• Online: 3.017

Classic Driving News

Ungeküsst: Austin-Healey Sprite MK I „Frosch“

verfasst am

Kulleraugen-Scheinwerfer und ein Kühlergrill mit sympathischen Lächeln – diese Zutaten verliehen dem Sprite den Beinamen „Frosch“. Dass das Kindchenschema auch heute noch bestens ankommt, weiß Carsablanca-Mitglied Dieter Hackel

Manche Träume brauchen länger, bis sie Wirklichkeit werden. Bei Dieter Hackel gingen drei Jahrzehnte ins Land, bis er sich seinen Traum erfüllte – den von einem Austin Healey Sprite der ersten Serie.

„Der ‚Frosch’ war für mich seit den siebziger Jahren ein Traumauto“, gibt Dieter Hackel zu. Ein Freund von ihm besaß damals einen MG Midget, der ihn durchaus faszinierte, aber „letztlich fand ich den Sprite der ersten Serie hübscher. Doch damals war an ein solches Auto nicht wirklich zu denken, schon gar nicht als Vater zweier kleiner Töchter“.

Aus dem Gedächtnis verlor der heute 62jährige sein Wunsch-Cabrio allerdings nie. Die Jahre vergingen, die Töchter wurden groß, der Vater machte Karriere bei der Telekom, die damals noch die Fernmeldesparte der Deutschen Bundespost war. Als er es dann vor einigen Jahren beruflich etwas langsamer angehen lassen konnte, meldete sich bei Dieter Hackel die lange verdrängte Sehnsucht nach einem vierrädrigen „Frosch“. Dabei hatte der Mann von der Schlei recht konkrete Vorstellungen, wie sein Oldtimer sein sollte. Durch seine Träume fuhr stets ein weißer Sprite MK I in Topzustand und mit Speichenfelgen. Vor gut anderthalb Jahren begann Hackel dann, nach einem entsprechenden Exemplar zu suchen. Dabei stellte er bald fest, dass das Objekt seiner Träume schwieriger zu finden war, als ursprünglich gedacht.

„Selbstverständlich hätte ich einen solchen Wagen in den USA kaufen und hierher verschiffen lassen können. Dort sind die Autos bis heute um einiges häufiger anzutreffen als hierzulande. Aber das schien mir mit zu hohen Risiken verbunden zu sein,“ erklärt der Austin-Fan. So schaute er sich lieber in seiner Umgebung um – und wurde im Herbst 2008 tatsächlich fündig. „In Flensburg stand er zum Verkauf – sogar in der gewünschten Farbe. Auch der Zustand war absolut ok. An dem Auto hätte ich nix machen müssen“.

Das tat der „Frosch“-Besitzer aber schließlich doch, nicht weil es notwendig gewesen wäre, sondern lediglich zum eigenen Vergnügen. So wichen die Seitenleisten an den Türen und Einstiegen selbst gefertigten Exemplaren aus mit Bootslack überzogenem Echtholz, und auch das Armaturenbrett trägt seit dem seine Bezeichnung erstmals zu Recht. „Ich bin nun mal ein Holzfan“, gibt Dieter Hackel unumwunden zu. Doch die Abweichung vom Originalzustand ist verzeihlich, denn sie passt zu dem kleinen britischen Roadster. Das sah auch der Gutachter so, der dem Eigentümer erklärte, noch nie einen so gut erhaltenen „Frosch“ bewertet zu haben – und dem weißen Zweisitzer die Note 2+ verlieh.

Hackels Sprite ist Baujahr 1959 und stammt damit aus dem zweiten Produktionsjahr dieser ersten von insgesamt vier Produktionsserien. Der kernige Roadster mit dem 948 ccm Vierzylinder und knapp 45 PS Leistung war zu seiner Zeit ein durchaus ernst zu nehmender Sportwagen. Auf Grund seiner Handlichkeit und seines geringen Betriebsgewichts von gerade einmal 615 Kilogramm konnte ein geübter Fahrer den Kleinen ganz ordentlich über kurvige Landstraßen scheuchen. Achsen und Bremsen stammen vom Morris Minor, was die Suche nach entsprechenden Verschleißteilen bis heute sehr einfach gestaltet. Der aus der Austin A 35 Limousine stammende Motor genügte für eine Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h, was Ende der 50er Jahre mehr als ausreichend war. „Die Leistung bringt er garantiert auch heute noch“, ist Dieter Hackel sicher. „Ausprobiert habe ich das aber bislang noch nicht. Ein Tempo zwischen 80 und 90 Stundenkilometer reicht mir bei meinen Fahrten über Land völlig aus.“ Deshalb wird der weiße Zweisitzer die für das kommende Frühjahr geplante Fahrt nach Bayern, wo Hackel Verwandte besuchen und die Landschaft genießen will, auch per Autoreisezug antreten.

Für den Sommer ist eine Fahrt nach Schweden geplant, mit Zeltausrüstung und leichtem Gepäck: „Dabei fühle mich ich mich wieder jung, so wie damals mit Anfang 20, als ich begann, mich in diese Autos zu verlieben.“

So wie dem Personalmanager im Unruhestand ergeht es offenbar auch jeder Menge zufälliger Passanten: „Wo ich auch auftauche mit dem Frosch, versammeln sich sofort Leute um den Wagen. Beim Vorbeifahren lachen die Kinder und winken, Teenies grüßen mit erhobenem Daumen, und auch Erwachsenen zaubert der kleine Kobold ein Lächeln ins Gesicht.“ Seine beiden Töchter fahren gern mit, ebenso wie seine mittlerweile fünf Enkelkinder. Sie lieben das Cabrio mit den glubschäugigen Scheinwerfern und dem breiten Kühlergrill-Grinsen. „Für die ist eine Mitfahrt im Sprite das Größte“, lacht Hackel. Allerdings hat er den Kleinen eines streng untersagt: Den Frosch zu küssen. Das Risiko, dass danach stattdessen womöglich plötzlich ein NSU Prinz in der Garage steht, möchte Dieter Hackel nämlich auf keinen Fall eingehen.

 

Quelle: Carsablanca

Avatar von Carsablanca
1
Diesen Artikel teilen:
1 Kommentar: