Der Audi Q2 ist ein kleines SUV, bietet viel Platz, fährt ordentlich und sieht für einen Audi sogar originell aus. Was soll da noch schiefgehen? Erste Fahrt.
Von Michael Specht Zürich - Ein „zu spät“ scheint es bei SUV nicht zu geben. Der Boom hält an. Den größten Zuwachs haben derzeit kleine City-SUV. Der Erfolg dieser Autos ruft sogar Audi auf den Plan. Mit dem Q2 will Audi den Mercedes GLA angreifen, der eine halbe Klasse höher unterwegs ist. vor allem aber die Alleinstellung des Mini Countryman brechen. Der angejahrte Countryman wird 2017 erneuert. Audi ist mit dem Q2 ein paar Monate früher dran, die Markteinführung ist für November angesetzt. Bestellt werden kann der Wagen ab Mitte Juli. Die Preise beginnen bei 22.900 Euro. Beim Q2 traut sich Audi sogar was: Er sieht nicht aus wie ein verkleinerter Q5. Deutlichstes Merkmal: Das von Audi so genante „Blade“, eine farblich abgesetzte Platte an der C-Säule. Auf Wunsch kann der Händler das Blade später gegen ein andersfarbiges tauschen. Laut Audi soll es insgesamt über fünf Millionen Konfigurationen an Farben, Dekorleisten und Polstern geben. Bequemes Ein- und AussteigenQuelle: AudiDer Q2 ist nur 4,19 Meter kurz, damit kürzer als der A3, auf dessen Plattform er steht. Obwohl man im Q2 gut acht Zentimeter höher sitzt als im Audi A3 und sehr viel bequemer ein- und aussteigen kann, kommt nicht das Gefühl auf, in einem hochgelegten Geländewagen zu sitzen. Audi schaffte es, die Lenksäule flacher und das Lenkrad steiler zu stellen. „Man sitzt betont sportlich im Q2“, sagt Jens Kosyna von der Technischen Projektleitung. Was nichts mit eingeschränktem Raumgefühl zu tun hat. Trotz der kompakten Abmessungen bietet der Q2 viel Platz, auch auf den Rücksitzen. Der Kofferraum ist mit 405 Litern größer als im A3 Sportback oder im Golf, gut zugänglich und glattflächig. Die Rücksitzlehnen lassen sich entweder zu 60/40 oder gegen Aufpreis 40/20/40 umklappen. Dann passen bis zu 1050 Liter in den Q2. Der Ladeboden steigt minimal an, doch normalen Transportaufgaben dürfte dies nicht im Wege stehen. Auch eine elektrische Heckklappe hat Audi im Angebot. Die Qualität der Materialien und deren Verarbeitung passt zum Audi-Anspruch. Da kommt in dieser Fahrzeugklasse derzeit keiner mit. Erstmals gibt es sogar hinterleuchtete Dekorleisten. Stolz ist Audi auf das (aufpreispflichtige) virtuelle Cockpit, das für den Q2 beim Vorstand durchgeboxt wurde. Wie beim TT, Q7 und A4 lässt es sich individuell umstellen, je nach dem, was einem wichtigster erscheint: Instrumente oder Navigation. Auf Wunsch mit HotspotWer das Paket MMI Navigation Plus bestellt, erhält eine sogenannte „Embedded SIM-Card“ im Fahrzeug, also einen fest verlöteten Chip, der drei Jahre kostenfrei Zugang in Europa zur Navigation (inklusive Google-Earth-Darstellung) und verschiedenen Online-Diensten bietet. Außerdem bietet Audi einen WLAN-Hotspot sowie Apple CarPlay und Android Auto. Quelle: Audi Schade, dass das Head-up-Display nicht so recht zum hohen Qualitätsstandard passt. Die Spiegelung erfolgt nicht in die Windschutzscheibe, sondern in kleines Stück Plexiglas. Das können andere inzwischen besser. Motoren: Benziner bis 150, Diesel bis 190 PSBei den Antrieben griff Audi ins gut gefüllte Konzernregal. Den Einstieg bildet für 22.900 Euro der kleine Dreizylinder-Einliter-Turbobenziner mit 116 PS. Reicht das? Durchaus: Der Dreizylinder dreht knurrig und flott, und wirkt nicht überfordert. Der Grund liegt im relativ geringen Gewicht das Basis-Q2: 1205 Kilogramm. Der bekannte Vierzylinder-Turbobenziner mit 1,4 Liter Hubraum und Zylinderabschaltung (ab 24.900 Euro) passt dennoch besser. 150 PS und 250 Newtonmeter Drehmoment reichen dem kompakten SUV bestens, zumal der TFSI seine maximale Kraft bereits bei 1500/min ins Getriebe schickt. Den Verbrauch gibt Audi mit 5,4 l/100 km an. In der Praxis dürften es rund sieben Liter sein. Stärkere Benziner gibt es zur Markteinführung des Q2 nicht. Wer mehr will, muss entweder zum stärksten Diesel mit 190 PS greifen (ab 34.000 Euro) oder bis zum nächsten Frühjahr auf den Zweiliter-Miller-Zyklus-TFSI mit 190 PS warten. Ansonsten bietet Audi im Q2 noch den 1,6-Liter-Diesel (TDi) mit 116 PS (ab 25.850 Euro) und den 2.0 TDI mit 150 PS (28.150 Euro) an. Alle Motoren können mit der 7-Gang S tronic (2000 €) kombiniert werden. Die 190-PS-Version hat DSG und Allrad serienmäßig, für den 150-PS-TDI ist der Allradantrieb optional (2000 €). Beim 150-PS-TFSI soll der Quattro vielleicht später kommen. Kein Plug-in, kein RSQ2Und was ist mit einem SQ2? Projektleiter Jens Kosyna sagt: „Hergeben tut der MQB so einiges.“ Das dürfte wohl „ja“ bedeuten. Der SQ2 dürfte den mehr als 300 PS starken Motor aus dem TT beziehungsweise S3 erhalten. Zuviel des Guten wäre dagegen ein RSQ2. Zwar würde der 400-PS-Fünfzylinder aus dem TT RS passen, doch dürfte die Nachfrage den Aufwand nicht lohnen. Gleiches gilt für einen Plug-in-Antrieb wie im A3 e-tron. Technisch laut Projektleiter Kosyna alles kein Problem, nur schreitet die Batterie-Entwicklung derzeit so schnell voran, dass es vermutlich eher einen rein elektrischen Q2 e-tron geben wird. Bezeichnend ist, wie leise und komfortabel der Q2 fährt, wie solide und fest er sich anfühlt und wie knackig er ums Eck geht. „Wir haben dem Q2 die Progressiv-Lenkung aus dem S3 spendiert“, sagt Jens Kosyna. Das gesamte Auto hinterlässt einen sehr stimmigen Eindruck: fühlt sich innen größer an als es außen ist, fährt selbst mit dem kleinen Dreizylinder noch anständig (aber unbedingt DSG nehmen!) und hebt sich mit seinem Design ein wenig aus dem sonstigen SUV-Einerlei ab. Gute Arbeit, Audi. Audi Q2: Technische Daten
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