UPDATE: Ist das Kunst oder Sexismus? Das Dorf Triberg möchte Touristen anlocken, mit anrüchigen Mitteln. Nach herber Kritik wurde das Gemälde mittlerweile übertüncht.
Triberg - Wer parkt besser ein? Männer oder Frauen? Diese Frage lässt sich nicht stellen, ohne eine hitzige und leider oft sexistische Debatte auszulösen. Ein 5.000-Seelen-Ort im Schwarzwald toppt diese Frage mit einem geschmacklosen Bild, um Aufmerksamkeit zu erregen. Jugendfrei ist das Bild nicht zu beschreiben, das die Wand vor zwei ausgewiesenen "Männerparkplätzen" im Schwarzwald-Städtchen Triberg ziert: Eine Frau räkelt sich mit leicht gespreizten Beinen, streckt ihre Brüste in die Luft, das lange Haar fällt nach unten. Ein Schild mit der Aufschrift "1. Männer-Parkplatz" verdeckt die Rundungen etwas. Über der Frauensilhouette steht der Schriftzug "Steile Berge, feuchte Täler". "Ein Beitrag zum Humor der Gesellschaft" Aufmerksamkeit um jeden Preis? Für Tribergs Image könnte das nach hinten losgehen. "#Triberg liebt's niveaulos", kommentierte am Freitag eine Twitter-Nutzerin. Ein anderer Kommentar in dem Kurznachrichtendienst lautete: "Ist das ekelhaft!" Und die "Emma"-Redaktion um Frauenrechtlerin Alice Schwarzer twitterte etwas ungläubig: "Kannste dir nicht ausdenken." Vor drei Jahren wies Bürgermeister Strobel "Deutschlands erste Männerparkplätze" in dem Parkhaus aus mit der Begründung, sie seien schwer zu befahren. Nun prangt hier das frivole Bild der Frau. Das ist "frauen- und menschenverachtend" Vielen Passanten gefällt's - sagt zumindest Künstler Werner Oppelt, der mehrere Tage lang im Parkhaus am umstrittenen Bild gearbeitet hat. "Es sind immer wieder Leute vorbeigekommen - auch Holländer, Italiener und Spanier - da hat sich niemand negativ geäußert", sagt er. Manch eine Frau habe auch ein männliches Pendant über einem Frauenparkplatz gefordert. Damit will Oppelt dann aber nichts mehr zu tun haben. "Ich habe das von Anfang an mit etwas Widerwillen gemacht, das ist einfach nicht so mein Stil", räumt der Rentner ein. Für den Hobby-Künstler ist das eine Auftragsarbeit gewesen - mehr nicht. Ein ähnliche Anzeige musste zurückgezogen werdenAuch Designerin Selina Haas will kein Pendant für einen Frauenparkplatz kreieren. Sie hat im vergangenen Jahr mit einem ähnlichen Spruch und Frauensilhouette die Anzeige des Tourismusvereins Ferienland Schwarzwald im Bordmagazin einer Fluggesellschaft entworfen - und viel Aufsehen erregt. "Große Berge, feuchte Täler & jede Menge Wald" war da unter einem Frauenumriss zu lesen. Nach Kritik wurde die Anzeige zurückgezogen. Haas ärgert es, dass nun "der Konkurrent" mit der Idee Werbung mache, denn Triberg sei aus dem Tourismusverein Ferienland Schwarzwald ausgetreten - noch bevor die Kampagne mit ihrer Anzeige herausgekommen sei. Ihr Entwurf sei deutlich gemäßigter gewesen, das Triberger Parkplatzbild dagegen "sexistisch", sagt sie. "Vor allem mit dem Kontext Männerparkplatz rückt das Bild in eine erotische Ecke, das ist zu provokant", sagt die Designerin. Beschwerde beim WerberatImmer wieder gibt es Diskussionen, wenn Werbung unter Sexismus-Verdacht gerät. Werden Frauen zu Objekten degradiert? Ist zu viel nackte Haut zu sehen? Auch Haas' Entwurf rief vor einem Jahr den Deutschen Werberat auf den Plan. Dort haben sich nun zwei Privatpersonen über das Triberger Wandbild beschwert, es sei frauenfeindlich und sexistisch. Werberat-Geschäftsführerin Julia Busse sagt: "Dieses Mal können wir nichts tun, wir sind nur für Wirtschaftswerbung zuständig." UPDATE: Bild wurde entschärftNach zahlreichen Protesten und harter Kritik vom Triberger Gemeinderat hat der Künstler Werner Oppelt sein eigenes Kunstwerk "entschärft". Statt einer nackten Frau zeigt das Bild nun tatsächlich Berge und Täler, einen See und einen Wasserfall. "Zufrieden sind wir sicherlich nicht. Wenn der Bürgermeister diese unsägliche Aktion vorher mit dem Gemeinderat besprochen hätte, wäre das Bild nie dort an die Wand gekommen", sagte der CDU-Fraktionsvorsitzende, Klaus Wangler. "Jetzt kann man das Bild nicht mehr als wirklich sexistisch bezeichnen, aber jeder, der die Version vorher kannte, weiß noch, wo die Frau im Bild zu sehen ist", sagte die Sprecherin der kommunalen Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten in Baden-Württemberg, Anette Klaas. Auch der Spruch "Steile Berge, feuchte Täler" sei nach wie vor unpassend. Für Bürgermeister Strobel hat sich die Aktion "gelohnt", wie er sagt. Viele Besucher seien zum Parkhaus gekommen und hätten das Bild fotografieren wollen - "und mussten seit Montag enttäuscht wieder gehen". |
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