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Classic Driving News

Sport oder Luxus? Zwei Mercedes-Coupés

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Mercedes-Coupés der Baureihen 107 und 126: Dank des drehfreudigen Sechszylinders verwandelt sich der stattliche Mercedes SLC in einen agilen Sportwagen. Sein S-klassig eingekleideter Nachfolger 500 SEC der Baureihe 126 sucht als entspannter Fünfliter lieber das Weite. Ein reiselustiges Luxus-Coupé mit zeitlos-eleganter Ausstrahlung.

Er ist ein Spätzünder, das gilt vor allem für die großen Achtzylinder ohne den Leichtbau-Bonus der Fünfliter. Viel länger als sein inzwischen als Stil-Ikone angebeteter Vorgänger hat der Mercedes SLC gebraucht, um dem tiefen Tal verbastelter Verbrauchtwagen zu entkommen. Anders als die klassischen Flachkühler-Coupés in lupenreiner Sechziger-Jahre-Eleganz setzten dem Mercedes-Benz SLC nicht nur Rost und Risse im Leder zu. Schrille Metallicfarben, gewollt wirkende Styling-Experimente wie riesige Glasbaustein-Leuchten, Jalousienflanke, Riffelblech-Taille und die Heckscheiben-Kuppel zitierten allzu treffend lauten, kurzlebigen Zeitgeschmack der Siebziger.

Auch Rallye-Siege konnten dem SLC nicht helfen

Erst heute ist der Mercedes-Benz SLC rehabilitiert. Klassische Tugenden wie die voll versenkbaren Seitenscheiben und das aus dem Vollen gefräste Qualitätsgefühl helfen ihm dabei; er hat sich von dem reinen Siebziger-Jahre-Geschmack emanzipiert und sich nach langen Jahren selbst rehabilitiert. Selbst sein begehrter Bruder, der Roadster mit Coupédach, geriet eine zeitlang schwer aus der Mode.

Auch er schmückte sich gern mit zweifelhaftem Zirkus-Zierrat und musste eine dubiose Klientel dulden. Aber im Gegensatz zum Mercedes SLC fing er sich schnell wieder. Cabriolets haben viel früher einen Anspruch auf Liebhaberstatus. Seine spektakulären Rallye-Siege mit Erich Waxenberger in Südamerika und Afrika haben dem Mercedes SLC-Image nichts gebracht - anders als beim Audi Quattro wussten nur Insider davon.

Sie wandeln heute zivile, harmlose Mercedes SLC mit V8-Motoren in brachiale Rallye-Monster um, weil schlechte Exemplare immer noch unter 5.000 Euro kosten. Hohe Unterhaltskosten und Mercedes-typisch ausschweifende Laufleistungen getreu seiner Domäne als schneller, sicherer Reisewagen sorgten bei allen SLC-Modellen für einen galoppierenden Wertverlust. Ein halb so teurer Strichacht-200-Diesel kostete nach zehn Jahren doppelt so viel wie die großen Coupés.

Gesellschaftlicher Abstieg des Mercedes SLC

Ihr Abstieg war nicht nur ein monetärer, sondern auch ein gesellschaftlicher - es ging bergab ins Milieu der Amüsierbetriebe und der Automatenaufsteller. Der SLC verkam zur Ludenkarre. Sein einst stolzes Byzanzgold verwandelte sich nach einer billigen Hobbywerkstatt-Dusche in proletiges Schwarz, die billigen 225/50er-Firestones auf fiesen Achtzoll-Melber-Rädern schliffen beim Einschlagen und Einfedern am zu dick aufgetragenen Radlaufchrom.

Als Statussymbol galt das AMG-Silberpfeil-Lenkrad, es kostete so viel wie zwei große Inspektionen. Deshalb ließ man sie gleich ganz weg, bis das Öl dünn und schwarz wurde. Aber die Motoren, ob robuster Doppelnocker oder unzerstörbarer Gusseisen-V8, nahmen es hin. Der Mercedes 280 SLC von Günter Hoferer hatte es viel besser, er begleitete mit seiner geschmeidig schaltenden Viergangautomatik einen betuchten Herrenfahrer in den Herbst des Lebens. Im Juni 1980 durfte er seine behütete Reise durch die Jahrzehnte antreten.

Seine Biografie ist ohne Brüche - ohne Laster, ohne Abstieg. Ein wenig Rost machte ihm im Alter zu schaffen. Wie immer waren es die Schweller. Sie wurden saniert, weil es sich bei diesem Mercedes 280 SLC lohnte: wenige Kilometer, innen wie neu. An den Kopfstützen erkennt man, dass es ein später SLC ist.

