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Maserati Ghibli und Quattroporte S Q4 - Selten waren zwei Tonnen so leicht zu bewegen

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Bei Ghibli und Quattroporte S Q4 setzt Maserati erstmals auf die Kraft der vier Räder. Das funktioniert spitze, findet unser Redakteur Philipp Monse.

Der erste Allrad-Antrieb in einer 100-jährigen Geschichte: Maserati bringt den Ghibli (im Bild) und den Quattroporte als sogenannte Q4-Modelle Der erste Allrad-Antrieb in einer 100-jährigen Geschichte: Maserati bringt den Ghibli (im Bild) und den Quattroporte als sogenannte Q4-Modelle Quelle: Maserati

Breuil-Cervinia/Italien – 2014 feiert Maserati seinen 100. Geburtstag. Doch für Traditionalisten gibt es wenig zu feiern, seit die Italiener im vergangenen Jahr ihren strikten Kurs verlassen haben. Im Ghibli verwendeten sie zum ersten Mal in ihrer Geschichte einen Dieselmotor. Mit 275 PS.

Der nächste Tabubruch: Mit Quattroporte und Ghibli S Q4 gibt es jetzt zwei Modelle mit Allradantrieb - ebenfalls zum ersten Mal. Das klingt so, als entwickelten sich die schönen Maschinen zu plumpen Traktoren. Zum Glück fühlt es sich nicht so an, als ich mit den Allrad-Maserati über blankes Eis jage. Mehr als 2.000 Meter über dem Meeresspiegel in den italienischen Alpen. Hier ist das Wetter rau und die Bedingungen perfekt – für den richtigen Antrieb.

Mit dem Ghibli sprinten wir durchs Aostatal in Italien. Fahrwerk und Lenkung zeigen auch in engsten Kurven keine Schwäche Mit dem Ghibli sprinten wir durchs Aostatal in Italien. Fahrwerk und Lenkung zeigen auch in engsten Kurven keine Schwäche Quelle: Maserati

Die Entwarnung kommt schnell

Entwarnung vorweg: Einen Diesel-Allradler wird es von Maserati nicht geben. Allrad-Ghibli und -Quattroporte kommen ausschließlich in Verbindung mit dem 3,0-Liter-V6-Biturbo und 410 PS. Der wird von Ferrari in Maranello gebaut und hat ein Drehmoment von 550 Newtonmetern. Den Ghibli beschleunigt er in 4,8 Sekunden auf 100 km/h und auf eine Spitzengeschwindigkeit von 284 km/h. Der Quattroporte S Q4 ist kaum langsamer (4,9 Sekunden, 283 km/h).

Brüder aus einem Blech

Das liegt vor allem daran, dass Ghibli und Quattroporte sich nicht nur ähnlich sehen: sie sind auch aus dem gleichen Stahl und Alu geschnitzt. Und obwohl der Quattroporte 29 Zentimeter länger ist, wiegt er mit 1.920 Kilogramm nur 50 Kilogramm mehr als der Ghibli. Dieses zusätzliche Gewicht spüre ich während der Fahrt über die italienischen Serpentinen kaum.

Mit vollem Körpereinsatz: MOTOR-TALK-Redakteur Philipp Monse testet den Maserati Ghibli auf einer Piste aus Eis und Schnee Mit vollem Körpereinsatz: MOTOR-TALK-Redakteur Philipp Monse testet den Maserati Ghibli auf einer Piste aus Eis und Schnee Quelle: Maserati Faszinierend, wie gleich sich diese Autos fahren. Könnte man mit verbundenen Augen fahren, man würde sie nur am Sound erkennen. Der Quattroporte grummelt tiefer und lauter. Leichtfüßig gehen beide Schwergewichte in die Kurve. Das fühlt sich maximal nach 1,4 oder 1,5 Tonnen an. Wieder raus aus der Kurve fahren sie dank mechanischer Differentialsperre so schnell wie die Modelle mit Hinterradantrieb.

Allerdings müssen Turbos und Achtgang-Automatik mit genügend Drehzahl versorgt werden. In spitzen Kehren, wenn die Drehzahl unter 1.700 Touren fällt, brauchen die Maserati eine kurze Verschnaufsekunde, bevor sie wieder in Gang kommen. Wenn dann die Drehzahl in die Höhe schnellt, grinst der Fahrer. So heiser kreischt nur ein Ferrari-Motor.

Auch am Verbrauch ändert sich fast nichts

Bei ihren ersten Allrad-Autos setzen die Italiener auf ein heckorientiertes Konzept. Sie wollen ihre Modelle sicherer, aber nicht unsportlicher machen. Ähnlich wie Jaguar XF und XJ mit Allrad-Antrieb, bleiben Ghibli und Quattroporte im Grunde Hecktriebler. Bei Bedarf leitet die hinterm Getriebe sitzende Lamellenkupplung maximal 50 Prozent des Drehmoments an die Vorderräder.

