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Schumis Reise in die eigene Vergangenheit

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Mit dem GP Italien auf der ultraschnellen Piste in Monza beendet der Formel 1-Zirkus seine Europa-Saison. McLaren-Pilot Lewis Hamilton geht als Favorit ins Rennen. Red Bull ist nur Außenseiter. Michael Schumacher begibt sich auf eine Reise in die eigene Vergangenheit.

Der GP Italien in Monza ist Formel 1-Geschichte pur. Mit nur einer Ausnahme (Imola 1980) wurde das F1-Rennen in den vergangenen 60 Jahren immer im Königlichen Park ausgetragen. So viele Grands Prix-Rennen kann kein anderer Kurs auf diesem Planeten vorweisen.

Monza ist allerdings nicht nur durch seine Tradition etwas Besonderes. Keine andere Piste ist vom Streckenlayout so extrem wie das Autodromo Nazionale di Monza. Auf keinem anderen Kurs werden derart wahnwitzige Geschwindigkeiten erzielt. Nirgends ist der Vollgasanteil so hoch. Und kaum eine Strecke ist so gefährlich. Vor 40 Jahren verlor Jochen Rindt sein Leben im Königlichen Park. Alberto Ascari, Graf Berghe von Trips und Ronnie Peterson sind weitere bekannte Opfer.

"Monza ist einfach komplett anders", fasst es Renault-Pilot Robert Kubica in knappe Worte. Der Pole muss es wissen. Zu Beginn seiner Karriere wohnte er lange nur sechs Kilometer von der spektakulären Highspeed-Piste entfernt. Für die italienischen Fans ist Monza - genau wie Ferrari - ein Heiligtum. Wenn die roten Autos ihr Heimspiel austragen, gibt es für die Tifosi kein Halten mehr. In diesem Jahr wird es spannend zu sehen, wie der ehemalige Nationalheld Michael Schumacher in seiner "alten Heimat" empfangen wird. Im Winter wurde der Rekordchampion bekanntlich nicht gerade freundlich zu Konkurrent Mercedes verabschiedet.

Die Strecke - Autodromo Nazionale di Monza

Monza - fünf Buchstaben, drei Kurven, drei Schikanen und viele lange Geraden. Die Namen der berühmten Abschnitte haben sind Formel 1-Fans über die Jahre fest ins Gedächtnis eingebrannt: Wenn von Prabolica, Curva Grande, Variante Ascari und nicht zuletzt den Lesmo-Kurven die Rede ist, weiß jedes Kind, dass die Top-Speed-Hatz in Italien auf dem Programm steht.

Auf 70 Prozent der 5,793 Kilometer langen Strecke drücken die Piloten den Gasfuß fest ins Bodenblech. Im vergangenen Jahr wurden Top-Speeds von knapp 345 km/h erreicht. Beeindruckend ist auch die durchschnittliche Geschwindigkeit. Im vergangenen Jahr kam Sieger Rubens Barrichello im Rennen auf den exakten Schnitt von 241,000 km/h - inklusive Boxenstopp und stehendem Start.

Die Abstimmung:

Das Streckenlayout lässt bei der Abstimmung nur wenige Fragen offen. Abtrieb ist zweitrangig, was hier zählt ist schierer Top-Speed. Die Charakteristik ist so extrem, dass die Teams ihre Flügel nicht einfach nur flacher stellen. Jedes Auto ist mit einem speziellen Aeropaket für den GP Italien ausgestattet. Wenig Abtrieb und wenig Luftwiderstand heißt die Maxime. Wichtig ist auch eine gute Dämpfereinstellung. Die Autos müssen in den Schikanen gut über die Kerbs kommen, eine gute Traktion aus den langsamen Ecken aufweisen und gleichzeitig auf den Geraden möglichst tief liegen.

