Der Nissan X-Trail war eine kantige Lösung für Wald und Wiesen. Bisher. Der Neue könnte auch Qashqai XXL heißen, seine Trails werden meist asphaltiert sein. Erste Fahrt.
Lissabon - Will uns Nissan etwa ein SUV für ein X vormachen? Scheint so, denn mit dem kantigen und biederen Vorgänger hat der neue X-Trail kaum noch etwas gemeinsam. Technisch und optisch wird aus dem robusten X-Trail eher eine Art XXL-Qashqai. Die Rolle des ausrangierten Qashqai+2 mit dritter Sitzreihe muss der Neue sowieso übernehmen. Assistenten statt AllradNissan sagt, dass der neue X-Trail eine moderne SUV-Optik und einen hohen Fahrkomfort mit den Forst-und-Feld-Qualitäten des Vorgängers vereint. Gleichzeitig streicht Nissan den serienmäßigen Allradantrieb und bietet künftig auch Frontantriebsversionen an. Das hat einen netten Nebeneffekt: Der Einstiegspreis sinkt um 4.000 Euro. Außerdem bekommt der X-Trail Nissans komplette Assistenten-Palette, vom Safety Shield mit Spurwarner über Müdigkeits- und Verkehrszeichenerkennung und die Google-Navigation bis hin zur elektrischen Heckklappe. All das macht klar: Dieser X-Trail ist ein SUV für die Straße. Das wird von der Tatsache unterstrichen, dass Renault den nächsten Espace auf die gleiche Plattform stellt - und der hat mit Gelände bekanntlich nichts am Hut. Familienausflug, statt Offroad-TourDirekt nach dem Einsteigen wird deutlich: Wo schon der Qashqai europäisch fein wirkte, setzt der X-Trail mit weichen Oberflächen, guter Verarbeitung und Aluminium-Zierrahmen erst an. An das robuste Hartplastik vergangener Tage erinnert kaum noch etwas. Das Cockpit ist übersichtlich. Zudem gibt es Annehmlichkeiten wie kühlende Becherhalter und ein Panorama-Glasschiebedach. Das klingt deutlich mehr nach Familienausflug als nach Offroad-Tour. Außerdem wird der X-Trail drei Zentimeter breiter und minimal niedriger, bei unveränderter Bodenfreiheit von 21 Zentimetern. Der Kofferraum fasst 550 - 1.982 Liter und lässt sich in der Höhe wie der Länge unterteilen. Die dritte Sitzreihe kostet 800 Euro extra, taugt aber nur für Kinder. Angenehmer LangstreckengleiterZum Marktstart liefert Nissan den X-Trail nur mit einem 1,6-Liter-Turbodiesel mit 130 PS aus. Erst 2015 folgt ein 163-PS-Turbobenziner mit 1,6 Litern Hubraum. Das macht aber nichts. Denn die Kraft des Diesels genügt, um das 1,5 Tonnen schwere Familien-SUV angemessen schnell in Fahrt zu bringen. Störende Geräusche im Innenraum gibt es dabei nicht. Auch der Durst des Motors geht in Ordnung: Rund sechs Liter auf 100 Kilometer sind es auf unserer Proberunde mit einem Fronttriebler. Beim Allradler wird es ein halber Liter mehr. Während ein langer Radstand im Gelände eher ein Hindernis ist, trägt er auf der Straße zum komfortablen Gesamteindruck bei: Im X-Trail sind selbst lange Strecken nicht anstrengend. Straßenschäden federt das SUV gut weg, nur in Kurven schaukelt es etwas mehr als im leichteren Qashqai. Einer für die WeltWer den X-Trail bisher mochte, muss sich mit dem feineren, weniger robusten Wesen des Nachfolgers arrangieren. Das Prinzip: Qashqai in Groß verspricht nach den zuletzt mickrigen Verkaufszahlen deutlich mehr Erfolg. Und fürs Grobe gibt es ja weiterhin den Pathfinder. Während der Qashqai Europas Lieblings-Nissan ist, ist der Nissan X-Trail ein Auto für die Welt: Er läuft in neun Werken vom Band und wird in 190 Ländern verkauft. Dabei hilft ihm sein günstiger Preis. In Deutschland kostet der X-Trail 5.000 Euro weniger als der einfachste Kia Sorento und immer noch 2.000 Euro weniger als ein Mitsubishi Outlander mit Diesel und Frontantrieb. Toyota RAV4 und Honda CR-V sind billiger, aber kleiner und bieten keine Option auf eine dritte Sitzreihe. Da kann eigentlich nichts mehr schiefgehen? Nissan hofft auf 500.000 verkaufte Fahrzeuge pro Jahr - weltweit. Die beiden Vorgänger zusammen kamen auf insgesamt 1,7 Millionen. Technische Daten: Nissan X-TrailDer Einfachste
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