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Rudolf Caracciola und der Mercedes Stromlinienrennwagen - Unsterblich mit Tempo 423 km/h

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Vor 75 Jahren setzte Mercedes einen Rekord für die Ewigkeit. Die Rekordfahrt war nicht nur eine technische und fahrerische Leistung. Sondern auch eine der größten sportlichen Tragödien.

Auf öffentlichen Straßen ist Rudolf Caracciola bis heute der schnellste Mann der Welt. Der Mercedes-Benz W125 Stromlinienrennwagen war sein Auto. Auf öffentlichen Straßen ist Rudolf Caracciola bis heute der schnellste Mann der Welt. Der Mercedes-Benz W125 Stromlinienrennwagen war sein Auto. Quelle: daimler

Köln - Nur wenige Weltrekorde halten so lang wie ein Menschenleben. Vor allem, wenn dabei Technik im Spiel ist. Doch der Mercedes 12-Zylinder-Rekordwagen W 125 hat seinen Spitzenplatz in der Bestenliste nun seit einem Dreivierteljahrhundert inne: Der Stromlinien-Renner ist 1938 auf öffentlicher Straße so schnell gefahren wie niemals jemand zuvor – oder danach.
Die Zahl der automobilen Geschwindigkeitsrekorde ist groß. Es gibt sie für Serienautos, verschiedene Arten von Rennwagen, unterschiedliche Antriebskonzepte sowie diverse Distanzen und Start-Modi. Was den Mercedes-Rekord aus der Masse heraushebt, sind neben seiner spektakulären Dauer auch die tragischen Umstände seiner Entstehung aus der erbitterten Konkurrenz zweier Rennställe und zweier Rennfahrer.
Rosemeyers Rennwagen in der Version von 1937 Rosemeyers Rennwagen in der Version von 1937 Quelle: audi

Mercedes-Benz gegen Auto Union


Mitte der 30er-Jahre lieferten sich Mercedes-Benz und Auto Union nicht nur auf den Rennstrecken heiße Zweikämpfe. Auch außerhalb der Rundkurse, bei den damals extrem populären Geschwindigkeits-Rekordfahrten, wollten beide Rennställe dominieren. Die Nationalsozialisten kanalisierten die Jagd nach immer höherem Tempo im Oktober 1937 in der eigens geschaffenen „Rekordwoche“ auf einem Teilstück der Autobahn Frankfurt-Darmstadt. Die Strecke war schon beim Bau als mögliche Autorennbahn geplant. Dass sie im damals schon geplanten Kriegsfall auch teilweise zum Landen von Flugzeugen hätte genutzt werden können, war kein Zufall.
Zu den spektakulärsten der immerhin 16 bei der Rekordwoche aufgestellten Weltrekorde zählte die erste Überschreitung der 400 km/h-Marke durch den Auto Union-Rennfahrer Bernd Rosemeyer. Den großen Geschwindigkeits-Star seiner Zeit.
Mercedes trat ebenfalls an, musste sich aber aufgrund technischer Probleme geschlagen geben. Das wollte man in Untertürkheim jedoch nicht auf sich sitzen lassen und ließ Verbindungen spielen. So setzte die Oberste Nationale Sportbehörde trotz eines Protestes der Auto Union für den 28. Januar 1938 einen Revanche-Termin für die Konkurrenten an.
Rudolf Caracciola zählt zu den größten Rennfahrern aller Zeiten. Rudolf Caracciola zählt zu den größten Rennfahrern aller Zeiten. Quelle: Daimler

