Hinter manchem Inserat verbergen sich besondere Fundstücke. Einige stellen wir Euch auf MOTOR-TALK vor. Diesmal ein seltener 300 TE-24 mit (fast) voller Hütte und sieben Sitzen.
Quelle: die-motorjournalisten.com | Haiko Prengel für mobile.de Von Haiko Prengel Berlin – Brillant oder Bullshit? Diese Frage stellen sich Youngtimer-Fans beim Mercedes 300 TE-24. Mit seinen 220 PS war der hochgezüchtete Vierventil-Sechszylinder in den frühen 1990ern der Kombi-König auf Autobahn und Landstraße. Kritiker halten den ersten 24V in Daimlers Baureihe 124 dagegen für keinen großen Wurf. Vor 25 Jahren setzte sich die Vierventiltechnik mehr und mehr durch, ausgereift war sie zu Beginn aber noch nicht. Hassan Chahrour zweifelt nicht daran, dass sein Benz ein Sahnestück ist. „Viele wollen genau diesen Motor haben“, sagt der Gebrauchtwagenhändler aus Berlin-Spandau. Seine Firma „PKW-Ankaufaktion“ bietet einen blauen 300 TE-24 von 1992 zum Verkauf an. Grundpreis damals: rund 70.000 Mark, Extras nicht eingerechnet. Und Extras hat dieser blaue Sternenkreuzer viele. Quelle: die-motorjournalisten.com | Haiko Prengel für mobile.de Die roten Kennzeichen sind schon montiert, als wir den Kiesplatz betreten. Der Wagen mit frisch absolvierter HU-Prüfung soll „Vollausstattung“ haben und in einem „Top-Zustand“ sein. Tatsächlich wirkt das T-Modell außergewöhnlich gut erhalten. Bis auf eine Delle an der rechten Hintertür und ein paar Kratzer scheint die Karosserie die absolvierten 211.000 Kilometer prima überstanden zu haben. „Kein Rost“, betont Händler Charour. Die neuralgischen Stellen beim 124er – Wagenheberaufnahmen, Türunterkanten, Heckklappe – seien sauber. „Ich kenne die Macken von diesem Fahrzeug“, unterstreicht der Verkäufer. Wir allerdings auch. Auf zur Probefahrt. Vor 25 Jahren war er ein StarDer Dreiliter-Vierventiler springt nach kurzem Orgeln an und schiebt ordentlich los. Schade, dass es so kalt ist. Sonst könnte man den Klang mit offenem Schiebefenster genießen. Das Grollen im unterem Drehzahlbereich wirkt fast schon böse – liegt es an der fehlenden Dämmmatte unter der Motorhaube? Dann müssen wir erst einmal zur Zapfsäule. Die Tankanzeige ist auf Reserve, also gönnen wir dem alten TE ein paar Liter Super. Weiter geht es durch ein tristes Gewerbegebiet voller Speditionsfirmen und Hinterhof-Werkstätten. Kiesplatz und Gewerbegebiet sind heute das wenig glamouröse Zuhause dieses Luxuskombis. Vor 25 Jahren war das anders. Da war der 300-TE 24V einer der stärksten und edelsten Kombis auf dem Markt. 1989 präsentierte Mercedes-Benz die erste Modellpflege („Mopf 1“) des 124ers. Sie beinhaltete neue Motoren. So gab es für Limousine, Coupé und Kombi nun einen Dreiliter-Sechszylindermotor mit Vierventiltechnik aus dem Roadster 300 SL-24 (R129). Bis dahin galten Mercedes nicht als sportlich. Die Vierventiltechnik, bis dato primär dem Motorsport vorbehalten, änderte das. Bei den 124er-Kombis war bis dahin der 300 TE das Topmodell. Der 300 TE-24 brachte 40 PS mehr und beschleunigte den Eineinhalbtonner auf bis zu 222 km/h. Kenner empfehlen die HandschaltungDas machte den Benz zum idealen Autobahnauto. So etwas wie Spritzigkeit geht dem 300 TE-24 dennoch ab. Der Motor liefert seine Leistung erst im hohen Drehzahlbereich ab 4.000, 5.000 Touren, davor passiert aus heutiger Sicht etwas zu wenig. Kenner empfehlen den 24V daher mit Handschaltung, um ein „Kickdown-Massaker“ in hügeligen Gegenden zu vermeiden. Quelle: die-motorjournalisten.com | Haiko Prengel für mobile.de Im Berliner Stadtgebiet fährt der 300 TE-24 auch mit Fünfgang-Automatik prima. Mit den 220 PS ist man niemals untermotorisiert. Wer es auch mal gemächlich mag, für den ist dieser Kombi der ideale Gleiter. Das sei doch ohnehin das Schönste beim 124er, findet Händler Hassan Charour: „Das Fahrgefühl, die Stabilität – der liegt so fest auf der Straße!“ Sein blauer 24V bietet darüber hinaus einiges, das den Wagen interessant für Sammler macht. Helles Leder, Klimaanlage, elektrische Sitze, Schiebedach, Tempomat und als Siebensitzer sogar eine Rückbank auf der Ladefläche. Über eine „Vollausstattung“, wie die Anzeige verspricht, verfügt der Wagen aber nicht. Dafür fehlen beispielsweise Klimaautomatik oder Standheizung, auch das exklusive Sportline-Paket hatte der Erstbesitzer nicht geordert. Dafür bekam der Youngtimer erst kürzlich eine umfangreiche Inspektion. Laut Verkäufer Charour wurden Motoröl und Getriebeöl gewechselt, auch die Klimaanlage erhielt eine Wartung. Die sieben Jahre alten Reifen wurden nicht getauscht. Die Fensterheber hinten sind außer Funktion, laut Händler sind neue E-Motoren bestellt. Die Preise sind stark gestiegenVollkommen „rostfrei“ präsentiert sich das T-Modell ebenfalls nicht. Wer näher hinsieht, stößt auf kleine Korrosionsstellen an Radlauf und Kotflügel. Zudem rosten die hinteren Scheibenrahmen. Einige Macken habe das Fahrzeug, räumt Hasssan Charour ein. Deshalb koste der Benz nur 7.990 Euro und nicht 15.000 Euro. Tatsächlich sind die Preise für 124er Mercedes in den vergangenen Jahren stark gestiegen, insbesondere für gut erhaltene T-Modelle. Beim 300 TE-24 notiert Classic Data den Preis im Zustand 2 bei 13.900 Euro. 2015 waren es noch rund 7.000 Euro. Viele Extras an Bord erlauben einen zusätzlichen Aufschlag. Von Zustand 2 ist dieser 300 TE-24 ein Stück entfernt, zumal kein Service-Scheckheft vorliegt. Ob etwa die Zylinderkopfdichtung schon einmal gemacht wurde, kann Händler Charour nicht sagen. Auch die Instandsetzung der Heckscheibenrahmen ist aufwändig. Liebhaber des selten gewordenen 300 TE-24 werden dies aber in Kauf nehmen. Charour zeigt sich daher beim Preis verhandlungsbereit. Als Alternative bietet er an, die „Macken“ von einer Werkstatt gegen Aufpreis ausmerzen zu lassen. „Dann steht der Wagen tiptop da.“ Mercedes S124 T-Modelle bei mobile.de finden ***** In eigener Sache: Ab sofort verschicken wir unsere besten News einmal am Tag (Montag bis Freitag) über Whatsapp und Insta. Klingt gut? Dann lies hier, wie Du Dich anmelden kannst. Es dauert nur 2 Minuten. |