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Alfa Romeo Giulia: Test, Daten, Preis - Sieht toll aus, klingt aber etwas ruppig

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Perfekte Schönheit? Erst charmante Makel machen einzigartig. Wie bei Alfa Romeos Giulia. Wir fuhren den 180-PS-Diesel und waren trotz kleiner Schwächen begeistert.

Alfa Romeo Giulia im Test: Wir waren mit der Giulia auf dem Contidrom und im Alltag unterwegs Alfa Romeo Giulia im Test: Wir waren mit der Giulia auf dem Contidrom und im Alltag unterwegs Quelle: MOTOR-TALK

  • Alfa Romeo Giulia: Basispreis 33.100 Euro
  • 180-PS-Diesel: Unkultiviert aber flott
  • Fummeliges Infotainment und eingeschränkter Platz
  • Unglaublich fahraktiv: Top Lenkung und Fahrwerk

Berlin – Es muss am Namen liegen. Männliche Autotester können die Alfa Romeo Giulia nicht beschreiben, ohne die Metapher "Frau" zu bemühen. Es geht dann nur noch um Schönheit, Rasse, Rundungen, Sportlichkeit. Es stimmt ja auch, die Giulia sieht unglaublich gut aus. Sie hat Klasse, gerade weil sie sich nicht um Kleinigkeiten schert. Sie verkörpert Dynamik und Eleganz. Ja, man kann sie eine wunderschöne Italienerin nennen.

Und jetzt stellt Dir vor, diese Italienerin erblickt Dich. Sie kommt auf Dich zu und spricht Dich an - und das klingt dann wie ein Berliner Bauarbeiter am Montagmorgen. Ruppig, laut und ungehobelt. Wie der 2,2-Liter-Vierzylinder-Diesel in unserem Testwagen.

Knurriger Diesel: Die Laufkultur des 2,2-Liter-Motors "beeindruckt" besonders im Stand Knurriger Diesel: Die Laufkultur des 2,2-Liter-Motors "beeindruckt" besonders im Stand Quelle: MOTOR-TALK

Das ist doch kein Problem

Selten hat der Diesel so wenig zu einem Auto gepasst, wie bei der Giulia. Das liegt nicht unbedingt am Antrieb selbst, sondern daran, wie ihn Alfa hier abliefert. Wird der Startknopf – wie bei Ferrari auf dem Lenkrad – gedrückt, tuckert der 180 PS-Diesel laut los. Beim ersten Mal erschrickt man regelrecht: So ein ungehobelter Motor in so einem Auto? Dann nach zwei drei Fahrten wird es egal.

Genauso, wie die zu kleinen hinteren Türen, beim Versuch, ein Kind mit zugehörigem Sitz anzuschnallen. Wie die zu kleine Kofferraumöffnung, wie das fummelige Infotainment. Wie der Blinker, der bei kurzem Antippen fünf Mal (!) blinkt, obwohl man nur schnell an einem Zweite-Reihe-Parker vorbeihuschen möchte.

Das sind keine Makel, die man lieben lernt, wie die kleine Narbe der italienischen Urlaubsliebe. Nein, die Makel der Giulia bleiben Makel. Sie machen sie nicht schöner. Aber man kann über sie hinwegsehen. Denn dieses Auto ist ein Statement. Fahrwerk, Lenkung, Sitzposition, Schaltung, Innenraumgestaltung und, ja, auch der unkultivierte Diesel bereiten am Ende deutlich mehr Freude, als die Fehler Frust. Wieso, lest Ihr in unserer Detail-Betrachtung.

Karosserie/Platzangebot: Enge Zugänge

Die Giulia ist 4,63 Meter lang, 2,02 Meter breit, 1,44 Meter hoch, Radstand 2,82 Meter. Das sind viele Zahlen – nur wenige weichen von denen für den Hauptkonkurrenten von BMW (3er) ab. Scheint also, als mache Alfa vieles richtig.

Das gilt auch für den Kofferraum. Die Giulia kann 480 Liter Gepäck aufnehmen, wie der 3er, wie die Mercedes C-Klasse, wie der Audi A4. Allerdings ist die Kofferraumöffnung klein und die Ladekante hoch, mit sperrigen Gegenständen wird es fummelig.

