London – Oberflächlich betrachtet fuhr die britische Automobilindustrie beispiellos gegen den Baum, die Wand, ins Meer. Eigenständige Marken mit Stückzahlen im fünfstelligen Bereich - verrottet, verkauft, nicht mehr existent. Jaguar und Land Rover gehören dem indischen Tata-Konzern, BMW sicherte sich Mini und Rolls-Royce, Volkswagen baut Bentleys.
Das größte Werk in Großbritannien: Nissan Motor Manufacturing in Sunderland. Das Werk gilt als einer der produktivsten Standorte in Europa überhaupt, betrachtet man produzierte Autos pro Mitarbeiter Quelle: Nissan
Genauer betrachtet sieht die Lage anders aus. Großbritannien entwickelt sich zu einer stark genutzten Werkbank der Autoindustrie. General Motors, Honda, Nissan und Toyota produzieren jährlich hunderttausende Fahrzeuge auf der Insel. Die englischen Werke produzieren zu großen Teilen mit voller Kapazität. Davon können Standorte in Frankreich und Italien nur träumen.
Exportstarke Autobranche
Beispiel Nissan: Der japanische Konzern baut in Sunderland den Juke, Note und Qashqai, fast 500.000 Fahrzeuge pro Jahr. Die Fabrik arbeitet an der Belastungsgrenze. Das gleiche bei BMW: Im Mini-Werk Oxford werden die Kapazitäten kontinuierlich erweitert.
Tim Abott, BMW-Leiter in Großbritannien, sagt: Die großen britischen Werke könnten 2018 zusammen mehr als zwei Millionen Fahrzeuge produzieren. Da wären: Sunderland (Nissan), Swindon (Honda), Oxford (Mini), Burnaston (Toyota), Solihull (Land Rover), Castle Bromwich (Jaguar) sowie Ellesmere Port und Luton (GM).
Der bisherige Rekord der Briten liegt bei 1,92 Millionen Fahrzeuge im Jahr 1972. Frankreich produzierte 2012 1,9 Millionen Autos, Deutschland etwa 5,5 Millionen.
82 Prozent der 2012 in Großbritannien gebauten Autos wurden exportiert. Aber auch der Heimatmarkt zeigt sich stabil in der europäischen Krise: Während der Neuwagen-Absatz in den ersten vier Monaten in allen großen EU-Märkten schrumpfte, legte er in Großbritannien um 8,9 Prozent zu.