Deutlich zu sehen: Die Vorderräder helfen mit, wenn es an der Hinterachse an Grip fehlt Deutlich zu sehen: Die Vorderräder helfen mit, wenn es an der Hinterachse an Grip fehlt Quelle: Maserati Bis 130 km/h verteilt die Technik die Kraft fröhlich zwischen Front und Heck. Aus einer Vielzahl von Parametern (Geschwindigkeit, Schlupf, Lenkwinkel usw.) wird die günstigste Verteilung berechnet. Das spart Sprit. Mit 10,5 Litern (Ghibli) trinkt der Allradler nur einen Schluck mehr (0,1 Liter) als sein Kollege mit Hinterradantrieb. Und das, obwohl er 60 Kilogramm mehr wiegt.

Steigt die Geschwindigkeit über 130 km/h, wird ausschließlich die Hinterachse angetrieben. Informative Spielerei: Die genaue Verteilung des Drehmoments kann sich der Fahrer im Bordcomputer anzeigen lassen.

Schwergewichte auf Querfahrt

Runter von der Straße, rauf aufs Eis. Unter dem wenigen Schnee auf der Teststrecke ist es spiegelglatt. Ich fahre mit normalen Winterreifen. Meine Hände werden schwitzig. Doch im ICE-Modus (Increased Control and Efficiency) könnte nicht Mal Ken Block den Wagen aus der Ruhe bringen. Die Automatik schaltet besonders früh. Das spart Sprit, hilft aber auch bei Glätte.

Wer fahren will wie Ken Block, aber weniger geschickt am Lenkrad ist, sollte den Sport-Modus wählen. Neben dem veränderten Sound und schnelleren Schaltvorgängen, reagiert auch das ESP etwas später. Auf Schnee und Eis sind Drifts an der Sicherheitsleine möglich. Tritt man zu beherzt aufs Gas und verliert die Kontrolle übers Heck, fängt es der Schleuderschutz im letzten Moment wieder ein.

Lieber nur auf abgesperrter Piste

Fährt sich wie ein Hecktriebler - nur einfacher Fährt sich wie ein Hecktriebler - nur einfacher Quelle: Maserati Jetzt taste ich mich ans Limit. Wenn die Elektronik schläft, spürt man die Wirkung des variablen Allrad-Antriebs am besten. Rein in die Kurve: Sobald die Vorderräder genügend Grip haben, genügt ein kleiner Gasstoß und der richtige Lenkeinschlag, um das Heck um die Ecke tanzen zu lassen.

Innerhalb von 150 Millisekunden schickt das Allradsystem jetzt Drehmoment an die Vorderräder. Direkt spüre ich das nicht. Ich merke nur, wie sich der Maserati präzise wieder in die Bahn zieht. Fahre ich zu schnell in eine Kurve und der Maserati beginnt zu untersteuern, wandert das Drehmoment wieder zurück ans Heck.

Maserati hat sein Ziel erreicht. Die Q4er fahren so schnell wie die regulären Modelle, verbrauchen fast das gleiche (Ghibli), aber fühlen sich sicherer an. Logisch, dass sie dafür auch mehr kosten. Mit mindestens 82.470 Euro ist der Ghibli S Q4 2.970 Euro teurer, als der reguläre Ghibli S (ab 79.500 Euro). Beim Quattroporte wird der S Q4 mit einem Grundpreis von 107.700 Euro zum Einstiegsbenziner. Günstiger ist nur der Diesel mit 94.850 Euro.

Technische Daten - Maserati Ghibli und Quattroporte S Q4

Ghibli S Q4

  • Motor: 3,0-Liter-V6-Biturbo
  • Getriebe: Achtgang-Automatik
  • Leistung: 410 PS, 301 Kw
  • 0-100 km/h: 4,8 s
  • Vmax: 284 km/h
  • Gewicht, fahrbereit, ohne Fahrer : 1.870 kg
  • Länge x Breite x Höhe in m: 4,97 x 2,10 x 1,46
  • Radstand: 3,0 m
  • Verbrauch (NEFZ): 10,5 l
  • CO2: 246 g/km
  • Preis: ab 82.470 Euro

Quattroporte S Q4

  • Motor: 3,0-Liter-V6-Biturbo
  • Getriebe: Achtgang-Automatik
  • Leistung: 410 PS, 301 Kw
  • 0-100 km/h: 4,9 s
  • Vmax: 283 km/h
  • Gewicht, fahrbereit, ohne Fahrer:1.920 kg
  • Länge x Breite x Höhe in m: 5,26 x 2,10 x 1,48
  • Radstand : 3,17 m
  • Verbrauch (NEFZ): 10,6 l
  • Preis: ab 107.700 Euro
Avatar von granada2.6
Mercedes
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