Das gilt auch für den hinteren Einstieg. Die Türen wirken kleiner als bei der Konkurrenz, und sie öffnen nicht sehr weit. Das nervt beim Anschnallen von Kindern, oder beim Mitnehmen von Oma und Opa.

Schick und einfach: Das Cockpit der Giulia ist klar aufgeteilt, wir fanden das sehr angenehm Schick und einfach: Das Cockpit der Giulia ist klar aufgeteilt, wir fanden das sehr angenehm Quelle: MOTOR-TALK

Interieur: Klar, einfach, schick

Sitzen Gäste und Fahrer erstmal in der Giulia, gibt es wenig zu meckern. Auf den hinteren Sitzen könnte der Platz etwas großzügiger ausfallen, Fahrer und Beifahrer bekommen genügend Raum. Vom Italien-Klischee einer schlechten Verarbeitung kann keine Rede sein. Leder und Kunststoffe sind von vernünftiger Qualität und gut verarbeitet. Verkleidungen, Schalter und Hebel wackeln und klappern nicht. Bravo Alfa, das war in der Vergangenheit nicht selbstverständlich. Etwas Luft zu Audi und Mercedes bleibt aber.

Besonders ins Herz schlossen wir das schicke Lenkrad und den kugelrunden Schaltknauf. Beides vermittelt Sportlichkeit und liegt perfekt in der Hand. Ansonsten mag es Giulia ordentlich. Die Instrumente und der kleine Bordcomputer sind übersichtlich gestaltet, der Bildschirm für das Infotainment schön integriert. Wer es klar und logisch mag, fühlt sich wohl in diesem Cockpit.

Infotainment: Manches nervt einfach

Für das Infotainment gilt das nur bedingt. Dabei liegt die Schwäche nicht in unübersichtlichen Menüs oder der Steuerung. Wie bei fast allen Mitbewerbern wird das System über einen Drück-Dreh-Regler gesteuert. Das funktioniert gut, auch Auflösung und Gestaltung stimmen.

Allerdings nervt die Elektronik mit Kleinigkeiten. Wer über Bluetooth Musik vom Handy hört, muss sein Gerät bei jedem Einsteigen neu bestätigen – auch nach einem kurzen Stopp. Bei anderen Herstellern fängt die Musik da an, wo sie aufgehört hat. Wer einen Straßennamen im Navigationsmenü sucht, muss viele Buchstaben eingeben, bis das System einen Treffer landet. Die Buchstaben sind dabei so klein, dass man dazu besser anhält.

Assistenzsysteme: Übersichtlich

Über die Assistenzsysteme der Giulia gibt es vor allem eines zu sagen: Es sind nicht viele. Abstandsregeltempomat? Fehlanzeige. Das stört aber nicht – in der Giulia fährt man am liebsten ungefiltert. In der Preisliste stehen für die Sicherheit ein Kollisionswarner, der bis 65 km/h autonom bremst. Und ein Spurhalte-Assistent, der piept, aber nicht eingreift. Löblich: Beide gehören zur Serienausstattung.

Ein Totwinkel-Assistent und ein Fernlichtassistent kosten dagegen mitunter Aufpreis. Ersterer lohnt sich immer, letzterer arbeitete in der Giulia teilweise ungenau. Die Lichthupe Entgegenkommender bekamen wir aber nicht zu sehen. Dafür hörten wir den Einparkassistenten oft auch während des Wartens an der Ampel – ohne Vordermann, wohlgemerkt.

Das Fahrwerk arbeitet sportlich und präzise - ingesamt ist die Giulia etwas für dynamische Fahrer Das Fahrwerk arbeitet sportlich und präzise - ingesamt ist die Giulia etwas für dynamische Fahrer Quelle: MOTOR-TALK

Antrieb: Ratter, ratter

Über den Klang des 2,2-Liter-Vierzylinder-Turbodiesel haben wir uns ausgelassen. Kommen wir zum Positiven: Für einen Diesel macht der Motor richtig Spaß. Das mag mehr am Gesamtkonzept liegen als am Antrieb selbst, aber hallo: In 7,2 Sekunden sprintet die Giulia auf 100 km/h. Wer dabei flott die Gänge des Sechsgang-Getriebes (mit dem schönen runden Schaltknauf) durchschaltet, kann beinahe vergessen, dass vorn Öl verbrennt. Der Selbstzünder zieht gut durch und beherrscht auch höhere Drehzahlen. Die Höchstgeschwindigkeit von 230 km/h reicht mehr als aus, erst oberhalb von 140 km/h wird es laut im Innenraum.

