Tesla-CEO Elon Musk berät den US-Präsidenten Donald Trump. Das gefällt vielen Tesla-Kunden nicht: Sie stornieren ihre Model-3-Reservierungen. Musk verteidigt sich.
Quelle: dpa/Picture Alliance & Elon Musk via Twitter San Francisco - Für viele US-Unternehmen wird es zur Kardinalsfrage. Wie halten sie es mit dem Präsidenten Trump und seinem Einreiseverbot für Bürger sieben muslimischer Staaten? Klar positioniert haben sich am Sonntag etwa 100 Tech-Unternehmen, darunter viele Giganten des Silicon Valley: Google, Apple, Mozilla, Microsoft, Ebay, Uber, Airbnb, Twitter, Intel oder Netflix. Die Firmen reichten eine gemeinsame Stellungnahme beim Berufungsgericht in San Francisco ein. Dort wird der Rechtsstreit um das Trump-Dekret verhandelt. Sie betonen unter anderem, dass Einwanderer zu vielen Innovationen in Amerika beigetragen hätten. Das Präsidenten-Dekret sei diskriminierend und verstoße gegen Gesetze und die amerikanische Verfassung. Außerdem schwäche es die Wettbewerbsfähigkeit von US-Firmen. UPDATE: Tesla und SpaceX schließen sich Stellungnahme anEin Silicon-Valley-Schwergewicht fehlte zunächst unter den Unterzeichnern: Elon Musks Tesla. Erst zwei Tage später, in der Nacht zum Dienstag (MEZ) schlossen sich Tesla und Musks Weltraumfahrt-Unternehmen SpaceX der Stellungnahme an. Der Milliardär gehört seit Dezember 2016 zum Beraterkreis des US-Präsidenten, und hielt sich daher bislang mit allzu deutlichen Äußerungen zurück. Das bringt ihm seit Wochen Kritik ein, denn für einen Großteil Teslas gebildeter, gutverdienender Kundschaft gilt Trump als unerträglich. Tesla-Kunden stornieren Model 3Elon Musk sahen sie bisher als Lichtgestalt der Öko-Mobilität, einen progessiven Klima-Retter - einen von ihnen eben. Dieses Image erhielt Kratzer, seit Musk mit Trump zusammenarbeitet. „Du verlierst minütlich an Glaubwürdigkeit“, schrieb ihm auf Twitter beispielsweise „Suzie Official“. Er höre das oft, antwortete Musk – er versuche nur, einen positiven Beitrag zu leisten. Einige Tesla-Kunden überzeugt das nicht, sie möchten keine Tesla-Kunden mehr sein. Das Portal „Buzzfeed“ dokumentierte in der vergangenen Woche fünf Fälle von Kunden, die aus politischen Gründen ihre Reservierungen für das Model 3 storniert haben. Eine Tesla-Kundin sagte dem Magazin: „Mit unseren Dollars erreichen wir die Geschäftsleute am ehesten“. Quelle: Twitter (Screenshot) Der Tesla-Chef fand gesetzte Worte als Reaktion auf das Einreise-Dekret: Es sei „nicht der beste Weg, den Herausforderungen des Landes zu begegnen“. Viele Betroffene seien Freunde der USA. Enttäuschten Musk-Fans waren diese Aussagen zu zahm: „Es war sehr enttäuschend: Jemand, den ich immer bewundert habe, gibt so ein halbherziges Statement“, zitiert Buzzfeed den Kalifornier Nate Erickson – der ebenfalls seine Model-3-Reservierung kündigte. Er könne keine Firma unterstützen, deren Geschäftsführer ein Anwachsen des Nationalismus fördere, hatte er zuvor an Tesla geschrieben. Twitter-Wochenende im Hause MuskAm Freitag nun veröffentlichte Musk ein Statement auf seinem Twitter-Account: Dass er den Präsidenten berate, bedeute nicht, dass er mit Aktivitäten der Regierung einverstanden sei. Sein Ziel sei, den Wandel zu nachhaltiger Energie zu beschleunigen und „die Menschheit zu einer multiplanetaren Zivilisation zu machen“. Sich bei kritischen Themen zu engagieren, diene einem besseren Ganzen. In weiteren Tweets schreibt Musk: Er habe das Einreiseverbot im Beratungskreis auf die Agenda gehoben und außerdem erneut den Klimawandel angesprochen. Aktivisten, so der Tesla-CEO, sollten sich für mehr moderate Kräfte als Präsidentenberater einsetzen. „Wie könnte es gut sein, wenn ihn nur Extremisten beraten?“ 2.900 Antworten finden sich unter diesem Beitrag. Nicht nur für den Tesla-Chef ist es schwierig, nirgendwo anzuecken. Einerseits muss die Autobranche mit der Regierung arbeiten, andererseits will sie die "andere Hälfte" der Amerikaner nicht gegen sich aufbringen. General Motors setzt auf Stromlinienförmigkeit: „Wie wir gesagt haben ist eine lebendige US-Ökonomie, die global wettbewerbsfähig ist und mehr Jobs schafft das, was wir alle wollen“, ließ sich Mary Barra nach einem Treffen mit Trump am Freitag zitieren. Weitere Stellungnahmen gibt es nicht. Ford: Zur Kritik durchgerungenQuelle: dpa/Picture AllianceBill Ford, Urenkel von Henry Ford, galt nach der Entscheidung, ein geplantes Werk in Mexiko nicht zu bauen, als „Freund“ des Präsidenten. Seinen Geschäftsführer Mark Fields traf Trump in seiner ersten Amtswoche gleich zweimal. Man kam gut miteinander aus, bisher. So windschlüpfrig wie GM konnte sich Ford zum Einreise-Dekret dennoch nicht verhalten. Fast ein Drittel der Einwohner am Konzern-Stammsitz Dearborn ist muslimischen Glaubens. Und viele arbeiten bei Ford. „Wir sind stolz auf die Diversität unseres Unternehmens – sowohl in unserem Heimatmarkt, als auch weltweit”, teilte Ford in einer Erklärung mit. Daher könne man keine Politik unterstützen, die gegen die Unternehmenswerte von Ford verstoße. Detroit weiß: Die US-Regierung kann es sich nicht wirklich leisten, wirtschaftlichen Schiefstand bei den Autogiganten zu provozieren. Denn ohne sie wird es schwer mit mehr Jobs in Michigan. An den PR-Stäben der Traditionsunternehmen prallt Kritik auch leichter ab als vom Social-Media-Star Elon Musk. „Das war mehr als genug Twitter-Trouble für einen Morgen!“, schrieb der Elektroauto-Held am Sonntag, und loggte sich aus. |