Showdown mit 736 PS


Die Rechnung für Mercedes geht auf, es kommt zum Showdown. Am Morgen des 28. Januar steht der Mercedes-Stromlinienwagen am Startpunkt, am Steuer sitzt Rudolf Caracciola, Cheffahrer des Rennstalls. Die windschlüpfrige Karosserie ist um einen Zwölfzylinder-Kompressormotor herum gebaut – mit 736 PS ist er das stärkste bis dato von den Schwaben entwickelte Triebwerk. Der 5,6 Liter große Benziner muss Schwerstarbeit leisten, aber nur für wenige Sekunden. Das ermöglicht Kompromisse: Statt durch Fahrtluft wird der Kühler durch ein Eis- und Wasserbad temperiert. So können die Ingenieure auf Kühllufteinlässe an der Karosserie verzichten. Das Ergebnis ist eine vollkommen glatte Karosserie in Tropfenform. Selbst die Räder sind verkleidet. Einzig zwei kleine Lufteinlässe an der Front stören die fast fugenlose Oberfläche – sie versorgen den Motor mit Sauerstoff.
Die Karosserie des Mercedes W125 war aus einem Guss Die Karosserie des Mercedes W125 war aus einem Guss Quelle: Daimler Als der W 125 um kurz nach acht seinen Kompressor-Sopran für eine erste Probefahrt in die kühle Morgenluft bläst, rechnete noch niemand mit einem Rekord. Doch als Caracciola wenige Sekunden nach dem fliegenden Start das seidene Messband an der Kilometer-Markierung mit der stumpfen Nase seines Autos durchschneidet, ist das Ergebnis ein Fabelwert: 423,7 Km/h – mehr als 17 km/h schneller als Rosemeyers alter Rekord.

Rekordjagd ohne Rücksicht


Bei der Auto Union reagiert man geschockt. Der Revanche-Termin hatte die Sachsen eh schon kalt erwischt, gerade so eben kann man den 545 PS starken Typ C fit für die Herausforderung bekommen. Was an Entwicklungszeit fehlt, soll Bernd Rosemeyer wettmachen. Der Deutsche- und Europameister ist schnell und für seine risikofreudige Fahrweise bekannt. Doch es reicht nicht; bis in den Mittag hinein versucht er, den Rekord zu knacken. Dann zieht Wind auf, das Team will weitere Fahrten auf den kommenden Tag verschieben. Rosemeyer aber pocht aufs Weitermachen. Um 11.46 Uhr steigt er ein letztes Mal ins Cockpit. Um 11.47 Uhr ist er tot.
Die Rekordfahrt hatte enormen Werbewert. Die Rekordfahrt hatte enormen Werbewert. Quelle: Daimler Kurz nach Kilometer 9 erfasste eine plötzliche Windböe Rosemeyers Wagen bei Tempo 430. Er kam von der Strecke ab, überschlug sich und landete in der Böschung. Als der Teamarzt ihn erreichte, sah der Rennfahrer unverletzt aus. Als ob er schliefe, gab der Mediziner später zu Protokoll.
Der Tod Rosemeyers war ein Schock für die deutschen Motorsportfans. Tausende kamen zu seiner Beerdigung, sein Leben und seine Leistungen wurden zu Titanenhaftem verklärt. Im Tod wurde er endgültig zum Superstar – auch, weil die Nazis ihn in soldatischem Duktus dazu stilisierten.

Ende einer Ära


Für automobile Rekorde bedeutet Rosemeyers Tod das Ende einer Ära. Die Auto Union steigt aus dem Konkurrenzkampf aus, auch Mercedes war die Lust vergangen. Der eigentlich geplante Bau eines noch viel schnelleren Über-Rennwagens verlief im Sande.
Der Mercedes T 80 als Nachfolger des W 125 kam über den Prototypenstatus nicht mehr hinaus Der Mercedes T 80 als Nachfolger des W 125 kam über den Prototypenstatus nicht mehr hinaus Quelle: Daimler Caracciolas Rekord auf öffentlicher Straße sollte nie wieder geknackt werden. Die Autobahn-Rennstrecken sind längst wichtige Verkehrsadern, auf denen für motorsportliche Spielereien kein Platz mehr ist. Rekordfahrten werden heute auf den Salzseen in Utah und Nevada oder auf den Rundstrecken von Nardo und Indianapolis absolviert. Die aktuell höchste jemals von einem Auto erreichte Geschwindigkeit liegt bei 1.227,98 km/h, gemessen am 15. Oktober 1997 in der Black Rock Desert bei einer Fahrt des Raketenautos Thrust Super Sonic Car. Der Geschwindigkeits-Rekord auf einer „öffentlichen Straße“ liegt bis heute bei 423,7 Km/h.
Quelle: SpotPress
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24 Kommentare:

Man darf zwar nicht per Lichthupe oder Zeichen vor einem Blitzer warnen... Blitzer stehen aber immer an Stellen wo besondere Vorsicht geboten ist oder an einem Unfallschwerpunkt etc. Vor Gefahren, die möglicherweise nicht sofort erkennbar sind, kann bzw. muss ich andere aber warnen.

"In Deutschland gilt keine Halterhaftung"

Dies sollte man a.m.S. einführen und sich so einen Haufen "Ermittlungsarbeit" sparen.

https://data.motor-talk.de/.../...e-blitzer-04-5118334692851427221.jpg

Dieses Bild zeigt doch den Einseitensensor von ESO, das ist keine Lichtschranke.

Das Vorgängermodell war noch eine Lichtschranke, das sah so aus :
http://www.radarforum.de/.../post-904-1227803309.jpg
Da mußten immer beidseitig Geräte aufgestellt werden.

Beim ESO Einseitensensor werden weder Strahlen ausgesendet noch ist das Aufstellen eines Empfängergeräts auf der anderen Straßenseite nötig

Zitat:

die Lichthupe zu diesem Zweck einzusetzen

Das machen ja ohnehin nur noch ganz wenige entgegenkommende Fahrer

Mythos 11: Geschwindigkeitsbegrenzungen gelten immer und überall

Die zulässige Höchstgeschwindigkeit gilt nur, wenn man sich in einer konkreten amtlich anerkannten oder geprüften Messsituation befindet. Also im Erfassungsbereich einer mobilen oder stationären Messanlage oder wenn man von einem Provida-Messfahrzeug verfolgt wird. Nur hier gilt das Limit. Das verhält sich analog zu Irrtum 7 aus diesem Artikel.
Also noch mal verdeutlicht, Grenzwerte oder Begrenzungen gelten nur wenn akut gemessen wird, ansonsten Vollgas oder volles (Auspuff)-Rohr.

Ich setze hier an dieser Stelle zur Sicherheit noch mal ein ;) drunter.

Zitat:

@gtspecial schrieb am 16. August 2017 um 16:51:23 Uhr:


"In Deutschland gilt keine Halterhaftung"

Dies sollte man a.m.S. einführen und sich so einen Haufen "Ermittlungsarbeit" sparen.

Absolute Zustimmung! Ist mir ein Rätsel wie man die Halterhaftung ablehnen kann. Irgendjemand ist zu schnell gefahren und fertig. Wenn der Halter nicht mal mehr wissen möchte, wer fuhr, dann muss er auch die Konsequenzen tragen. Ähnlich einige Motorradfahrer, die flink nach Hause fahren und so tun, als wäre nichts gewesen. Da wird man sich zweimal überlegen, die Polizei für dumm verkaufen zu wollen.

Wie wär´s denn mal mit einem eigenen "Blitzer-Forum", damit diese ganzen "Mimimi-Threads" im "Verkehr- und Sicherheit-Forum" aufhören?

Da gibt´s regelmäßig Zoff zwischen den "Hilfe Suchenden", den "Sicherheitsbewussten" und der "Wer-Strich-Tempolimit-Fährt-Ist-Ein-Schleicher-Und-Oberlehrer-Fraktion".

Oder mal eine ordentliche, offizielle Beratung, unter Zuhilfenahme eines Anwalts natürlich.

Vielen Dank im Voraus! :)

@mark29

Zitat:

Blitzer stehen aber immer an Stellen wo besondere Vorsicht geboten ist oder an einem Unfallschwerpunkt etc

Der Witz ist gut!

Im westfälischen Hamm stehen bestimmt über 20 Blitzer herum. Die Stadt versucht alles, um die Autofahrer abzuschröpfen.

https://www.wa.de/.../...zer-einsatz-schroepft-autofahrer-8445965.html

Mythos 5: Es fehlt die Infos, dass die Fzg. eine gewisse Tachovoreilung haben _müssen_ und daher die 10km/h insofern realistisch sind, wenn man eben Tacho mit dem Wert der bzgl. Bußgeld relevant ist vergleicht.

Mythos 7: Da hätte ich geschrieben, dass man vorher einen Anwalt konsultieren sollte, was aber i.d.R. auch kostet.

notting

Grundsätzlich sollte man sich schon an die Schilder links und rechts halten....aber zu dem Thema mal dieser Artikel...

http://www.rp-online.de/.../...zer-geht-auf-wanderschaft-aid-1.6427286

Es ist auch wohl ein Mythos, daß die Geräte immer "Blitzer" sind. Es gibt auch Geräte, die das Foto tagsüber ohne Blitz aufnehmen können. Das wird je nach Landkreis auch recht häufig so gemacht.

Zitat:

Mythos 2: Blitzer-Säulen messen immer in beide Fahrtrichtungen

Also bei den SÄULEN kenne ich es nicht anders : die messen normal immer alle Fahrtrichtungen, sofern diese baulich nicht allzu weit getrennt sind. Die alten grünen Kästen konnten das natürlich nicht
Avatar von Achsmanschette41219
Wed Aug 16 18:11:57 CEST 2017

Zitat:

@notting schrieb am 16. August 2017 um 17:32:40 Uhr:


Mythos 5: Es fehlt die Infos, dass die Fzg. eine gewisse Tachovoreilung haben _müssen_ und daher die 10km/h insofern realistisch sind, wenn man eben Tacho mit dem Wert der bzgl. Bußgeld relevant ist vergleicht.
Das stimmt so nicht, es gibt keine Rechtsnorm, die eine Tachovoreilung vorschreibt, ein Tacho darf nur nicht zu wenig anzeigen oder wesentlich zu viel, nachzulesen in der Richtlinie 75/443/EWG

Da heißt es im Punkt 4.4

Zitat:

Die angezeigte Geschwindigkeit darf nie unter der tatsächlichen Geschwindigkeit liegen . Bei den unter 4.3.5 angegebenen Geschwindigkeiten sowie bei den Zwischenwerten muß zwischen der vom Geschwindigkeitsmesser angezeigten Geschwindigkeit V1 und der tatsächlichen Geschwindigkeit V2 folgende Beziehung bestehen : O * V1 - V2 * V2/10 + 4 km/h .

Auf Deutsch: Der Tacho darf nie zu wenig anzeigen, zu viel dagegen schon, da ist die maximal zulässige Abweichung +10% + 4 km/h.

In der Realität beträgt bei aktuellen Fahrzeugen die Tachovoreilung nur sehr wenig, bei 100 km/h und neuen Reifen rund 2 km/h, das vergrößert sich mit abnehmender Profiltiefe.

Zitat:

@chitchat schrieb am 16. August 2017 um 18:11:57 Uhr:



Zitat:

@notting schrieb am 16. August 2017 um 17:32:40 Uhr:


Mythos 5: Es fehlt die Infos, dass die Fzg. eine gewisse Tachovoreilung haben _müssen_ und daher die 10km/h insofern realistisch sind, wenn man eben Tacho mit dem Wert der bzgl. Bußgeld relevant ist vergleicht.
Das stimmt so nicht, es gibt keine Rechtsnorm, die eine Tachovoreilung vorschreibt, ein Tacho darf nur nicht zu wenig anzeigen oder wesentlich zu viel, nachzulesen in der Richtlinie 75/443/EWG
... haben müssen, damit sie z. B. bei neuen Reifen nicht zuviel anzeigen ;-)
Die Hersteller werden da auf Nr. sicher gehen.

Zitat:

In der Realität beträgt bei aktuellen Fahrzeugen die Tachovoreilung nur sehr wenig, bei 100 km/h und neuen Reifen rund 2 km/h, das vergrößert sich mit abnehmender Profiltiefe.

Bin mir zieml. sicher dass es bei meinem Fahrzeug (was meinst du überhaupt mit "aktuell"?) deutl. mehr ist, auch bei neuen Reifen.

notting

Zitat:

@Rufus24 schrieb am 16. August 2017 um 17:17:14 Uhr:


@mark29

Zitat:

@Rufus24 schrieb am 16. August 2017 um 17:17:14 Uhr:



Zitat:

Blitzer stehen aber immer an Stellen wo besondere Vorsicht geboten ist oder an einem Unfallschwerpunkt etc

Der Witz ist gut!

+1!