Die Vögel zwitschern den Jahreszeitenwechsel von den Dächern, der pflichtbewusste Autofahrer reagiert prompt. Aber wann? Und wie? MOTOR-TALK.de hilft. Im letzten Winter präsentierte sich das Wetter in seinen seltsamsten Eigenarten. Erst dominierte der Herbst, den wir alle schon seit Juli genossen. Dann kamen sie, die Minusgrade. Zweistellig, materialmordend und gerade noch rechtzeitig, um die Jahreszeit wirklich „Winter“ nennen zu können. Mittlerweile hat Petrus erbarmen und schenkt uns fast schon frühlingshafte Temperaturen. Der Wechsel auf Sommerreifen ist zum Greifen nahe – doch man sollte nichts überstürzen. Der richtige Zeitpunkt Der Wechsel Vor dem Anheben sind noch die Radmuttern oder -bolzen zu lösen. Vorsicht: Nicht abschrauben! Das Lösen selbst wird zu einer unverhältnismäßig schwierigen Aufgabe, wenn das Rad bereits in der Luft ist. Sind die Muttern oder Bolzen vorbereitet, kann das Fahrzeug aufgebockt werden. Ist das Rad demontiert, kann und sollte die Bremse ausgiebig begutachtet werden. Riefen in den Scheiben oder abgefahrene Beläge mahnen zum Handeln. Vor der Montage der Sommerbereifung ist die Radnabe sorgfältig zu reinigen, eine Drahtbürste und Bremsenreiniger wirken Wunder. Es empfiehlt sich auch, die Auflagefläche dünn mit Kupferpaste zu bestreichen. Das verhindert ein Festbacken der Felge. Die Bremse muss aber sauber bleiben. Das neue Rad wird über Kreuz gleichmäßig so stark wie möglich festgezogen. Nach dem Ablassen muss noch mit dem korrekten Drehmoment (meistens 100 bis 120 Nm) nachgezogen werden, dieser Wert ist nach ein paar Kilometern zu überprüfen. Achtung: Stahl- und Alufelgen werden oft mit unterschiedlichen Bolzen oder Muttern befestigt. Bei Unsicherheiten beantworten Reifenhändler gerne, ob Befestigungsmaterial mit Kegel- oder Kugelbund erforderlich ist. Verfügt man nur über einen Satz Felgen, aber zwei Reifensätze, ist ein Werkstatttermin Pflicht. Montage und Demontage eines Reifens erfordert spezielle Gerätschaften und Erfahrung. Außerdem ist in diesem Falle auch das Auswuchten Pflicht. Weiterhin empfehlen sich neue Ventile, besonders, wenn die alten porös sind. Häufig gibt es auch hier günstige Komplettangebote. Alte Reifen Wohl dem, der noch einen Satz Sommerreifen besitzt. Vor der Montage muss dieser aber umfassend inspiziert werden. Besonders wichtig ist ein Blick aufs Herstellungsdatum, verborgen hinter der sogenannten „DOT-Nummer“. Hinter der Aufschrift „DOT“ auf der Reifenflanke folgt eine Zahlenkombination. Die ersten beiden Ziffern beziehen sich auf die Herstellungswoche, die anderen beiden auf das Jahr. 4310 bedeutet also 43. Kalenderwoche 2010 – der Reifen ist noch nicht zu alt. Ist die Zahl dreistellig und mit einem Dreieck versehen, kommt der Reifen aus den Neunzigern, da hilft nur noch die fachgerechte Entsorgung. Fehlt auch noch das Dreieck, war der Reifen Zeitzeuge des Mauerfalls. Daran haben nur noch echte Nostalgiker Freude, auf die Straße gehört so ein Reifen nicht mehr. Bei einem Alter von sechs Jahren sollte man ernsthaft über einen Wechsel nachdenken, spätestens nach zehn Jahren ist ein neuer Satz angebracht. Nächster Schritt: Das Profil. Gesetzlich vorgeschrieben sind 1,6 Millimeter Profiltiefe an der kahlsten Stelle. Das ist aber eigentlich schon viel zu wenig, deshalb empfiehlt nicht nur der ADAC einen früheren Tausch. Spätestens bei einer Profiltiefe