Technische Updates zum GP Italien:

Wie bereits erwähnt werden alle Autos mit einem speziellen Monza-Paket ausgestattet sein, das nach dem GP Italien wieder direkt in die Mülltonne wandert. Spannend ist die Frage, wie viele Teams in Monza mit F-Schacht antreten. Mit dem Luftkanalsystem können die Fahrer zwar manuell die Strömung am Heckflügel abreißen lassen und damit den Top-Speed erhöhen, allerdings ist es nicht klar, wie viel die Übung in Monza wirklich bringt. Normalerweise gilt: Je steiler der Flügel desto größer der Nutzen des F-Schachts auf der Geraden. Bei flachen Flügeln ist der Unterschied nicht mehr so groß. Die Frage ist, ob ein konventioneller Flügel dann nicht effizienter arbeitet. Im Gegensatz zu früher darf heute niemand mehr vor dem Grand Prix auf der Strecke in Monza testen. Unliebsame Überraschungen sind somit nicht ausgeschlossen.

Die Favoriten in Monza:

Wer in Monza gewinnen will, benötigt vor allem Leistung. In diesem Bereich ist der Mercedes-Motor der Konkurrenz bekanntermaßen das ein oder andere PS voraus, was nicht zuletzt durch das Qualifying zum GP Italien 2009 noch einmal bestätigt wurde. Sieben Autos mit Mercedes-V8 standen im Vorjahr ganz vorne in der Startaufstellung von Monza. Von den Sternfahrern haben dieses Jahr die McLaren-Piloten die besten Chancen. Auf schnellen Stop & Go-Kursen konnten Lewis Hamilton und Jenson Button die Qualitäten des Autos in dieser Saison am besten ausspielen.

Bei der Vergabe der Siegerpokale muss sich McLaren am ehesten mit Ferrari herumschlagen. Dabei steht die Scuderia ist beim Heimspiel besonders unter Druck. Nach der Nullnummer von Fernando Alonso in Spa muss der Spanier sechs Rennen vor Saisonende die große Aufholjagd starten. Noch ein Ausfall kann man sich nicht erlauben. Die Voraussetzungen für einen Heimsieg sind allerdings nicht schlecht. Schon in Montreal, das vom Layout noch am ehesten mit dem GP Italien vergleichbar ist, waren die roten Autos siegfähig.

Hinter McLaren und Ferrari streiten sich viele Teams um den Titel dritte Kraft. Renault und Force India gehen als Geheimfavoriten in das Wochenende. Red Bull muss sich dagegen um Schadensbegrenzung bemühen. Top-Speed und enge Kurven zählen nicht zu den Stärken des Vettel-Teams. Ungewiss ist, wie stark Mercedes beim GP Italien abschneiden wird. Das Auto ist von der Aerodynamik nicht besonders effizient. Michael Schumacher versuchte die Erwartungen deshalb niedrig zu halten.

Expertenanalyse: Tonio Liuzzi (Force India)

"Monza unterscheidet sich komplett von allen anderen Rennen. Man denkt, dass es mit sechs Kurven nichts Besonderes sein kann. Es gibt zwar nicht viele Kurven, aber die sind technisch sehr anspruchsvoll. Man muss geradezu über die Kerbs hinwegfliegen, was mit einem hart gefederten Auto nicht einfach ist. Man muss außerdem verstehen, wie man die Kerbs dazu nutzen kann, gut aus den Schikanen herauszukommen. Eine gute Beschleunigungsphase ist der Schlüssel zu einer guten Runde, weil die Geraden so lang sich, dass man hier viel Zeit gewinnen kann.

So lief der GP Italien 2009:

Im Vorjahr entwickelte sich der GP Italien zu einer wahren Taktikschlacht. Am Ende zeigen die beiden Brawn-Piloten Rubens Barrichello und Jenson Button, dass eine Ein-Stopp-Strategie die richtige Wahl war. Kimi Räikkönen und Adrian Sutil blieben mit jeweils zwei Stopps nur die Plätze drei und vier. Eigentlich war der untere Podiumsplatz schon für Lewis Hamilton reserviert. Doch der McLaren-Pilot krachte in der letzten Runde in den Lesmo-Kurven in die Bande.

 

 

 

Quelle: Auto Motor und Sport

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