Kia und Luxus, das klingt wie Coq au Vin bei KFC. Falsch. Die Koreaner kaufen oft teure Autos aus der Heimat. Wie gut die sind? Wir haben es in einem Kia K7 getestet.
Seoul/Korea - Eine schwarze Limousine parkt neben der nächsten. Dazwischen ein silbernes Modell. Auf den ersten Blick erkennt man auf dem Parkplatz des Grand Hyatt nichts Ungewöhnliches. Aber auf den zweiten. Denn statt der üblichen Verdächtigen von Audi, BMW und Mercedes stehen hier Luxuslimousinen von Ssangyong, Genesis, Kia, Chevrolet und Samsung. Der Grund ist einfach: Dieses Grand Hyatt steht nicht in Berlin oder Brüssel, sondern in Seoul. Und in der koreanischen Hauptstadt ist der Luxusmarkt fest in der Hand der heimischen Autohersteller. Der Verkehr ist gesitteter, die Autos sind gepflegterQuelle: SPX / Benjamin Bessinger Wir sitzen in einem Kia K7 und fahren durch die Zehn-Millionen-Metropole. Die Häuserschluchten in Seoul sehen mit den internationalen Franchise-Ketten darin kaum anders aus als in Stuttgart oder Stockholm. Doch der Verkehr hier verläuft gesitteter, und die Autos sind alle besser in Schuss. Denn die Koreaner sind so verliebt in ihre Autos, dass sie sie ständig polieren und sogar die Schaumstoffpolster und Schutzfolien von der Auslieferung dran lassen, damit sie möglichst lange nagelneu aussehen. Der K7 fühlt sich von innen vertraut an. Das liegt daran, dass die 4,97 Meter lange koreanische Limousine einem ähnlich großen Fünfer-BMW oder einer Mercedes E-Klasse in kaum etwas nachsteht. Gestern noch ein schmuckloser Billiganbieter, bewegt sich Kia mit dem K7 ganz selbstverständlich in der Business-Klasse und stiehlt den Konkurrenten aus Deutschland nicht nur mit dem frischeren Design die Schau. Im K7 thront man auf einem Sessel, der sich bequemer einstellen lässt als die Massageliegen am Flughafen Incheon. Der Blick schweift über dickes Leder, noble Konsolen und ein schmuckes Cockpit. Wo man den K7 anfasst, fühlt er sich gut an. Die Überraschung liegt im DetailQuelle: SPX / Benjamin Bessinger Weil sich viele reiche Koreaner lieber chauffieren lassen als selbst zu lenken, ist die Beinfreiheit bei einem Radstand von 2,86 Metern ausgesprochen großzügig. Die Sitzbank hinten ist mindestens so bequem wie die Sessel in der ersten Reihe. Es gibt eine eigene Sitzheizung, eine eigene Klimazone und teilweise auch Jalousien für die Privatsphäre. Und weil hinten zumeist der Chef sitzt, kann man den Beifahrersitz auch vom Fond aus nach vorne surren lassen. Also alles wie immer in diesem Segment? Nicht ganz. Denn wie so oft in Korea liegen die Überraschungen im Detail. Im K7 ist das der große Infotainment-Bildschirm, wo man selbst ohne Koreanischkenntnisse schnell das Navigationsmenü findet und dann nur noch staunen kann. Denn nirgendwo sonst gibt es so brillante Grafiken und so detailreiche Karten wie in der Heimat der Handys von Samsung & Co. Selbst Parkverbote sind mitsamt der zeitlichen Einschränkungen eingezeichnet. Und auf den meisten 3-D-Animationen stimmen sogar die Farben der Leuchtreklamen mit der Wirklichkeit überein. Wie in einer eigenen WeltVon der Rückbank des Kia K7 erlebt man Südkorea wie von einem Kinosessel aus, so weit entrückt ist die Welt jenseits der dick gedämmten Karosserie. Vom Rauschen des Windes und dem Rollen der Reifen ist im Auto kaum etwas zu hören. Und das Fahrwerk ist wie bei allen Autos in Korea samtig weich abgestimmt. So fährt man im K7 in seiner eigenen Welt. Quelle: SPX / Benjamin Bessinger Dass man dabei nicht ganz den Kontakt zur Realität verliert, ist ebenfalls ein Verdienst der Kia-Elektronik. Denn die Assistenten für Spurführung und Spurwechsel sowie die Kontrolle des Abstands sind so übervorsichtig programmiert, dass einen ein ständiges Piepen und Fiepen zurück ins Hier und Heute holt. Und es ist wieder das Navigationssystem, das entzückt. Denn im Kampf gegen die wahrscheinlich pingeligste Verkehrsüberwachung der Welt zählt es metergenau auf jede Radarfalle herunter und berechnet zwischen zwei Kontrollstellen sogar die Differenz zum erlaubten Durchschnittstempo. Leise in der Stadt, lahm auf der AutobahnFür ihren 3,3 Liter großen Sechszylinder-Direkteinspritzer mit 290 PS und einer famosen Achtgang-Automatik haben die Koreaner viel Lob geerntet. Wir sitzen heute in der Hybridversion des K7. Und die ergibt mit ihrem 160 PS starken 2,4-Liter-Vierzylinder und einer E-Maschine von 52 PS im Stadtverkehr nicht nur Sinn, sondern macht auch Spaß. Der 1,76 kWh-Akku ist zwar vergleichsweise klein. Doch dank des extrem zähfließenden Verkehrs in Seoul wird er ständig neu geladen, und man kann die meiste Zeit flüsterleise durch die Stadt surren. Quelle: Kia Draußen auf der Autobahn ist das ein bisschen anders, und der Limousine geht überraschend schnell die Puste aus. Das ändert sich auch nicht, wenn man vom entspannten Öko-Modus in den Sport-Betrieb wechselt. Tempo 140 oder 150 sind kein Problem, und natürlich kratzt der K7 auch an der 200er-Marke. Doch so dicht wie hier die Radarfallen stehen, kann man dafür kaum genügend Anlauf nehmen - wenn man danach nicht wieder voll in die Eisen steigen möchte. So richtig engagiert mag man mit dem Hybriden vielleicht nicht fahren. Doch dafür fährt man umso entspannter. Quelle: SP-X |