Der Einstieg in die Mittelklasse mit Kombiheck fängt bei Mercedes mit dem C160 T an. Quält man sich damit im Alltag? Das wollten wir wissen und wurden positiv überrascht.
Nur 1,6 Liter Hubraum, 129 PS, Handschaltung und wenig Drehmoment. Der C 160 T ist der günstigste Kombi in Mercedes' Mittelklasse. Dass das trotzdem nichts mit Verzicht zu tun hat, erfuhren wir in zwei Wochen mit dem T-Modell. Weiter unten findet ihr die Wertung im Detail.
Berlin – Eigentlich ist dieser Test schon zu Ende, bevor er richtig angefangen hat. Einerseits. Ein C-Klasse T-Modell vom unteren Ende wollten wir haben. Denn das liegt beim Daimler so tief wie nirgendwo sonst im Segment: Im C 160 T arbeitet ein Vierzylinder-Benziner mit 129 PS. Wobei Mercedes sich nur bei der Leistung zurückhält. BMW setzt im 318i einen 1,5-Liter-Motor mit drei Zylindern ein, Audi im A4 einen Vierzylinder mit 1,4 Litern Hubraum. Beim Drehmoment liegen beide knapp vor der C-Klasse (220 und 250 vs. 210 Nm). Allein Mercedes verkauft seinen kleinsten Mittelklässler ausschließlich mit Handschaltung. Sonst ist nicht viel mit Verzicht an unserem Kombi in Diamantweiß mit dem schicken Night-Paket: Die Polster sind mit feinem Leder bezogen, die Sitze klimatisiert. Das große Infotainmentsystem Comand Online kann Internet und liefert Live-Verkehrsinfos, die Scheinwerfer strahlen mit LEDs, das Fahrwerk federt mit Luft. Nix mit Basis also beim Basismodell. Mehr als 58.000 Euro kostet unser C 160 T, bei einem Grundpreis von 33.440 Euro. Muss das sein? Rhetorische Frage. Ernsthaft interessiert uns, ob mehr Motor sein muss als der C 160 T bietet. Ruhiger Lauf und gutes AnsprechverhaltenZunächst mal ist da ein Loch. Man fällt kurz nach dem Anfahren rein. Die C-Klasse nimmt etwas unharmonisch Gas an. Klar, man kommt einigermaßen von der Ampel weg, aber der erste Eindruck im Comfort- oder Eco-Modus ist ganz klar: Dem Motor fehlt die Kraft für ein Auto, das rund 1,5 Tonnen wiegt. Und dann schaltet man in den Sportmodus. Da hängt der Vierzylinder plötzlich prima am Gas und liefert mehr Druck, als man ihm zugetraut hätte. Jetzt glaubt man auch, dass die mickrigen 210 Nm Drehmoment schon ab 1.200 Umdrehungen anliegen – und bis 4.000 Umdrehungen nicht nachlassen. Erstaunlich flott geht die C-Klasse nun, auf der Landstraße stellt sich sogar Freude ein, weil auch die Handschaltung prima funktioniert. Nicht ganz so geschmeidig wie bei einem 3er-BMW vielleicht, aber präzise und gut gewichtet. Kleine Notiz am Rande: Im Sport- und im Sport-Plus-Modus gibt die C-Klasse beim runterschalten Zwischengas! Dann strafft sich auch das Airmatic-Fahrwerk schön, wird sportlicher und verbindlicher, ohne zu hart zu werden. Die Lenkung ist ebenfalls angenehm gewichtet und direkt. Doch für echten Spaß im Kurvengeschlängel fehlt natürlich doch die Leistung. Moderater Verbrauch trotz SportmodusWer sich einen C 160 T kauft, ist vermutlich Wenigfahrer und meistens auf der Kurzstrecke unterwegs. Im Stadtverkehr ebnet die Luftfederung böse Kanten ein, im Comfort-Modus schwingt sie fast zu sehr. Wir fuhren allerdings sowieso meist im Sportmodus. Auch in der Stadt. Da nervt kein Loch nach