Cockpit, Lenkrad, Sitzposition, das alles animiert zu flotter Fahrt. Umso erstaunlicher ist, dass der Diesel bei ausgesprochen flinker Fahrweise in der Stadt mit 7,5 Litern zufrieden ist. Angegeben wird er mit 5,2.

Fahrwerk/Lenkung: Gelebter Sport

Alfa und Giulia, da geht es traditionell neben der Schönheit um Sportlichkeit. Alfa erreicht einen dynamischen Fahrendruck vor allem durch das Gesamtkonzept – und das ist vielleicht das Beste an der Giulia. Das klare Cockpit, Lenkrad, Sitzposition sorgen für das richtige Feeling. Lenkung und Fahrwerk machen es perfekt.

Das Fahrwerk hat eine straffe Grundeinstellung, unbequem hart wird es nie. Wer „richtig bequem“ will, sollte allerdings eher bei der Mercedes C-Klasse mit Luftfederung schauen. Mit einer 50-50-Gewichtsverteilung und einer direkten und präzisen Lenkung lässt sich das Auto traumhaft einfach ums Eck steuern. Trotz Hinterradantrieb bleibt die Giulia gutmütig und immer präzise. Auch bei einer flotten Runde über den Handlingkurs. Schade ist dann nur: Beim unserem Diesel-Testwagen lässt sich das ESP nicht abstellen.

Super Handling: Besonders Lenkung und Fahrwerk der Giulia begeistern Super Handling: Besonders Lenkung und Fahrwerk der Giulia begeistern Quelle: MOTOR-TALK

Fazit: Ausstattung/Preis: Schön aber teuer

Die Giulia ist nicht nur ein Auto, sondern ein Statement. Ähnlich wie der Jaguar XE, nur mit mehr Sportsgeist. Wer sich hauptsächlich dafür interessiert, muss nicht mehr viel nachdenken.

Die Giulia gibt es mit 136-PS-Diesel ab 33.100 Euro. Mercedes C-Klasse (1,6-Liter-Diesel, 116 PS, 34.153 Euro), Audi A4 (2,0-Liter-Diesel, 122 PS, 34.100 Euro) und BMW 3er (2,0-Liter-Diesel, 116 PS, 33.300 Euro) kosten als Basisdiesel durch die Bank mehr und leisten weniger.

Noch mehr Sport bietet Alfa optional an: Zum Beispiel im Performance-Paket mit mechanischem (!) Sperrdifferenzial und adaptivem Fahrwerk für faire 2.000 Euro. Luxus und das übliche Komfort-Programm gibt es ebenfalls optional. Xenon-Scheinwerfer kosten 1.400 Euro, vermisst haben wir schon im Berliner Herbst Sitz- und Lenkradheizung.

Im Winter-Paket (plus elektrisch verstellbare Sitze mit Memory-Funktion und beheizbare Scheibenwaschdüsen) kostet beides 1.450 Euro. Nur ausgefuchste Assistenzsysteme und besonderen Infotainment-Schnick-Schnack gibt es eben nicht. Wir haben dies nicht vermisst.

Technische Daten – Alfa Romeo Giulia

  • Motor: 2,2-Liter-Vierzylinder-Turbodiesel, Direkteinspritzer
  • Getriebe: Sechsgang-Handschaltgetriebe, Heckantrieb
  • Leistung: 180 PS (132 kW) bei 3.750 U/min
  • Drehmoment: 400 Nm bei 1.500 U/min
  • 0 – 100 km/h: 7,2 Sekunden
  • Höchstgeschwindigkeit: 230 km/h
  • Verbrauch (NEFZ): 4,2 Liter pro 100 km
  • CO2 pro km: 109 g
  • Länge: 4,634 m
  • Breite: 2,024 m
  • Höhe: 1,436 m
  • Radstand: 2,820 m
  • Leergewicht (EU-Norm inkl. Fahrer): 1.475 kg
  • Kofferraumgröße: 480 l
  • Listenpreis Testwagen: 47.790 Euro
  • Basispreis Testwagen: 37.400 Euro
  • Listenpreis Basismodell: 33.100 Euro
Avatar von granada2.6
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