Die Elektromobilität wird nahbar: Mit dem Tesla Model 3 startet das zweite Elektroauto mit großer Reichweite und geringem Preis. Ein Vergleich mit dem Opel Ampera-E.
Berlin – Endlich geht es los. Tesla startet mit dem Model 3, einem Elektroauto, das die Massen bewegen soll. 50 Autos sind fertig, Kunden müssen aber noch warten. Die erste Charge geht an 30 Tesla-Mitarbeiter und in die Testabteilung. Die Produktion läuft in den kommenden Monaten an. Im Dezember 2017 plant der Hersteller bereits mit 5.000 Autos pro Woche. 35.000 US-Dollar (30.000 Euro) netto kostet die Basisversion. Am 29. Juli 2017 feierte Tesla-Chef Elon Musk die Übergabe der ersten Autos. Und er nannte erstmals Daten zu Maßen, Gewicht, Ausstattung und Reichweite. Dieses Mal läuft es aber etwas anders, als im Silicon Valley gewohnt: Tesla hinkt hinterher. Ein günstiges Elektroauto mit hoher Reichweite bietet General Motors bereits an. Zumindest in Kalifornien: als Chevrolet Bolt. Und in Europa, bisher nur theoretisch, als beinahe baugleichen Opel Ampera-E. Hier lest Ihr die wichtigsten Daten beider Autos im direkten Vergleich: jeweils für das US-Modell. Daten für den deutschen Markt gibt Tesla noch nicht an. Tesla Model 3 und Chevy Bolt: Preise, Akkus und LadevorgangQuelle: Tesla & GM Für die Basisversion des Model 3 kündigt Tesla eine Normreichweite von (erwarteten) 220 Meilen an. Das sind etwa 350 Kilometer. Chevrolet fährt mit dem Bolt 18 Meilen weiter (insgesamt ca. 380 km), verlangt aber mehr Geld: Ohne Extras kostet der Bolt 37.495 US-Dollar. Grundlage für alle Reichweitenangaben sind die praxisnahen Vorgaben der US-amerikanischen Umweltbehörde EPA. Gegen Aufpreis schraubt Tesla einen größeren Akku in das Model 3. Die „Long Range“-Option kostet 9.000 US-Dollar Aufpreis und erhöht die Reichweite auf 310 Meilen (ca. 500 km). Genaue Daten zu den Batterien nennt Tesla nicht. Wir rechnen mit etwa 55 kWh Kapazität in der Basis und 75 kWh für die große Reichweite. Zum Vergleich: Im Ampera-E steckt ein Akku mit 60 kWh Kapazität. Beim Laden hat der Tesla einen Vorteil. Die eigene Infrastruktur mit „Supercharger“-Ladesäulen funktioniert serienmäßig beim Model 3. Anders als bei Model S und Model X kostet das Laden aber Geld. Das Basismodell tankt dort pro 30 Minuten 210 Kilometer, die Version mit großem Akku 270 Kilometer Reichweite. Chevy und Opel laden an den schnellsten öffentlichen Säulen 150 Kilometer in der gleichen Zeit nach. Derzeit sind dort maximal 50 kW Ladestrom verfügbar. 80 kW wären bei Bolt und Ampera-E möglich. Zu Hause an der Wallbox lädt das Model 3 ebenfalls schneller. Chevrolet gibt an, mit maximal 7,4 kW Ladestrom pro Stunde 25 Meilen (40 km) nachladen zu können. Bei Opel in Deutschland sind es 24 Kilometer, geladen wird mit 4,6 kW. Das Model 3 soll hier maximal 48 (Basis) bis 60 Kilometer (Long Range) pro Stunde nachladen. Daten für Deutschland gibt es noch nicht. Hier alle Daten zu Chevrolet, Opel und Tesla im Überblick:
* geschätzt, keine offiziellen Angaben; ** US-Preis ohne Mehrwertsteuer
Tesla schneller, Opel kompakterQuelle: Tesla & GM Trotz großer Präsentation: Genaue Daten zum Antrieb nennt Tesla nicht. Leistung und Drehmoment des Model 3 sind weiter unbekannt. Tesla gibt an, dass die Basisversion in 5,6 Sekunden auf 60 Meilen pro Stunde (96,6 km/h) sprintet. Mit großem Akku rennt das Model 3 eine halbe Sekunde schneller. Die Höchstgeschwindigkeit liegt, abhängig vom Akku, bei 130 bzw. 140 Meilen pro Stunde (210 bzw. 225 km/h). Opel und Chevrolet geben genaue Daten zu den Elektro-Zwillingen ab. Mit 150 kW (204 PS) und 360 Newtonmeter Drehmoment sprintet der Bolt in „unter 6,5 Sekunden“ auf 60 Meilen pro Stunde. Für den Ampera-E gibt Opel 7,3 Sekunden auf 100 km/h an. Beide Autos laufen maximal 150 km/h schnell. Beim Platzangebot verfolgen Opel und Tesla ähnliche Ziele, nutzen aber unterschiedliche Wege. In beiden Autos ist Platz für fünf erwachsene Personen. Das Model 3 lädt 425 Liter Gepäck ins Limousinen-Heck. Der Ampera-E verstaut (bis zur Fensterkante) 381 Liter Ladung. Die Karosserie des Model 3 streckt sich auf rund 4,70 Meter in der Länge und 1,84 in der Breite. Opel baut den Ampera-E höher (1,59 m; Tesla: 1,44 m), kürzt dafür die übrigen Maße. Mit 4,17 Metern Länge und 1,77 Metern Breite geht der Ampera-E beinahe als Kleinwagen durch. Tesla und Opel wiegen je gut 1,6 Tonnen. Mit großem Akku legt das Model 3 etwa 120 Kilogramm zu.
Ausstattung: Das Model 3 wird teuerQuelle: Tesla & GM Serienmäßig rüstet Tesla das Model 3 mit einem 15-Zoll-Touch-Navi, Zwei-Zonen-Klima, Digitalradio, WLAN, LED-Lampen, acht Airbags, Kameras, Radar und Ultraschallsensoren aus. Fenster und Außenspiegel arbeiten elektrisch. Auf den Sitzen spannt Stoff, die Karosserie ist schwarz lackiert. Einen klassischen Tacho gibt es nicht, nur ein großes Zentraldisplay Jede andere Farbe kostet 1.000 US-Dollar Aufpreis, 19-Zoll-Felgen 1.500 US-Dollar. Ein Paket mit Assistenzsystemen („Enhanced Autopilot“) steht für 5.000 US-Dollar in der Liste. Zudem bietet Tesla ein Autonomie-Paket für weitere 3.000 US-Dollar an, das später freigeschaltet wird. Vorerst baut Tesla das Model 3 nur mit großem Akku und einem nicht näher definierten „Premium“-Paket (5.000 US-Dollar). Der Basispreis liegt also zunächst bei 49.000 US-Dollar (41.770 Euro) netto. Für die Zukunft kündigt Tesla eine Allradversion mit zwei Motoren und sportliche Schürzen an. Chevrolet verkauft den Bolt in den USA serienmäßig mit Xenon-Lampen, 10 Airbags, Ein-Zonen-Klima, elektrisch verstellbaren Fenstern und Spiegeln, 8-Zoll-Tacho und 10,2-Zoll-Infotainmentsystem. Die besser ausgestattete „Premium“-Version (41.780 US-Dollar, 35.610 Euro) bekommt zusätzliche Spielereien wie Lederbezüge und eine Armlehne hinten. Autonomie ist kein Thema. Die Ausstattung des Opel Ampera-E orientiert sich ungefähr am Chevrolet Bolt. In Deutschland liegt der Basispreis bei 39.330 Euro. Die „First Edition“ kostet 44.060 Euro, jeweils brutto und abzüglich Vergünstigungen. Beide Autos haben allerdings ein großes Problem: Sie sind in Europa praktisch nicht zu bekommen, der Tesla vorerst nicht einmal im Heimatmarkt. Tesla spricht von 500.000 Vorbestellungen für das Model 3. Wer jetzt bestellt, erhält sein Auto in frühestens 16 Monaten. Opel liefert 2017 weniger als 100 Ampera-E an Privatkunden. Verkauft wird hierzulandes keines: Alle Autos werden nur verleast. |