dem Anfahren, und die Federung wird trotzdem nicht unangenehm. Und wer lieber schwebt als fährt, kann sich ja sein eigenes Individual-Programm zusammenstellen. Der Verbrauch steigt kaum im Sportmodus. Gut acht Liter zog sich der Turbo-Benziner in der Stadt aus dem Tank, auf der Landstraße beim gemütlichen Cruisen waren es weniger als sechs. Bei Normwerten von 6,7 Litern innerorts und 4,6 auf der Landstraße geht das in Ordnung. Das beschreibt den Mercedes C 160 T wohl am Besten: Er geht in Ordnung. Klar, das ist kein überschwängliches Urteil, aber dafür bleibt er zu unentschieden. Der Motor funktioniert in der Stadt, auf langen, schnellen Etappen geht ihm die Puste aus. Die Handschaltung ist was für Dynamiker, der Motor eher nicht. Eine Automatik täte im Berufsverkehr gut, es gibt sie aber nicht mal gegen Aufpreis. Nicht falsch verstehen: Wir hatten durchaus unsere Freude an dem Kombi, würden aber lieber an der ein oder anderen Ausstattungsoption sparen und dafür einen etwas größeren Motor mit Automatik nehmen. Für weniger als 60.000 Euro ist das machbar. Und es passt einfach besser zum Charakter der C-Klasse. Der Mercedes C 160 T im DetailKarosserie/Abmessungen: Geräumig, nicht riesigSo richtig kommt es in diesem Segment ja nicht drauf an. Wer wirklich Platz braucht, kauft woanders. Man kriegt aber genug Gepäck ins Heck. 490 bis 1.510 unzerklüftete Liter sind es bei 4,70 Metern Länge. Die Ladekante liegt schön niedrig. Vor allem mit der Airmatic, denn da macht das T-Modell einen Knicks. Die Sitze lassen sich schön simpel per Knopfdruck von hinten umlegen, die elektrische Heckklappe öffnet und schließt zügig. Beides lässt sich auch vom Fahrersitz aus veranlassen. Dass man vorne gut sitzt, versteht sich in der Klasse. Lediglich die breite Mittelkonsole schränkt die Kniefreiheit seitlich etwas ein. Die Rückbank bietet ausreichend Platz, im Audi A4 Avant sitzen Passagiere aber etwas geräumiger. Interieur: Fließende Formen, kleine SchwächenBei den Versionen mit Handschaltung verlieren die fließenden, großflächigen Formen von Mercedes etwas an Eleganz, die Mittelkonsole ist wegen des Schaltknüppels zweigeteilt. Das dunkle, hochglänzende Holzdekor sieht gut aus, die matte, offenporige Version gefällt uns aber deutlich besser. Die Verarbeitung ist solide, vermittelt aber nicht denselben robusten Eindruck wie etwa bei Audi. Auch bei der Oberflächenbehandlung könnte Mercedes noch ein wenig zulegen. Ärgerlich finden wir die scharfkantige Verarbeitung des Holzfurniers in der Klappe auf der Mittelkonsole. Das feine Leder, die Kunststoffoberflächen und Alu-Zierleisten vermitteln dagegen einen sehr luxuriösen Eindruck. Die runden Lüftungsdüsen sehen prima aus, auch sonst stimmt die Formgebung. Infotainment: Übersichtlich und unwichtigDrehen, drücken, tasten, sprechen – das Infotainment in der C-Klasse lässt sich auf vielerlei Arten bedienen. Durch das verschachtelte Menü zu navigieren, fällt aber nicht überall leicht. Das optimierte, besser bedienbare System der E-Klasse fehlt der C-Klasse noch. Vielleicht kommt es zum nächsten Facelift. Bis dahin gibt es in der C-Klasse weder Apple Carplay noch Android