Der 280er ist der SLC-Geheimtipp

Er trägt flottes grobes Sportkaro statt plüschiges Opa-Velours - es passt wunderbar in die Zeit. Er wurde ganz gut ausstaffiert mit reizvollen Extras: Schiebedach, vier Fensterheber, Colorglas, schöne Fuchs-Alus, dazu ein Becker Mexico Cassette. Der 280er steht für das kleine Glück im Mercedes SLC. Einst galt er als Geheimtipp der auto motor und sport-Redakteure: "Er bietet, handgeschaltet, die Fahrleistungen eines 350 SLC, und das bei agilerem Handling und deutlich geringerem Verbrauch."

Günter Hoferer mag den astralsilbernen Mercedes SLC sogar lieber als seinen späten 300 SL im gleichen Ton. Doch er quält sich nicht wirklich mit dieser Frage, denn der Diplom-Ingenieur besitzt beide, nur silber müssen sie sein.

Der Nachfolger machte ähnliches durch

Auch der Mercedes-Benz SEC ging irgendwann auf Talfahrt in Richtung Kiesplatz, aber bergab beschleunigte er langsamer, bekam eher wieder die Kurve. Seine Karoserie ist nicht so modisch- vergänglich wie die des SLC, sondern wieder seriöser nach Limousinen-Vorbild geformt. Statt fragwürdiger Styling-Gags, bis auf den komischen Türgriff, vermittelt er ein überzeugendes Gesamtkunstwerk. Doch den Mercedes 380 SEC will niemand, den 560er hingegen wollen alle.

Peter Wecker fühlt sich, anders als der Youngtimer-Mainstream, zur ersten Mercedes SEC-Serie hingezogen, auch der schrilleren Farben wegen. "Ein 500 SEC in Silberdistel mit Leder Dunkelolive - da konnte ich nicht anders, den musste ich haben", schwärmt der Personal-Referent. Er schätzt charaktervolle Patina mehr als Jahreswagen-Sterilität.

Dehalb darf das Leder der mondän geformten Sessel im grünen Salon des Mercedes 500 SEC auch Falten werfen und das Holz etwas matter scheinen. Gut 175.000 Kilometer können getrost als Einfahrphase für so einen großvolumigen niedertourigen V8 gelten, der aus fünf Litern Hubraum gerade einmal 231 PS zaubert.

Sportlicher SEC-Auftritt mit breiten Lorinser-Felgen

Wecker geniert sich nicht, ein Symbol intensiv gelebter Jugendsünden zu reanimieren: Üppige Achtzöller von Lorinser als Tribut an die wilde Zeit der Achtziger, aber immerhin im vertrauten Gullydeckel-Design. Drinnen sieht man sie nicht. Das Raumgefühl im Mercedes SEC ist vorn gigantisch und die Sitzposition entspannt. Das unterscheidet ihn deutlich vom auf Taille geschnittenen SLC. Der Fahrer sitzt im Roadster-Spross ziemlich dicht hinter der Frontscheibe, und die Wischer vereiteln in Ruhestellung den freien Blick auf die riesige Motorhaube.

Wem die Kombination Mercedes 280 SLC kontra Mercedes 500 SEC seltsam und ungerecht erscheint, der entdeckt beim Fahren ihren tieferen Sinn. Denn hier konkurriert ein Sportwagen in bester Gran-Turismo-Tradition mit einer Limousine im Haute-Couture-Kostüm, das in seinem selbstverständlichen Auftritt auch von Pininfarina stammen könnte.

Hochdrehender Sport-Reihensechser versus souveräner V8

Der konstruktiv hoch entwickelte Doppelnockenwellen-Sechszylinder im Mercedes 280 SLC dreht gern und gierig - er braucht die Drehzahl, um sein mäßiges Durchzugsvermögen zu kaschieren. Der im Vergleich zum M 110 konservativ konzipierte Leichtmetall-V8 schüttelt sich im Mercedes 500 SEC die Kraft aus den Tiefen seines Kurbeltriebs. Er murmelt sein sanftes Stakkato gelassen vor sich hin, die Schaltvorgänge der Viergangautomatik bleiben bei sanfter Fahrweise ebenso unbemerkt wie das real recht hohe Tempo.

Akustisch ist der Mercedes 280 SLC stets präsenter, auch wenn man das Schalten der Automatik überlässt und die Fahrstufen nicht manuell ausdreht. Sein Fahrwerk ist keine Sänfte, es vermittelt viel mehr Straßenkontakt als der stark sedierte Mercedes 500 SEC. Aber er kann auch anders. Ein forscher Tritt aufs Gaspedal lässt ihn nach vorn schießen, dann wird der Sanfte zum Tier. Leistung? Genügend.

Wecker würde seine Silberdistel nie gegen einen 560er in Blauschwarz tauschen. "Mainstream macht nicht glücklich", meint er und stellt mit dem Zeigefinger die Sitzlehne ein wenig bequemer. Dann braust er vehement davon. Der Wagen hebt sich vorn nur ein wenig aus den Federn.

 

Quelle: Motor Klassik

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