Was genau diese rein französische Rennserie auszeichnen würde, war uns nicht bekannt, als die Entscheidung fiel, dass es an der Zeit wäre, einen Motorsport-Event zu besuchen. Um ehrlich zu sein: Wir wussten lediglich, dass es sich bei der "Trophée Andros" um eine Rallye auf Schnee und Eis handelt. Und dass das Finale im französischen "Super Besse", am Fuße des Puy de la Perdrix (Massif Central), ausgetragen wird. Dass Alain Prost und Olivier Panis mitfahren. Und dass unsere Neugierde auf "Motorsport-Events zum Anfassen" befriedigt werden muss. Das mangelnde Motorsport-Allgemeinwissen erinnert sehr an unsere Tour zur Baja 300 in die Lausitz. Noch bevor wir in Super Besse ankamen, waren wir um drei Erfahrungen reicher: 1. Sage zu "Besse" nie "Baise" - manche Menschen könnten dich missverstehen -, 2. das Essen ist wirklich gut in Frankreich und 3. Wetterberichte auf Mobiltelefonen lügen - denn statt der angekündigten +7°C waren wir im absolutem Schneetreiben bei -4°C unterwegs. Spätestens jetzt war uns klar, warum der Event hier ausgetragen wird. Die Serie selbst ist in vier Klassen eingeteilt: "Pilot Bike" (Motocross), "Sprint Car" (Buggies), "Andros Electrique" (Elektroautos) und "Trophée Andros". Letztere bezeichnet der Veranstalter auch gerne als "Formel 1 auf dem Eis". An diesem Tag sollten die Meister ermittelt und gekürt werden. Bei unseren Freunden von Continental haben wir uns erst einmal schlau gemacht, was man so braucht, um eine gute Performance auf dem Eis abzuliefern. Ich muss gestehen, dass ich nicht gewusst habe, wieviel Technik in so einem Spike-Reifen steckt, und dass es einen durchaus beachtlichen Markt dafür in Skandinavien und Osteuropa gibt. Mit diesem Wissen ausgestattet konnte es losgehen. Von den oben genannten Fahrern haben wir im Fahrerlager zwar keinen zu Gesicht bekommen, jedoch haben wir die Technik der Rallyeautos bewundern können. Es ist beeindruckend: 4-Rad-Antrieb, 4-Rad-Lenkung - und irgendwie ist alles echte Handarbeit und technisch nachvollziehbar. Neuland betraten wir bei den Electriques, der laut Eigenaussage einzigen reinen Elektro-Rennserie. Dort ist alles noch viel einfacher, aufgeräumter. Das spartanische Cockpit lässt die Stille erahnen, mit der diese Autos unterwegs sein werden. Es war hier noch intimer, als in den anderen Boxen. Es gab übrigens auch reine Damenteams bestehend aus Margot Laffite und Marlène Broggi (Norauto) und Elodie Gossuin (Picard), die aus der Serie "Andros Feminin" übrigblieben sind. Es wird also Zeit, sich dem Renngeschehen zu widmen, das wir im wahrsten Sinne des Wortes hautnah mitbekommen können. Wir stehen innerhalb der Rennstrecke, können die Autos fast berühren und laufen zwischen den Rennen über die Strecke, die sich anfühlt wie ein Reibeisen. Erleben konnten wir eine wirklich beeindruckende Vorstellung aller Teilnehmer, wobei die wirklichen Helden wohl auf den Pilot Bikes sitzen, die auf dem Eis kaum Halt findend extrem schnell und den Zweikampf suchend unterwegs waren. Apropos Zweikampf und Überholen. Die Frage, wie auf einer so schmalen, kurvenreichen Strecke überholt werden kann, beantwortet sich im ersten Rennen. Einfach draufhalten, schlimmstenfalls leidet die Karosserie und der Vordermann. So sehen wir von 15:00 - 0:30 Uhr Rennen auf Rennen, während die gefühlte Außentemperatur Grad um Grad ab - und Schneetreiben und Wind zunehmen.Wir lernen, dass man auf Eis durchaus schnell unterwegs sein kann. Wo kein Platz ist, muss man sich Platz schaffen. Franzosen nehmen grundsätzlich keine Rücksicht auf das Material. Elektroautos und Autorennen sind übrigens (noch) nicht wirklich kompatibel. Motorsport ohne Motorenlärm fehlt eine Dimension, die das Erlebnis fühlbarer macht. Aber wir haben einen neuen Helden gefunden: Jean-Philippe Dayraut. Er hat uns gezeigt hat, dass es durchaus Sinn macht, rückwärts in eine Kurve rein zu driften. Ebenso, dass man aus voller Fahrt mit dem Auto eine doppelte Piourette drehen kann. Und dass Schnee im Gesicht um Mitternacht deutlich kälter ist als tagsüber (danke für den Burnout direkt vor uns). Dass Jean-Philippe Dayraut dieses Wochnende, wie auch die gesamte Saison, dominiert hat, spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle ... -> Link: Tropée Andros 2010 in der Fotogalerie -> Link: Trophée Andros -> Link: Continental
Quelle: Chromjuwelen |
verfasst am 04.02.2010
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