Auto, übers Mercedes-eigene System stehen trotzdem einige hilfreiche Apps zur Verfügung (Benzinpreise, Sightseeing, Wetter). Die Koppelung des Smartphones per Bluetooth funktioniert zügig, Freisprechen und Musikstreaming auch. Dass man nicht direkt von Song zu Song springen kann, sondern immer einen Tastendruck mehr braucht um das Menü aufzurufen, ist etwas schade. Antrieb: Harmonisch erst im SportmodusDie Abstimmung des 1,6-Liter-Turbo-Benziners ist nicht ganz gelungen. Im Eco- und Comfort-Modus schwächelt er beim Anfahren, im Sport- und Sport-Plus hängt er dafür gut am Gas und wirkt kräftiger als die Daten hoffen lassen. Der Verbrauch geht mit acht Litern innerorts und weniger als sechs außerorts in Ordnung. Hohe Geschwindigkeiten auf der Autobahn sollte man lieber meiden, da muss der kleine Benziner zu hart arbeiten. Die Schaltung gefiel uns gut. Präzise wechselt sie durch die sechs Gänge, die Gewichtung ist gut, nichts hakt oder fühlt sich knochig an. Die automatische Zwischengasfunktion beim Runterschalten wirkt unnötig im C 160, weil er in letzter Konsequenz zu träge für wirklich sportliche Fahrten ist. Fahrwerk: Schwingend weich bis verbindlichBeim Airmatic-Fahrwerk hat Mercedes inzwischen ein außerordentliches Niveau erreicht. Die Spreizung zwischen Comfort- und Sport-Plus-Einstellung ist immens. Uns schwingt der C 160 T in der C-Stellung etwas zu sehr, „S“ strapaziert den Rücken auch nicht, wirkt aber verbindlicher. Geschmackssache. Viel bringt die Airmatic jedenfalls nicht aus der Ruhe. Wer will, kann die C-Klasse einigermaßen sportlich bewegen. Das agile Eigenlenkverhalten der Hinterachse, das BMW-Fahrer schätzen, findet man bei Mercedes allerdings nicht. Die Philosophie gibt Präzision, Neutralität und Sicherheit vor. Kopflastig wirkt die C-Klasse zum Glück nie, was auch dem kleinen und leichten Benziner zu verdanken sein dürfte. Ausstattung/Preis: Viel Ausstattung, hoher PreisUnser Testwagen kostet mehr als 58.000 Euro laut Liste. Die wirklich schöne Lederausstattung trägt mit 1.950 Euro dazu bei, die Sitzheizung und -lüftung mit 1.285 Euro. Innen und außen setzt jeweils das Avantgarde-Paket einige Highlights (1.011 und 1.250 Euro). Das große Infotainmentsystem Comand Online kostet üppige 3.510 Euro, die LED-Scheinwerfer 1.725 Euro, das Fahrwerk Airmatic 1.416 Euro. Für die Farbe Diamantweiß berechnet Daimler 1.770 Euro, fürs Night-Paket 535 Euro. Und dabei ließe sich sogar noch das ein oder andere sinnvolle Extra hinzufügen: Der Abstandstempomat zum Beispiel fehlte in unserem Testwagen, wie auch der Lenkassistent. Das Spurpaket mit Spurverlassens- und Toter-Winkel-Warner war an Bord. Wie üblich, liegt der Mercedes beim Basispreis von 33.440 Euro etwas über der Konkurrenz. Der BMW 318i Touring (1,5-Liter-Dreizylinder, 136 PS) kostet 32.200 Euro, der Audi A4 Avant 1.4 TFSI (1,4-Liter-Vierzylinder, 150 PS) liegt bei 31.100 Euro. Bei gleicher Ausstattung wird der Unterschied nicht kleiner. Wer nicht selber schalten möchte, kann bei Audi die Variante mit 7-Gang-S-tronic für 33.400 Euro wählen, beim BMW kostet die 8-Gang-Automatik 2.150 Euro extra.
Technische Daten Mercedes C 160 T
|