Mazda MX-5 heißt auf Italienisch Fiat 124 Spider – frei übersetzt. Der Italiener hat die gleiche Basis, macht aber einiges anders. Erste Fahrt im Italo-Roadster.
Verona – Sie haben sich nur knapp verpasst. Als der Mazda MX-5 1989 auf den Markt kam, war der Fiat 124 Spider seit vier Jahren weg. Fiat hatte ihn zwar ab 1975 nicht mehr in Europa angeboten, bei Pininfarina lief er aber noch bis 1985 als Spidereuropa vom Band. Jetzt treffen die beiden sich wieder, als Brüder im Geiste und im Blech. Die Japaner schwenken im Roadster MX-5 seit Jahren einsam die Purismus-Flagge im Fahrtwind. Ein Vertrag mit Fiat besiegelte, dass Mazda für die Italiener nun ebenfalls Roadster baut. Schön ist, so viel vorab, dass Mazda MX-5 und Fiat 124 Spider trotz gleicher Plattform sehr unterschiedliche Autos sind. Der Fiat wurde länger und dadurch optisch schmaler, typisch italienischer Anzug. Sein Motor ist kleiner, aber stärker. 140 PS leistet die Basisversion des Hecktrieblers. Der 1,4-Liter-Motor wird von einem Turbo beatmet, während Mazda einen 1,5- oder 2,0-Liter-Sauger einbaut. Ändert das den Charakter grundlegend? In der Nähe von Verona finden wir es heraus. Wer braucht schon ein ElektroverdeckQuelle: FiatDie Erinnerungen an die letzte Fahrt im MX-5 sind nur leicht verblasst. Hände, Hintern und Gasfuß wissen noch, wie der kleine Roadster sich anfühlt. Passt, unverändert. Im Innenraum unterscheiden Mazda und Fiat sich nicht. Das Design sagt Mazda, auf dem Pralltopf im Lederlenkrad steht: Fiat. Griff zum Verdeckhebel, klack, Dach nach hinten und mit kräftigem Druck verriegeln. Nach drei Sekunden scheint die Sonne auf den Kopf. Elektroverdeck? Braucht kein Mensch. Druck auf den Startknopf, ein paar Gasstöße – naja. Was da aus dem Dppelrohrauspuff tönt, klingt eher unaufgeregt. Das wird sich auf den nächsten Kilometern nicht ändern. Ein bisschen schade, gerade bei einem Roadster. Schnell wird klar, dass der Motor andere Vorzüge hat. Er reagiert direkt aufs Gaspedal. Was der Fuß macht, setzt sich fast ohne Verzögerung in Vortrieb um. Fast wie bei einem Sauger. Unter 2.500 Umdrehungen passiert nicht viel, dann geht er gut – allerdings nicht sehr lange. Ab 5.000 U/min ist schon wieder Feierabend. Aber das reicht. Kleine gewundene Landstraßen, enge Kurven: Mit Schwung wirft man den Spider von Biegung zu Biegung. Er neigt sich zur Seite, lehnt sich auf die Hinterachse, stützt sich auf das kurvenäußere Vorderrad, jederzeit gutmütig. Man spielt mit dem kleinen Roadster. Mit Schwung geht es auf die Gerade. Nächste Kurve. Der kleine Schaltknüppel klackt nach vorne, dritter Gang. Die Wege sind schön kurz, die gut platzierten Pedalen erlauben Bremsen mit Zwischengas. Einlenken, neutral geht der Spider ums Eck. Kein Untersteuern, nicht einmal wenn die Reifen dem Limit nah sind. Der Spider kann: Fahrspaß. Abarth: Italo-House gegen CaprifischerEr kann auch entspannt gleiten. Der Turbo hat Vorteile: Mehr Drehmoment untenrum bedeutet wenig Schaltarbeit. Sonnenbrille auf, den Arm baumeln lassen und viel zu langsam durch die Landschaft gondeln – si, certo! Der Fahrtwind zaust leicht das Haar, es riecht nach gemähtem Gras, fast wie Basilikum. Oder nach Müllkippe – roadstern kann auch Nachteile haben. Aber das Beste wartet noch. Da 140 PS nicht gerade ein Brett sind, hat Fiat die Jungs von Abarth an den Spider gelassen. Das Ergebnis ist – immer noch kein Brett. 170 PS, 250 Newtonmeter und etwas mehr Ausstattung kosten hier 40.000 Euro. Richtig gelesen, 16.000 Euro Aufpreis zum Basismodell für 30 PS mehr. Einerseits. Andererseits: Die Mehrlenker-Hinterachse wurde überarbeitet, an den Rädern federn straffere Bilstein-Dämpfer, an der Hinterachse sperrt ein mechanisches Differenzial. Gebremst wird mit Vierkolben-Brembos. Als Bonus bläst der Abarth die Abgase durch eine Sportauspuffanlage mit Klappensteuerung, Motorhaube und Kofferraumdeckel schimmern mattschwarz. Zum Basis 124 verhält sich das wie die Caprifischer zu Italo-House. Der Abarth klingt rotzig, nicht vulgär, aber manchmal sprotzelt er beim Schalten aus der vierflutigen (!) Auspuffanlage. Die Mehrleistung spürt man kaum, dafür das Sperrdifferenzial. Wo der Fiat neutral durch die Biegungen schneidet, dreht der Abarth schön das Heck ein. Quelle: Fiat Dabei ist er nicht ungehörig hart. Etwas straffer als der Fiat, ein gutes Stück agiler, viel lauter – eine austrainierte Version des Fiat. Wenn Geld keine Rolle spielen würde: Der Abarth wäre es, ohne Zögern. Mit Handschaltung natürlich, nicht mit Automatik, die Abarth auch anbietet. Warum auch immer. Mazda oder Fiat?Aber Geld spielt eine Rolle. Und der Fiat macht fast genauso viel Spaß – kostet selbst als besser ausgestatteter Lusso 26.490 Euro. Da ist die Klimaautomatik dabei, der Tempomat und Ledersitze mit feinem Seitenhalt und Sitzheizung. Viel mehr muss eigentlich nicht sein. Vielleicht noch das Radio mit 7-Zoll-Touchscreen (1.000 Euro) und das Navi (1.000 Euro), das es leider nur in Verbindung mit der unnötigen Rückfahrkamera gibt. Und die LED-Scheinwerfer (1.000 Euro), weil sie besser aussehen. Fertig ist ein richtig feines Spaßcabrio. Und der Mazda? Der MX-5 will mehr geschaltet werden, drängt mehr übers Heck. Der Motor klingt kerniger, hängt noch besser am Gas. Der Fiat ist neutraler, mehr etwas für Genießer - aber nicht nur. Am Ende wird für die meisten das Design entscheiden. Der grimmige Mazda oder der elegante Fiat? Am Preis sollte es nicht liegen. Der etwas schwächere Mazda ist 1.000 Euro billiger. Und dann gäbe es noch den großen MX-5 mit 2,0 Liter Hubraum und 160 PS. In jedem Fall: Schön, wenn man die Wahl hat. Technische Daten Fiat 124 Spider
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