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Steuervorteil für LPG: Keine Verlängerung nach 2018 - Schäuble gegen Steuerbegünstigung von Autogas

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Bis 2018 gilt ein günstiger Steuersatz auf Autogas. Der Koalitionsvertrag sieht eine Verlängerung bis 2021 vor. Finanzminister Schäuble will die Subvention trotzdem streichen.

Die Steuervergünstigung für Autogas sollte bis 2021 verlängert werden. Nun läuft sie voraussichtlich Ende 2018 aus Die Steuervergünstigung für Autogas sollte bis 2021 verlängert werden. Nun läuft sie voraussichtlich Ende 2018 aus Quelle: dpa/Picture Alliance

Berlin – 480.000 Fahrzeuge, also 0,9 Prozent des deutschen Pkw-Bestandes, fahren mit Autogas (LPG). Das klingt nach einem überschaubaren Wert. Dennoch ist kein anderer alternativer Kraftstoff so beliebt wie LPG. Zum Vergleich: Am 1. Januar 2016 waren rund 25.000 Elektroautos in Deutschland zugelassen, außerdem etwa 30.000 Plug-in-Hybride und fast 100.000 Erdgas-Fahrzeuge.

Viele Benzinmotoren lassen sich mit Autogas betreiben. Diverse Zulieferer bieten Umbaukits an (Kosten: 1.500 bis 4.000 Euro). Einige Hersteller liefern fertige LPG-Fahrzeuge aus. Besonders der Preis von aktuell 56 Cent pro Liter macht LPG interessant. Derzeit gilt ein besonders günstiger Steuersatz auf den Kraftstoff. Bis Ende 2018 liegt der bei 18 Cent pro Kilogramm, also 9,7 Cent pro Liter. Dabei sollte es eigentlich bleiben: Der Koalitionsvertrag sah eine Verlängerung der Subvention bis 2021 vor.

Ein Gesetzesentwurf des Finanzministeriums beinhaltet nun jedoch das Ende der Vergünstigung. „Spiegel Online“ berichtet mit Bezug auf die Nachrichtenagentur Reuters, dass es keine Verlängerung geben soll. Die neue Regelung könnte im Februar 2017 beschlossen werden. Der LPG-Preis stiege demnach am 1. Januar 2019.

Es geht um eine Milliarde Euro

Eine Umrüstung auf Autogas kostet etwa 1.500 bis 4.000 Euro. Der Kraftstoff verbessert die CO2-Bilanz des Fahrzeuges Eine Umrüstung auf Autogas kostet etwa 1.500 bis 4.000 Euro. Der Kraftstoff verbessert die CO2-Bilanz des Fahrzeuges Quelle: dpa/Picture Alliance Eine Fortsetzung der Vergünstigung würde den Staat bis zu einer Milliarde Euro kosten. Diese Summe sollte an anderer Stelle ausgeglichen werden: Solaranlagen und kleine Industriekraftwerke sollten höhere Stromsteuern zahlen. Das Vorhaben scheiterte am Widerstand des Wirtschaftsministeriums. Die Subvention für LPG soll deshalb wegfallen.

Der Deutsche Verband Flüssiggas e.V. (DVFG) kritisiert den Gesetzesentwurf. Er sei „angesichts des positiven umwelt- und klimapolitischen Beitrags des Alternativkraftstoffes nicht nachvollziehbar.“ Hinzu komme eine Investition von mehr als „1,5 Milliarden Euro in Fahrzeuge und Infrastruktur“ durch Verbraucher und Versorger.

Zuletzt sank die Zahl der zugelassenen LPG-Fahrzeuge um 5 Prozent innerhalb von zwei Jahren. Die unklare Lage zur Steuer gilt als Hauptgrund für den Rückgang. Die Infrastruktur stimmt: Bundesweit gibt es etwa 6.500 LPG-Tankstellen.

LPG: Bessere CO2-Bilanz als Benzin

LPG-Fahrzeuge könnten den Plan der Bundesregierung unterstützen, den CO2-Ausstoß zu senken. Laut einer Studie der HTW Saarland aus dem Jahr 2012 entstehen bei der Verbrennung von Autogas pro Megajoule Energie 65,8 Gramm CO2. Benzinfahrzeuge würden für die gleiche Menge Energie 72,5 Gramm CO2 ausstoßen. Nach dieser Rechnung stoßen LPG-Fahrzeuge für die gleiche Leistung 9,3 Prozent weniger CO2 aus.

Berücksichtigt man die Transportkette von der Förderquelle bis zum Tank, steigt der Vorteil für LPG. Auf dem Weg zum Auto würden pro Megajoule Energie bei Autogas 8,0 Gramm CO2 anfallen, bei Benzin 12,5 Gramm. Insgesamt liegt der CO2-Ausstoß also 13,2 Prozent niedriger als bei Benzin. Hinzu kommen Vorteile bei Stickoxiden und unverbrannten Kohlenwasserstoffen.

Doch die Bundesregierung misst ihren Erfolg nur an Neufahrzeugen. Für sie gilt eine Grenze von durchschnittlich 95 Gramm CO2 pro Kilometer bis 2021. Bei den Neuzulassungen liegen Pkw mit Autogas mit einem Anteil von etwa 0,2 Prozent auf dem letzten Platz. Nachträglich umgerüstete Autos sind nicht interessant.

Autogas: 15 Cent teurer

Hersteller setzen vermehrt auf Erdgas (CNG), einen anderen Gaskraftstoff. Der lässt sich synthetisieren und erreicht dadurch eine bessere Energiebilanz. Erdgas wird ebenfalls von der Bundesregierung subventioniert. Die Steuervergünstigung für CNG bleibt bis 2024 voll und bis 2026 zum Teil bestehen.

Selbst nach der Steuererhöhung wird LPG allerdings nicht unwirtschaftlich. Die Steuer stiege von 9,7 auf 22,1 Cent. Hinzu käme eine höhere Mehrwertsteuer (7,3 statt 1,9 Cent). Statt 56 Cent würde der Liter LPG also 71 Cent kosten. Rechnet man den Mehrverbrauch von LPG gegenüber Benzin ein (20 Prozent, bedingt durch den niedrigeren Energiegehalt), bliebe ein Preisvorteil von rund 50 Cent – wenn Benzin nicht teurer wird.

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