Auf der Tuningmesse SEMA parken die höchsten, tiefsten, stärksten und heißesten Kisten. Mittendrin stellen Fahrzeughersteller aus. Denn Tuner sind treue Kunden.
Las Vegas – Pietro Gorlier fasst sein SEMA-Engagement in einem Satz zusammen: Die Loyalität zur Marke steigt mit der Individualisierung, sagt er. Einfacher ausgedrückt: Wer tunt, bleibt seinem Hersteller treu. Zwischen verchromten Felgen, gefrästen Zylinderköpfen und verfeinertem Blech parken auf der weltgrößten Tuningmesse deshalb heiße Kisten aus den Firmenzentralen.
![]() Herstellerpräsenz: Die "Big Three" und Importeure auf der SEMADie meisten Zubehörteile an diesen Autos sind Prototypen ohne Aussicht auf Serienproduktion. Voraussichtlich werden nur zehn bis 20 der ausgestellten Ideen umgesetzt. Aber alle machen Werbung für das, was tatsächlich im Katalog steht. Zum Beispiel vollständige V8-Hemi-Motoren für Restaurationen. Sogenannte „Crate-Engines“ (deutsch: Kisten-Motoren) hat die Konkurrenz bereits im Programm. ![]() Neben den „Big Three“ aus der Detroiter Umgebung stellen einige Importeure aus. Hyundai zeigt fünf Studien mit bis zu 1.000 PS. Toyota hat vom Tuner Bismoto einen Land Cruiser mit 2.000 PS bauen lassen. Die Konzepte parken neben historischen Fahrzeugen oder flotten Serienmodellen. Ein riesiger Aufwand für eine wichtige Branche: 2014 setzten Tuner allein in den USA 31 Milliarden US-Dollar um. Tuningmesse SEMA: Lift Kits, Tieferlegungen und riesige FelgenGroßes Autokino findet trotzdem vor allem um die Hersteller herum statt. Privatpersonen zeigen ihre Schätze, professionelle Tuner ihr Können. Das geht so weit, dass viele Highlights in einer teuren, bunt lackierten Masse verschwinden. Schon vor den Hallen reihen sich Rams an Silverados und F-Serien, McLarens an Lambos und Ferraris, Hot Rods an Low Rider und Muscle Cars. ![]() Andere betonen, dass es beim Umbau vor allem um die Technik ging. Fahrwerksspezialist Skyjacker stellt einen Jeep Wrangler aus, der vor ein paar Wochen erfolgreich an einem Offroad-Wettbewerb teilnahm. Trotzdem geht es um die Optik, mit 20-Zoll-Felgen, 40-Zoll-Reifen und der patriotischsten Lackierung seit Evel Knievels Motorrad. Tuningvielfalt in Las VegasAuf der SEMA kommen viele Tuning-Stile zusammen. Häufigste Basis ist der Wrangler, getunt zum Offroader oder zum Viertelmeile-Flitzer. Dicht dahinter kommen Pick-ups aller Marken und Baujahre, am liebsten mit extremen Fahrwerken. Auf Platz drei liegen Breitbauten an Fahrzeugen aller Art. Besonders beliebt sind sichtbar angeschraubte Radlaufverbreiterungen. Der Trend kommt aus der japanischen Driftszene, begeistert US-Tuner aber bereits seit Jahren. Populär wurden sie vor allem durch die Tuner Liberty Walk und Rauh Welt. Beide zeigen ihre Projekte in Las Vegas. Unsere Highlights der Messe passen nicht in diese Kategorien. Denn zwischen Dutzenden Interpretationen desselben Themas fehlt Individualität – trotz augenscheinlich ausgezeichneter Arbeit und vielen schönen Details. Unsere Highlights der SEMA 2016![]() Optisch haben es uns zwei komplett gegensätzliche Autos angetan. Zum einen ein Chevrolet Impala Custom mit Sportback-Heck und nobel ausgekleidetem Kofferraum. Zum anderen ein Rat Rod auf Rolls-Royce-Basis mit blanker Karosserie und 70er-Jahre-Stoff. So extrem wird wohl nie ein Werkskonzept aussehen. Trotzdem: Das Engagement der Hersteller kommt gut an, die Stände sind gefüllt und die Autos begehrte Fotomotive. In den kommenden Tagen werten die Chefs die Resonanz auf ihre Ideen aus. Wenig später beginnt dann die Planung für die SEMA Show 2017. |
