Das Angebot an Elektrorollern wächst, in vielen Städten summen sie immer öfter über die Straßen. Doch nicht jeder E-Roller taugt für jeden Einsatzzweck.
München/Stuttgart - Leise wuseln sie durch die Stadt. Ohne nerviges, knatterndes Motorengeräusch, summend und umweltfreundlich. Zumindest lokal. Elektroroller sind für überfüllte Innenstädte das ideale Verkehrsmittel. Man kommt schnell durch den Verkehr, muss keinen Parkplatz suchen und verpestet die Luft nicht mit Abgasen. Das sei der größte Vorteil der elektrischen Roller, sagt Matthias Haasper, Forschungsleiter beim Institut für Zweiradsicherheit (ifz). Außerdem sind sie schön leise, denn der Elektro-Antrieb ist geräuschärmer als der von benzinbetriebenen Varianten. Ein weiterer Vorteil: Die laufenden Kosten. Rund 100 Kilometer können momentan für weniger als einen Euro an Energiekosten zurückgelegt werden, so Haasper. Genau wie beim E-Auto liegen die größten technische Herausforderungen bei Reichweite und Ladezeit. Der Roller muss also zu den Nutzungsgewohnheiten passen. "Wie viele Kilometer möchte ich am Stück fahren, und wie viel Zeit bleibt mir für den Aufladevorgang?", das seien die Fragen, die Roller-Interessenten sich stellen müssten, so Haasper. Bei der Beantwortung hilft Testen. Und zwar am beste auf den wichtigsten Strecken, die im Alltag zu bewältigen sind. Elektroroller: Das Wetter beeinflusst die ReichweiteBei Alltagsfahrern nehmen auch Witterungsverhältnisse Einfluss auf den Akku und damit die Reichweite: Bei Kälte wird der Aktionsradius mit einer Akkuladung kleiner. Schnellladefunktionen des Rollers können hier hilfreich sein. Der ADAC rät, vor dem Kauf den E-Roller eine Zeit lang auszuleihen und Probe zu fahren. Im günstigsten Fall über mehrere Ladezyklen, damit die Vor- und Nachteile gut erlebbar werden. "Außerdem sollten Interessierte prüfen, wo die regelmäßige Aufladung der Akkus erfolgen kann. Wenn der Akku herausnehmbar ist, entscheidet auch das Gewicht der Batterien", sagt ein ADAC-Sprecher. Wichtig auch: die Lebensdauer der Akkus, denn ein Ersatz ist meist teuer. Eine Herstellergarantie kann hier für etwas Entspannung sorgen. Elektroroller ist nicht gleich ElektrorollerE-Roller gibt es als Klein-, Leicht- und Krafträder. Leichtkraftroller schwimmen mit ausreichend Leistung und Drehmoment nicht nur im innerstädtischen Verkehr mit, sondern auch auf Fernstraßen. Nachteil: Sie sind deutlich teurer als schwächere Modelle oder solche mit konventionellen Antrieben. Kleinkraftroller dürfen dagegen nicht auf allen Straßen bewegt werden und stellen mit ihrer maximalen Geschwindigkeit von 45 km/h selbst im innerstädtischen Verkehr häufig ein Hindernis dar. Zumindest sehen das viele Autofahrer so. Dafür reicht aber der Pkw-Führerschein. Um einen Leichtkraftroller bewegen zu dürfen, braucht man Führerscheinklasse A1 oder A2. Mit einem Motorradführerschein dürfen alle E-Roller gefahren werden. Quelle: TRINITY electric vehicles GmbH Große Preisspanne bei den elektrischen RollernBei 1.500 Euro beginnt das Angebot der kleinen E-Flitzer mit einer Höchstgeschwindigkeit von rund 25 km/h. Schnellere bis 45 km/h kosten etwa zwischen 2.000 Euro und 3.500 Euro. Für autobahntaugliche E-Roller mit einer Spitzengeschwindigkeit von bis zu 120 km/h müssen Kunden grob zwischen 3.700 Euro und 13.700 Euro zahlen. Hersteller wie BMW, Emco, IO Power Roller, Kreidler, Kumpan, Solar, Innoscooter, Tante Paula, Govecs, Trinity Electric Vehicles und Unu bieten Fahrzeuge in verschiedenen Leistungsklassen an. "Besonders interessant für Großstädter, die nicht in der eigenen Garage parken, sind Modelle, bei denen sich der Akku mit in die Wohnung nehmen lässt", sagt Julia Ahrens vom Bundesverband eMobilität (BEM). Zahlreiche Kommunen oder Landkreise fördern direkt oder über regionale Stromversorger Elektrofahrzeuge wie E-Bikes und Elektroroller, häufig gekoppelt mit einem Vertrag für die Stromlieferung. So erhalten Kunden der Stadtwerke Würzburg beim Kauf eines Elektrorollers beispielsweise eine Prämie von bis zu 130 Euro. Die Stadt München fördert Elektrofahrzeuge, die für gewerbliche oder gemeinnützige Zwecke genutzt werden, mit bis zu 25 Prozent des Anschaffungspreises, maximal bis 500 Euro für Elektroroller. Der Elektroroller bleibt einstweilen ein NischenproduktDadurch wollen die Städte sauberer und leiser werden. "Konventionelle Roller müssen seit Januar 2016 die Euro-4-Norm erfüllen", sagt Anja Smetanin vom ACE Auto Club Europa. "Sie stoßen trotzdem anteilig mehr gesundheitsschädliche Abgase aus als moderne Autos und sind sehr laut." Darum seien E-Roller eine umweltfreundliche Alternative. Außerdem sind sie günstiger, da sie von der Kfz-Steuer befreit sind - das bringt rund 25 Euro Ersparnis pro Jahr. Auch wenn Elektroroller viele Vorteile bieten, sieht Smetanin den Roller in Deutschland weiter als Nischenprodukt für Fahrer mit Affinität zu Zweirädern. "Deutschland bleibt ein Autoland, und Roller spielten bisher eine untergeordnete Rolle. Das wird weiter so bleiben, auch wenn sie aktuell mehr auffallen." Quelle: dpa |