Internationale Produktion und Kooperation, eine neue modulare Baureihe, E-Modelle. Harley-Davidson traut sich was, stellt sich neu auf und geht dabei ganz neue Wege.
Milwaukee - Neue Kunden gewinnen, ohne die bisherigen Freunde der Marke zu verlieren - es klingt nicht ganz einfach, was der US-Traditionshersteller Harley-Davidson sich da vorgenommen hat. Schließlich hängt an der Marke ein ziemlich klares Image. Oder zwei: Das alte Rocker-Bild, das die Motorräder der Marke immer noch mit Rebellentum in Verbindung bringt. Und das neue vom moppedfahrenden Zahnarzt in der Midlife-Krise. Herzstück der Pläne ist die Schaffung einer neuen modularen Baureihe mit vier verschiedenen Hubräumen zwischen 500 und 1.250 Kubikzentimetern, von Harley als „Mittelklasse“ tituliert. Zudem wird man eine Kooperation mit einem asiatischen Volumenhersteller eingehen, um ein preiswertes Motorrad mit 250 bis 500 Kubik zu entwickeln, das vor allem für den indischen Markt gedacht ist. Die Mittelklasse-Baureihe und ElektromodelleIn den entwickelten Märkten wird 2019 das erste Elektro-Motorrad mit Namen Live Wire serienmäßig angeboten, dem bis 2022 weitere E-Modelle folgen sollen. Die Mittelklasse-Baureihe zielt auf drei verschiedene Marktsegmente. Dazu gehören die vor allem in Europa stark gefragten Sport Adventure Bikes, in Deutschland Reiseenduro genannt. Hier will man bereits 2020 die Pan America 1250 serienreif haben. Bei den elektrischen Motorrädern will sich Harley-Davidson an die Spitze der Elektrifizierung des Zweiradmarktes setzen. Außer der für 2019 geplanten Live Wire soll es bis 2022 noch weitere E-Modelle geben, die aber leichter, kleiner und preiswerter sein und damit neue Kundenschichten erschließen sollen. Die Position bei den hubraumstarken Motorrädern soll ausgebaut werden, heißt es in dem Strategiepapier. "More Roads to Harley-Davidson"Große Hoffnungen setzen die Amerikaner auf die beabsichtigte Zusammenarbeit mit einem asiatischen Konzern nach dem Vorbild von KTM und BMW. Beide fanden indische Partner, die die in Mattighofen bzw. München entwickelten Fahrzeuge bauen. Der Motorradhersteller leidet seit Jahren unter stark schwankenden Absatzzahlen. Ausgehend von 2006, dem verkaufsstärksten Jahr der Motor Company, sank die Zahl der verkauften Motorräder binnen vier Jahren von knapp 350.000 Einheiten um 40 Prozent auf 210.500 Stück. In den folgenden vier Jahren ging es wieder um 29 Prozent bergauf (knapp 271.000 Stück), seit 2014 sinkt der Absatz jedoch kontinuierlich; für 2018 werden lediglich rund 232.000 verkaufte Motorräder erwartet. Während in vielen Märkten die Zahlen steigen, belastet vor allem die negative Entwicklung in den USA die Harley-Statistik. Auch der europäische Markt könnte als Folge der aktuellen Strafzoll-Debatte erheblich leiden. Zu den vor kurzem veröffentlichten Plänen, als Folge der Strafzölle die Produktion von Motorrädern teilweise aus den USA abzuziehen, gibt es keine neuen Stellungnahmen. Demnach ist vorgesehen, bereits im vierten Quartal 2018 mit einer Produktion in Thailand zu beginnen, auch wenn das dortige Werk noch nicht seinen Endausbau erreicht hat. Künftig sollen in den USA nur noch die Motorräder für den Heimatmarkt gebaut werden; alle anderen Fahrzeuge sollen außerhalb des Landes montiert werden.
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