Ein Oldtimer als Firmenwagen? Das schmückt Fahrer und Unternehmen und kann steuerliche Vorteile bringen. Bei überteuerten Preziosen hört der Spaß für die Finanzbehörden aber auf.
Von Haiko Prengel Berlin - Er keucht heiser. Dann nagelt er los und schwärzt mit einer Rußwolke die Umgebung. So ein alter 508 D muss sich die Vorkammern erst einmal ordentlich freihusten, wie ein Kettenraucher die Lungen vor der ersten Zigarette. Doch wenn der blassgrüne Mercedes-Lkw von Olaf Winkler erst einmal warm ist, läuft er fantastisch. „Ich wollte ja ein robustes Arbeitstier“, sagt der Berliner und klopft anerkennend auf das Blech des 35 Jahre alten Dreiseitenkippers. Auf dem Tacho stehen 270.000 Kilometer, nicht wenig für ein ehemaliges Baustellenfahrzeug. „Neue Lkw sind einfach extrem teuer“, erklärt Winkler. Zum anderen ist sein historischer T2 - von Kennern auch liebevoll „Düdo“ genannt - für sein Unternehmen so etwas wie das perfekte Aushängeschild. Die meisten Leute lieben alte Autos. „Meine Karre finden alle cool und hübsch“, meint Winkler. Mit H-Kennzeichen Steuern sparenOldtimer als Firmenwagen, das liegt im Trend. Das Hobby mit dem Beruf verbinden, ein cooles Firmenauto fahren: Immer mehr Unternehmer schaffen sich ein Dienstfahrzeug mit H-Kennzeichen an. Doch Klassiker eignen sich nicht nur als fahrende Visitenkarte, man kann mit ihnen auch ordentlich Steuern sparen. Mit dem Wert des Oldies wächst auch das BetriebsvermögenNoch interessanter wird es bei besonders edlen Oldtimern. Ein Porsche 911 von 1969 beispielsweise kostete ursprünglich etwa 20.000 Mark. Heute ist er ein Vielfaches wert. Doch das Finanzamt rechnet beim geldwerten Vorteil für Fahrer von Dienstwagen ausschließlich mit der 1-Prozent-Regel, die sich auf den Listenpreis bei der Neuzulassung bezieht. So eine Rechnung sei tatsächlich erst einmal „verlockend“, sagt der Berliner Steuerberater Oskar Boehling (Name von der Redaktion auf Wunsch geändert). Das Problem ist aber, dass Oldtimer im Vergleich zu Neuwagen oder jüngeren Gebrauchten nicht an Wert verlieren, sondern mit der Zeit immer wertvoller werden. Und genau dieser Wertzuwachs wird im Betriebsvermögen angerechnet. „Das bedeutet Steuern zahlen“, erklärt Boehling. Ein eventueller finanzieller Vorteil werde dann schnell zum Nachteil. Der Oldtimer muss einen betrieblichen Bezug habenSo wurde einem Geschäftsmann aus Baden-Württemberg per Gerichtsurteil untersagt, seinen Jaguar E-Type, Baujahr 1973, als Dienstwagen steuerlich abzusetzen. Der Mann hatte 75.000 Euro für den Klassiker bezahlt und wollte den Kaufpreis über vier Jahre als Betriebsausgabe abschreiben. Doch das Finanzgericht Baden-Württemberg urteilte, dass die Kosten für solch ein Fahrzeug keine Betriebsausgaben, sondern „unangemessene Repräsentationsaufwendungen“ seien (Urteil Az. 6 K 2473/09). Ohne betrieblichen Bezug sei ein Jaguar E-Type nämlich eher der Freizeitgestaltung zuzurechnen. Der unterlegene Kläger hatte seinen Oldtimer nur viermal zu Kundenbesuchen eingesetzt und war dabei insgesamt 539 Kilometer gefahren. Der typische Vertreter-Passat reißt so etwas an einem Tag ab. Noch gebe es zu solchen Fällen keine einheitliche Rechtsprechung, sagt Steuerberater Oskar Boehling. Wer aber auf Nummer sicher gehen will, sollte seinen Oldtimer besser nicht ins Betriebsvermögen aufnehmen, zumal sich dies vor allem bei Fahrzeugen mit niedrigem Anschaffungspreis steuerlich kaum rechne. Und als fahrende Visitenkarte kann man den Wagen ja trotzdem nutzen, mit oder ohne Firmenaufschrift auf dem Wagen. Ein Dodge Power Ram für den Holzfäller„Elite Holzbau“ steht auf dem Dodge Power Ram von Eric Bensemann. Wenn der Zimmermann aus Brandenburg mit seinem Monster-Pick-Up aufkreuzt, schrumpft jedes SUV zum Kleinwagen. Unter der Haube sitzt ein 5,7 Liter großer Smallblock-V8 mit Edelbrock-Vergaser, der etwa 200 PS leistet. Minimum 20 Liter genehmigt sich der Dodge, 30 Liter sind auch kein Problem, je nach Fahrweise. Glücklicherweise hatte schon der Vorbesitzer eine Gasanlage eingebaut, dadurch sinken die Spritkosten enorm. Darüber hinaus ist der US-Oldtimer natürlich das ideale Aushängeschild für seinen Betrieb, den diesen riesigen Pick-Up kann man einfach nicht übersehen. Immer wenn Eric Bensemann mit dem Wagen durch Berlin-Friedrichshain, seinem Zweitwohnsitz, bollert, rufen die kleinen Kinder: „Guck mal Papa, ein Monster-Truck!” Die Eltern gucken aber auch öfters mal entsetzt. Mehr Aufmerksamkeit geht nicht. |
