Im 10. Produktionsjahr gönnt Maserati dem Gran Turismo ein Facelift. Das Infotainment kommt neu, bei den Assistenten bleibt Luft. Der V8 bleibt zum Glück ein Träumchen.
Bergamo - Maserati! Der Name hat einfach Sound. Doch ein schöner Name allein reicht schon lange nicht mehr: Die neuen Modelle Ghibli und Levante verkaufen sich zwar ganz ordentlich, haben aber mit den traditionellen Maserati-Markenwerten so viel zu tun wie Panna Cotta mit Vanillepudding. Anders als der Gran Turismo. Den haben die Italiener in letzter Zeit sträflich vernachlässigt. Jetzt erfährt der schicke Zweitürer ein Facelift, doch auf den aktuellen Stand der Dinge kommt er damit immer noch nicht. Maserati selbst spricht gern vom „modernen Klassiker“. Wer etwas weniger emotionale Bindung zur Marke hat, nennt den GT und das dazugehörige Cabrio einfach „in die Jahre gekommen“. Zehn Jahre hat der GT auf dem Buckel, die man ihm, zugegeben, auf den ersten Blick nicht ansieht. Findet der Gran Turismo noch Anschluss ?Etwas mehr getan hat sich im Innenraum: Die Mittelkonsole wurde neu gestaltet und ein neues Infotainment mit großem Touchscreen und Apple Carplay hat Einzug gehalten. Dieses System entspricht aktuellen Standards, in Sachen Assistenz fährt der Maserati aber nach wie vor hinterher. Totwinkel-Warner, Spurhalteassistent oder Abstandstempomat sucht man vergebens. Einzig eine Rückfahrkamera ist seit dem Facelift verfügbar. Zwar redet man sich in Italien gerne ein, dass die Kundschaft darauf nicht viel Wert legt. Ein Maserati ist schließlich ein Fahrer-Auto. Wer aber mindestens 126.100 Euro für einen Maserati Gran Turismo ausgibt, erwartet vielleicht doch zeitgemäße Technik im Auto. Neben dem Stil ist der Sound immer noch eine Kernkompetenz der Marke. Besonders gut kommt er in der offenen Version zur Geltung. Dass man beim Stoffdach-Cabrio (ab 143.200 Euro) auf so gut wie jeden Platz im Kofferraum verzichten muss - geschenkt. Schon nach dem Anlassen wird man akustisch dafür entschädigt. Bei niedrigen Touren grummelt der 4,7 Liter große V8 kraftvoll vor sich hin, um sich mit steigender Drehzahl immer weiter nach oben zu orgeln, bis er schließlich kurz vorm Begrenzer böse knurrt. Wohlgemerkt, im Sportmodus. Wer den Maserati im Normalbetrieb bewegt, braucht keine Angst haben, die Nachbarn zu wecken. V8 der aussterbenden ArtÜberhaupt, der Sportmodus: Bei vielen Autos sinnlos, macht er hier richtig Spaß. Nicht nur beim Klang, auch bei der Gasannahme. Die erfolgt im Standard relativ zahm, man muss den rechten Fuß schon spürbar senken, um zu merken, dass unter der Motorhaube 460 PS schlummern. Auf Sport gestellt, spricht das Aggregat deutlich knackiger an und kommt schneller auf Touren. Drehzahl liebt dieser V8, denn er gehört zu der aussterbenden Gattung, die ihre Luft noch frei einsaugen darf und nicht von einem Turbo beatmet wird. Schade: Für einen echten Sportler ist die Lenkung leider viel zu gefühllos und gibt zu wenig Rückmeldung von der Straße. Aber ein echter Sportler soll ein Gran Turismo ja per Definition nicht sein, sondern eben ein sportlicher Reisewagen. Da stören die knapp zwei Tonnen auch deutlich weniger als beim ambitionierten Kurvenräubern. Selbst die etwas straffere MC-Ausführung wirkt auf nicht ganz astreinem Asphalt etwas nervös und vermittelt nicht immer das Gefühl bester Straßenlage. Besser also, man gleitet einfach gemütlich dahin und lauscht mit einem Grinsen im Gesicht dem fabelhaften Konzert aus den armdicken Endrohren. Technische Daten:
Quelle: SP-X |
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