Dieses Auto säuft, klappert, quietscht und rumpelt. Doch das Schlimmste ist, dass Mitsubishi ihn bald nicht mehr baut. Unsere letzte Fahrt im Lancer Evolution X.
Berlin – Wie gut kann eine Firmenstrategie sein, wenn sie großartige Autos ausklammert? Die schreckliche Antwort lautet: wahrscheinlich sehr erfolgreich. Mitsubishi hat entschieden, die Produktion auf die Bestseller zu reduzieren, also auf Pick-up, SUV und Crossover. Ein Wachstumsplan, der keine Rücksicht auf Autos mit Charakter nimmt. Oder auf Familienkutschen wie den Lancer. Solche Autos kommen künftig vom Partner Renault-Nissan. 1. Gang: Die BasisDas bedeutet das Aus für die Sportversion Lancer Evolution. Seit 1992 baut Mitsubishi den heißen Unter dem verbreiterten Blech steckt ein langweiliger Basis-Lancer. Vier Türen, fünf Sitzplätze und etwas weniger Kofferraum als nötig. Motor und Getriebe sitzen quer zwischen den Domen, wie es sich für einen vernünftigen Kompakten gehört. Ein 1,6-Liter-Benziner und ein 1,8-Liter-Selbstzünder wecken Emotionen höchstens an der Tankstelle. 2. Gang: Das BesteIm Evo ist das anders. Die Architektur bleibt, die Karosserie bekommt Aluminiumteile und der Motor säuft, was die anderen sparen. Heute pustet ein Turbolader den 2,0-Liter-Vierzylinder „4B11“ auf die Leistung eines betagten V8 auf. 295 PS und 366 Newtonmeter leistet die zehnte Generation des Evolution in Deutschland. Diese Leistung verbindet Mitsubishi mit einem echten, permanenten Allradantrieb. Der Evo koppelt keine Beim Test wuchs der Wunsch: Innenraum ausräumen, Überrollkäfig, Sportgurte einbauen. Und dann ab auf die Strecke. Ob im Wald, über den Feldweg – Hauptsache schnell, quer und spektakulär. 3. Gang: Das SchwächsteLeider disqualifiziert sich der Evo mit seiner geringen Reichweite. Er säuft wie ein Ire am Saint Patrick’s Day zur Happy Hour. Bei angemessener Bewegung spritzen die Düsen 15 Liter ins Saugrohr, bei schneller Fahrt 20. Das Stigma des Downsizing: Wer V8-Leistung abruft, der muss V8-Leistung bezahlen. Der hohe Verbrauch nervt, aber der Evo setzt ihn direkt in Spaß um. Viel schlimmer ist die Geräuschkulisse im Innenraum. Armaturenbrett-Plastik reibt lautstark an Türverkleidungs-Plastik, es quietscht, rumpelt und poltert. Das übertönt sogar den Auspuffsound. 4. Gang: Das ÜberflüssigsteGegen einen Aufpreis von 8.000 Euro bietet Mitsubishi den Super-Lancer in der „MR“-Version mit einem Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe an. Das setzt die Endgeschwindigkeit marginal hinauf, kostet 5. Gang: Das WissenswerteSei es drum – wer Spaß möchte, der rührt ohnehin selbst. Und das sollte er im Evo tun, so lange es noch geht. Im kommenden Jahr soll es eine letzte, stärkere Sonderserie in den USA geben. In Deutschland taucht der Spoiler-Lancer hingegen nicht einmal mehr auf der Mitsubishi-Homepage auf. Wer also ein Bestandsexemplar beim Händler sieht, der sollte zuschlagen. Denn einen neuen Evo wird es nicht geben. Zumindest nicht im klassischen Sinne. Im Rahmen des Automobilsalons in Genf 2014 sagte Mitsubishi-Manager Kanenori Okamoto zum Online-Magazin „Autocar“, dass der Evo-Geist möglicherweise in einem starken Hybrid-SUV weiterlebe. 6. Gang: Das BesondereNatürlich geht es nur ums Geld. Davon verdiente der Evo zuletzt nichts mehr. Mit einem Grundpreis von 41.990 Euro war er teurer als Audi S3 Limousine und Golf R. Sogar der neuere Subaru WRX STi kostet 90 Euro weniger. Nur wenige Kunden wollten so viel Aufpreis für ein betagtes Auto zahlen – obwohl der Evo gefühlt (fast) allen Er war ein Pionier in der Kompaktklasse und wurde in Amerika zum Kultauto. Das genügt heute nicht mehr. Deshalb verabschieden wir uns mit einem weinenden Auge vom coolsten Mitsubishi aller Zeiten. Mitsubishi Lancer Evolution: Technische Daten
|
