Früher war das Motorrad ein günstiges Fortbewegungsmittel, heute ist es ein teures Hobby. Dadurch wird die Kundschaft immer älter und die Branche kämpft um den Nachwuchs.
Quelle: picture alliance / dpa München - Der Motorradbranche geht es so gut wie seit Jahren nicht mehr. Nach der Finanz- und Wirtschaftskrise in den Jahren 2008/2009 ging der Absatz jahrelang zurück. Nun steigt die Zahl der Neuzulassungen wieder. In den ersten sechs Monaten des Jahres wurden in Deutschland 107.000 neue Maschinen zugelassen. Im ersten Halbjahr 2008 waren es nur 91.000. Vom günstigen Gefährt zum teuren HobbyEin Grund für die positive Entwicklung ist, dass sich die Hersteller besser auf die Wünsche ihrer Kunden einstellen. War ein Motorrad früher noch eine günstige Alternative zum Auto, ist es heute ein Hobby für Besserverdienende. Deshalb bieten die Hersteller mehr Bequemlichkeiten und technische Spielereien an. "Der typische Motorradfahrer zählt in der Tat eher zu den überdurchschnittlich verdienenden Bundesbürgern und ist bereit, in sein Fahrzeug entsprechend zu investieren", erklärt der Quelle: Harley-Davidson Geschäftsführer des Industrie-Verbands Motorrad Reiner Brendicke. Entsprechend sind auch die Zahlen: Im vergangenen Halbjahr wurden deutlich mehr teure Krafträder neu zugelassen als günstige Roller, die besonders bei Einsteigern beliebt sind. Laptop als Konkurrent zum MotorradZwar freuen sich die Motorradbauer über die zahlungskräftigen Kunden. Doch wenn auf ihren Bikes nur noch Männer mittleren Alters sitzen, hat die Branche ein Problem. "Der Nachwuchs in Europa sprudelt heute nicht mehr in den Mengen wie noch vor 20 oder 30 Jahren", sagt BMW-Sprecher Rudi Probst. Das Motorrad hat sich zum Lifestyle-Produkt entwickelt. Leisten kann sich das nur, wer gut verdient. Dass der Absatz der Maschinen stark von der wirtschaftlichen Entwicklung abhängt, zeigt der Blick in die Krisenländer Europas: In Spanien, Griechenland und Italien brach der Markt zeitgleich mit der Wirtschaft ein. Bei Preisen, die schnell die Kosten für einen Kleinwagen übersteigen, entscheiden sich auch in Deutschland kaum junge Käufer für ein Motorrad. Individualisierung und Kaufanreize für junge KundenUm junge Kunden zu erreichen, versucht die Branche nun, möglichst individuelle Motorräder anzubieten. Der Käufer kann selbst bestimmen, wie sein neues Rad aussehen soll. Entweder stellt er sich im Internet sein Wunsch-Motorrad zusammen oder er legt selbst Hand an. BMW hat in diesem Jahr ein Modell auf den Markt gebracht, bei dem viele Teile einfach abgeschraubt und ersetzt werden können. Zudem greifen viele Unternehmen jungen Fahranfängern finanziell unter die Arme. Mit Zuschüssen zum Motorrad-Führerschein, so hoffen sie, kommen die Jungen auf den Geschmack - und bleiben im Idealfall auch ihrem Sponsor treu.
Quelle: dpa |