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VCD-Umweltliste 2015 - Unehrliche Zahlen und erfolglose Spitzenreiter

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Die Umweltliste des VCD will Autokäufern den Weg zum umweltfreundlichsten Auto weisen. Aber kann sie das leisten? Auf dem Treppchen stehen Exoten und Nischenmodelle.

Zum umwelfreundlichsten Modell kürte der Verkehrsclub Deutschland (VCD) den Lexus CT 200h. Dieser verkauft sich allerdings schleppender als Ferraris Bestseller 458 Zum umwelfreundlichsten Modell kürte der Verkehrsclub Deutschland (VCD) den Lexus CT 200h. Dieser verkauft sich allerdings schleppender als Ferraris Bestseller 458 Quelle: Hersteller & MOTOR-TALK

Berlin – Jeden Sommer präsentiert der ökologische Verkehrsclub Deutschland (VCD) seine „Umweltliste“: Sie soll die Frage beantworten: Welches Autos am Markt sind die umweltfreundlichsten? Und das fällt dem Lobbyverband jedes Jahr leichter. Denn im Feld bewegt sich wenig.

Dieses Jahr ernannte der Verein den Lexus CT 200h zum umweltfreundlichsten Modell. Böswillige Menschen könnten spotten: Die Auszeichnung gebührt dem Lexus vor allem deshalb, weil ihn niemand kauft. 107 Fahrzeuge wurden laut Kraftfahrtbundesamt (KBA) von Januar bis Juli 2015 zugelassen, weniger als beim Ferrari 458. Der japanische Kompaktwagen, dessen Technik auf dem 17 Jahre alten Antriebskonzept des Prius 1 basiert, steht damit für maximale Ressourcenschonung.

Milchmädchenrechnung

Die VCD-Umweltliste empfiehlt Autokäufern in vielen Segmenten das umweltfreundlichste Modell Die VCD-Umweltliste empfiehlt Autokäufern in vielen Segmenten das umweltfreundlichste Modell Quelle: Verkehrsclub Deutschland

Neben dem Vollhybrid-Lexus steht auf dem Podest ein Downsizing-Diesel: Peugeots 208 Blue Hdi 100 mit einem Normverbrauch von 3,0 l/100 km. Platz drei vergab der Club an den VW Eco-Up und die Konzern-Ableger Seat Mii und Skoda Citigo.

Nach Ansicht des VCD hat sich das Feld bei Kraftstoffverbrauch, Schadstoffemissionen und Lärm leicht verbessert. Der Flottengrenzwert von 95 g/km CO2, der ab 2021 gelten soll, werde heute schon von 71 Fahrzeugmodellen erreicht.

Das allerdings ist eine Milchmädchenrechnung: Die im NEFZ gemessenen Verbräuche und CO2-Ausstöße haben mit der Wirklichkeit auf deutschen Straßen wenig zu tun. Zwar sinken die CO2-Emissionen durch Kraftfahrzeuge. Sieben Jahre in Folge, von 2006 bis 2012, lagen sie unter dem Wert von 1990. Das schreibt zumindest der Verband der Automobilindustrie (VDA).

Unter dem Strich ergibt sich nach Zahlen des Umweltbundesamts seit 2000 dennoch nur ein Rückgang um ein Prozent. Dieser Rückgang liegt weit unter den zweistelligen Reduktionsraten, die sich aus den Normverbräuchen aktueller Neuwagen ergeben.

 

Auch der VCD fordert „ehrliche Verbrauchs- und Emissionstests“ – und argumentiert doch mit den derzeitigen, demnach nicht ehrlichen Zahlen. Neben einem höheren Verbrauch birgt der NEFZ zudem weitere schmutzige Wahrheiten. Das zeigte eine Schadstoffmessung des ADAC, bei der moderne Kleinstwagen schneller als im Messzyklus bewegt wurden. Sie rußten wie alte Diesel.

Hilfe zur Kaufentscheidung?

Der VCD möchte seine Liste als Kaufempfehlung für umweltbewusste Autofahrer verstanden wissen: „Jedes Auto, das eine gute Platzierung erreicht, schneidet in den Disziplinen Kraftstoffverbrauch, CO2-Ausstoß, Schadstoffemissionen und Lärm gut ab“, betont der verkehrspolitische Sprecher Gerd Lottsiepen.

Auf der Straße kommt davon wenig an. Das kritisiert auch Ferdinand Dudenhöffer vom CAR-Institut Duisburg: Bei den Umweltsiegern handele es sich um „Nischenmodelle, die beim VCD gewinnen, aber im Markt eher floppen.“ Nur 17 Prozent aller Peugeot 208 kämen mit Dieselmotor in den Markt, so der Autoexperte. Denn angesichts der niedrigen Laufleistungen bei Kleinwagen lohne sich der Diesel-Preisaufschlag nur für wenige Autofahrer.

Nein, ein Exoten-Sieger wie der Lexus hilft dem deutschen Autokäufer ebenso wenig wie der Umstand, dass Normverbrauchswerte im Mittelpunkt stehen, die in wenigen Jahren abgelöst werden. Die Anzahl der Autokäufer ist klein, die aus Umweltgründen einen Gas- oder Hybridantrieb wählen. Eine Betrachtung „unabhängig von Kaufpreis oder dem Wertverlust“ mache wenig Sinn aus Kundensicht, sagt Ferdinand Dudenhöffer.

Ohne die Autofahrer mitzunehmen, wird sich der Rückgang von Emissionen aus dem Verkehr nicht beschleunigen. Das Durchschnittsalter angemeldeter Fahrzeuge steigt. Nach Angaben des Verkehrsministeriums betrug der durchschnittliche Kraftstoffverbrauch deutscher Pkw im Jahr 2012 7,3 l/100 km und sinkt 0,1 l/100 km pro Jahr. Der aktuell gültige CO2-Flottengrenzwert von 130 g/km entspricht 5,6 Litern Benzin oder 4,9 Litern Diesel auf 100 km.

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