von 2,5 Millimetern sollte der Reifen erneuert werden, bei Breitreifen verschlechtert sich das Fahrverhalten schon ab drei Millimetern Restprofil. Besonders kritisch wird es bei ungleichmäßig abgefahrenen Reifen: Ist er innen oder an beiden Außenseiten stark abgefahren, war der Luftdruck falsch gewählt. Ist eine Seite besonders abgenutzt, stimmt die Achseinstellung nicht. In diesem Falle ist eine Fachwerkstatt aufzusuchen und die Achse zu vermessen sowie einzustellen. Kosten hierfür: Rund 70 Euro. Auch sonst ist es wichtig, Reifen immer gut zu behandeln. Kleine Steine im Profil sind kein Problem, Schrauben, Nägel oder offensichtliche Beschädigungen können schon den Todesstoß bedeuten. Einige Reifenhändler bieten eine Reifenreparatur an, allerdings nur für Beschädigungen mittig im Profil und maximal bis zum Geschwindigkeitsindex T, also für bis 190 km/h freigegebene Reifen. Auch lange Standzeiten können am Material zehren, häufig entsteht ein sogenannter „Standplatten“. Durch konstanten Druck auf eine Stelle kann der Reifen dort abflachen. Abhilfe schaffen ein erhöhter Luftdruck und das regelmäßige Bewegen der Reifen. Ein weiteres Indiz für schadhafte Reifen: Auswaschungen auf der Lauffläche, die von der Seite betrachtet an Sägezähne erinnern. Das kann viele Ursachen haben, eine Rücksprache mit dem Fachmann schafft Abhilfe. Neue Reifen Ist die Entscheidung gefallen, geht es an den Preis. Zum eigentlichen Reifenpreis kommen noch die Ventile, das Wuchten und gegebenenfalls die Montage ans Fahrzeug. Auch hier gibt es oft Komplettpreise, vergleichen lohnt! Schon vor der Montage sollte auch bei neuen Reifen auf die DOT-Kennung geachtet werden. Nicht selten werden Ladenhüter als Neureifen verkauft, was besonders für Wenigfahrer relevant ist. Reifenlagerung Die Winterreifen müssen natürlich fachgerecht verstaut werden. Wenn dies der Fachhändler nicht übernimmt, muss man selbst Einiges beachten: Reifen müssen trocken und dunkel lagern. Vor der Ruhepause sollten Reifen und Felge gründlich gereinigt werden, idealerweise aber nur mit Wasser und nicht aggressiven Reinigungsmitteln wie Geschirrspülmittel. Öle, Fette und Kraftstoff greifen das kostbare Gummi an und sind dementsprechend von den Reifen fernzuhalten. Reifen ohne Felge sollten stehend gelagert und von Zeit zu Zeit gedreht werden. Komplett montierte Räder können aufeinander gestapelt oder an der Wand hängend das halbe Jahr überstehen. Reifenpflege Der korrekte Luftdruck ist das A und O. Genaue Werte gibt es in der Tankklappe oder an der B-Säule des jeweiligen Fahrzeugs, im Handbuch findet sich ebenfalls ein Vermerk. Der Reifenhersteller hilft auch gerne weiter und sendet auf Wunsch genaue Daten zu Reifengröße, Felgenbreite und Fahrzeuggewicht. Alle Angaben beziehen sich auf einen kalten Reifen. Im Betrieb erwärmt sich das Rad, wodurch der Luftdruck steigt. Tipp: Das Reserverad sollte ebenfalls kontrolliert werden! Wenn man schon dabei ist, kann man gleich die Ventile auf poröse Stellen überprüfen. Auch das Profil sollte regelmäßig auf Gleichmäßigkeit kontrolliert werden, poröse Stellen oder Schäden fallen gegebenenfalls gleich mit ins Auge. Wenn alle Tipps gewissenhaft eingehalten werden, steht der stressfreien Saison nichts im Wege – zumindest, was die Reifen angeht. Gute Fahrt! (pm/cb) Quelle: MOTOR-TALK |
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