbande. Organisator Frank Kräger hat alle Hände voll zu tun. Dennoch bleibt ihm die Zeit für ein paar Erklärungen: „Der COC versteht sich als sinnvolle Ergänzung zu anderen Oldtimer- und Campingclubs, nicht etwa als deren Konkurrenz. Wir wollen aktiv altes Campingbrauchtum pflegen und die Geschichte des Camping und des Caravaning in Deutschland dokumentieren. Vor allem aber geht es um gegenseitige Hilfe, speziell bei der Pflege und Restaurierung historischer Campingfahrzeuge – und natürlich um die Geselligkeit“. Letztere ist bei einem Gang über den Platz deutlich zu spüren. Überall stehen die Türen der Wohnwagen und Wohnmobile offen, Fragen werden freundlich und umfassend beantwortet. Auf die bewundernde Bemerkung, wie gut sein Dethleffs Wohnwagen aus den Fünfzigern doch noch ausschaue, holt der stolze Besitzer ein Fotoalbum hervor und zeigt anschaulich, wie das rollende Heim in mehrmonatiger Arbeit komplett zerlegt und restauriert wurde. Am frühen Abend werden alle Tische zu einer langen Tafel zusammengestellt. Aus einem riesigen Kessel schöpft Frank Kräger große Kellen leckerer Goulaschsuppe in die Teller der Camper. Danach bleiben die meisten noch zu einem langen Gesprächsabend sitzen. Erst weit nach Mitternacht verlöschen die letzten Lichter. Am nächsten Morgen werden die Wagen geputzt für den traditionellen „Nachmittag der offenen Wohnwagen-Tür“, zu dem auch fremde Besucher ausdrücklich willkommen sind. Auch die Jungs mit den japanischen Motorrädern kommen von ihrer faltbaren Hundehütte herüber und riskieren einen Blick. Dabei registrieren sie – wie schon viele andere Besucher vor ihnen – erstaunt, wie viel Bequemlichkeit die Erbauer der Wohnwagen und Wohnmobile schon vor Jahrzehnten in ihre Fahrzeuge hineinkonstruierten und dass beispielsweise abtrennbare Schlafbereiche bereits in den 50ern zu haben waren. Als die rund 40 teilnehmenden Familien am Sonntag Nachmittag ihre (Vor-)Zelte abbrechen und sich auf den Heimweg machen, sind alle einig, dass es ein rundum gelungenes Treffen war- und es genug Gründe gibt, sich bereits auf das nächste zu freuen! von Michael Grote
Quelle: Carsablanca |
verfasst am 04.06.2009
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Carsablanca