Gerade komme ich von der Edelweißspitze. Es ist ein wunderbarer Ort, an den man über die Wolken hochfahren kann wie Jesus Christus persönlich. Es war damals mit Timo und der BMW F 800 S/ST auch der erste Übernachtungsort meiner ersten Motorrad-Alpentour überhaupt, was mich nachhaltig beeindruckt hat. Darth Böhringer hatte das zusammen mit einigen anderen Locations ausgesucht. Ob man ihn jetzt mag oder nicht, über eines gibt es keine Diskussion: Er ist der motorisierte Alpen-Pate, der Godfather of Tourenfahrers. Wenn irgendwo in den Alpen ein Murmeltier kackt: Er weiß es. Er kennt auch alle Tricks, und ich habe sie ihm gleich bei meiner ersten Alpentour abgeschaut, um mir den unaufholbaren Vorsprung auf den Pöbel der anderen Alpenfahrer zu sichern, der das Fundament meiner heutigen Arroganz bildet. Einer dieser Tricks ist es, die herausnehmbare Membran einer entsprechenden Textiljacke unter eine Lederjacke zu ziehen, die damit wasserdicht wird. Das hat mehrere Vorteile. Zuerst mal kann man auf Touren, auch im Regen, Fotos mit Lederjacken machen, die auf dem Motorrad einfach besser aussehen als so ein Textilfetzen. Genauso ist diese Kombination aber auch eine der ganz wenigen, die ebenso wetterfest wie sturztauglich ist. Zur Erläuterung: Experten klassifizieren Textilkleidung (auch teure) als „Wetter-Schutzkleidung“, weil sie bei einem Sturz meistens sofort durch ist. Been there. Done that. Das ist für Alpenjedis wie mich jetzt ein alter Hut, doch ein neuer Hut ist es, dass ein Jackenhersteller sowas in Serie anbietet. Spidi nennt die Membranjäckchen „H2Out“, verkauft sie in einer Größe, die sowohl über als auch unter die Lederjacke passt. Der (einzige) Grund, warum man sie drüberziehen kann, ist, dass man vergessen hat, sie rechtzeitig drunterzuziehen (also ein Idiot war). Die Lederjacke weicht bei langem Regen wie gehabt auf. Sie saugt sich nach einigen Stunden Dauerregen voll mit Wasser, weil Lederimprägnierung eben nicht alles kann. Die Feuchtigkeit stoppt allerdings an der Innenjacke, an der entlang sie nach außen abläuft. Das funktioniert immer gut, es funktioniert allerdings noch besser bei Spidi, weil die Membranen besser ins Leder passen und dort eingebandelt werden können. Die H2Out für mein Spidi-Fotojacke erschien rechtzeitig zum Test im brüllend heißen Südafrika, deshalb hat es ein bisschen gedauert, bis ich was darüber sagen kann. Vor kurzem dann war ich in Irland zum 10.000-Liter-Test der Membran. Und jetzt sind wir 4 Stunden in strömendem Starkregen aus dem Ötztal nach Stuttgart gefahren. Es ist richtig gut, und das Teil zeigt noch keinerlei Verschleißansätze. Da die Lederjacke natürlich kalt wird, muss man entsprechende Isolierung drunterziehen, wenn es in Richtung Schneefalltemperatur geht. Aber wer ein aufrechter Sporttourer mit Lederjacke (am besten passts natürlich in Spidis) ist, für den ist dieses Teil essenziell für jede längere Tour. Der Rest, die weniger aufrechten Touris, die sollen bitte nicht immer so weichwürstig unter den Brücken stehen. Die Schande fällt doch auch auf mich zurück. Spidi Rain Chest H2Out Underjacket Ist: der Trick, den jeder Sporttourer kennen sollte. Kostet: 79 Euro UVP (Spidi). Straßenpreise oft deutlich günstiger Alternative: Herausnehmbare Membran einer bereits vorhandenen Textiljacke unters Leder ziehen. Quelle: Mojomag |
verfasst am 22.07.2011
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Mojomag