Die meisten Superb-Kunden kaufen den Kombi, aber was kann die Limousine? Sechs Monate ist Skodas Flaggschiff im Dauertest bei Motor-Talk. Diesmal an Bord: Unser Autor Haiko Prengel.
Von Haiko Prengel Berlin - Von wegen Limousinen sind out. Der Skoda Superb macht offenbar was her. „Boah, ist das ein geiles Auto“, sagt eine Bekannte und steigt zu mir in das viertürige Stufenheckmodell. Vor allem vom formschön gestalteten Cockpit zeigt sie sich begeistert, aber auch die Karosserie-Linien gefallen ihr. „Wie ein amerikanischer Straßenkreuzer!“ Dieser Vergleich erschließt sich mir auf Anhieb nicht ganz, dafür ist der Skoda einfach viel zu modern. Doch zumindest von der Größe her kann der Superb mit klassischen Limousinen mithalten. Denn das Raumgefühl in Skodas Flaggschiff ist einfach großartig – nicht nur für mich mit meinen 1,87 Metern Körpergröße auf dem Fahrersitz. Auch auf dem Beifahrersitz und im Fond können Insassen bequem die Beine ausstrecken, und sitzen in diesem Fall auf edlen Alcantara-Sitzen. „Selten so bequem gesessen“, befindet die Mitfahrerin und fläzt sich in die ergonomisch geformten Sitze. Zwei Wochen im 2,0 TDI mit 190 PS Dabei reichte das Platzangebot der Limousine für uns gut aus - obwohl wir ein Kind haben und die Familie samt Schwiegermutter gern über das Wochenende ins Grüne fährt. Wenn sich die elektrische Heckklappe elegant aufgeschwungen hat, öffnet sich ein gigantischer Kofferraum. In dem wir mühelos Kinderfahrrad, Reisetaschen und Getränkekisten unterbringen können - gleichzeitig. Wem das nicht reicht: Für den Kleinumzug oder den Großeinkauf klappt man einfach die Rücksitze um. Bei Kilometer 13.000 hatte der Dauertester zum ersten Mal in der Werkstatt gestanden. Die Klimaanlage wollte wegen eines Steinschlags im Kondensator nicht mehr kühlen. Bei unserer ersten Fahrt ist wieder alles im Lot - bis auf das Wetter. Dicke Regentropfen prasseln auf den Wagen herab. Aber die hervorragende Dämmung lässt kaum Geräusche ins Wageninnere. Da hat sich jemand Gedanken gemacht„Reisen mit Stil. Reisen mit Platz“ bewirbt Skoda sein Spitzenmodell, und das stimmt. Unser Eindruck: Gemessen an Verarbeitung und Ausstattung ist der Skoda Superb mehr Ober- als Mittelklasse. „Details in Perfektion“ meint Skoda, und das stimmt ebenfalls. Dieses Auto wirkt ausgereift. Vom Kühlfach unter der Armlehne über Regenschirme in den vorderen Türen bis zum smarten Brillenfach im Dachhimmel. Viele ausgeklügelte Features an Bord hinterlassen den Eindruck: Da hat sich jemand wirklich Gedanken gemacht. Die Verbrauchswerte sind okay, aber bei weitem nicht so gut wie vom Hersteller angegeben. Der Durchschnittsverbrauch laut NEFZ liegt bei viereinhalb Liter Diesel, im Testbetrieb waren es laut Bordcomputer eher sechseinhalb. Die Kollegen in der Motor-Talk-Redaktion errechneten sogar einen Verbrauch von rund acht Litern. Als Vertreter-Wagen wird der Skoda Superb gern mit dem etwas genügsameren 150-PS-Diesel bestellt, dessen Fahrleistungen eigentlich völlig ausreichen. Mit dem 190-PS-TDI geht natürlich mehr. Glücklicherweise reagiert das Gaspedal nicht überempfindlich, so kann man mit dem seidenweich schaltenden Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe auch gemächlich durch Tempo-30-Zonen rollen. Im Herzen ist er doch ein Vertreter-Wagen So richtig ausgelassene Stimmung kommt nicht auf, da kann der Sportline-Superb mit seinem schwarzen Kühlergrill und den abgedunkelten Nebelleuchten noch so grimmig dreinblicken. Der Vierzylinder-Diesel mag keinen harten Rap, will eher früh geschaltet werden. Keine Frage, der Superb ist eine richtig schnelle Limousine, aber im Herzen eben doch ein Vertreter-Wagen. Und sorry: Die zwei glänzenden Endrohr-Attrappen sind eher peinlich. Beim Skoda Octavia RS Diesel kommen wenigstens aus einem von zwei Rohren echte Abgase. Hier werden die Abgase unter dem Fahrzeug abgeleitet. Nervige Assistenten Nur wenige Extras wie elektrisches Panoramaschiebedach (1.090 Euro) oder Rückfahrkamera (350 Euro) fehlen, auch der aufpreisfpflichtige Heckscheiben-Wischer wäre angesichts der großen Scheibe hinten nützlich gewesen. Aber immerhin ist er erhältlich, für nur 90 Euro Aufpreis. Auch auf die Kamera können wir gut verzichten. Die Einparkhilfe via Sensoren und Warntönen reicht aus, um den Wagen zu rangieren, wenn es eng wird. Überhaupt piept der Superb ziemlich viel, was auch nerven kann. Ganz schlimm wird es auf dem Sandweg zu unserem Gartengrundstück, der von tiefen Schlaglöchern übersät ist. „Fahrweg kontrollieren, Fahrweg kontrollieren“! Hier kommt der Superb aus dem Alarm-Modus nicht mehr heraus. Die Musik aus der schönen Soundanlage wird automatisch herunter geregelt, damit sich der Fahrer auch ja aufs Fahren konzentriert. Nicht jeder mag solche bevormundenden Übergriffe eines Computers. Aber es ist vielleicht eine Möglichkeit, sich schon mal daran zu gewöhnen. In einigen Jahren sollen uns ja autonom fahrende Roboter kutschieren. Es wird eine Zeit sein, in der Superb-Fahrer sich vermutlich wohl fühlen werden. Die wichtigsten Daten zum Dauertester:
|
