An diesem Golf ist nichts sportlich oder spannend. Und das ist gut so. Denn während andere sich profilieren, funktioniert er einfach. Erste Fahrt im gelifteten Sportsvan.
Barcelona – Golf Sportsvan fahren ist wie Kartoffeln essen. Macht auch satt, sieht aber auf dem Teller nicht so gut aus wie das teure Steak - und niemand wird neidisch. Trotz, im Falle der Kartoffel, dem tollen Preis-Leistungs-Verhältnis. Oder, im Fall des Hochdach-Golf: mehr Platz und Überblick. Nein, nach diesem Golf dreht sich niemand um. Da kann ihn VW noch so brombeerig oder blauknallig lackieren, er bleibt ein kleiner Sharan. Also geht es beim Facelift nicht um hübschere Optik sondern um die Qualitäten, die er schon hatte. VW Golf Sportsvan: Motoren und Technik aus der LimousineQuelle: VW Optisch passiert fast nichts. Ein bisschen Kosmetik an Schürzen und Lampen, LED-Licht gegen Aufpreis, neue Farben, neue Felgen. Kosmetik. Technisch geht mehr: Assistenten, Antriebe und Infotainment sind neu. Der Sportsvan übernimmt das Wichtigste vom Standard-Golf, aber längst nicht alles. Beispiel Motoren: Zum Marktstart des Sportsvan gibt es vier Benziner mit 85 bis 150 PS. Zwei Diesel folgen im Frühjahr 2018. Das entspricht im Umfang ungefähr der bisherigen Motorenpalette. Beim Golf gibt es insgesamt 13 Antriebe. Einen Sportsvan GTI oder Sportsvan R haben wir natürlich nicht erwartet, über einen Elektro-, Plug-in- oder Erdgas-Antrieb hätte VW dagegen ruhig nachdenken dürfen. Der zweitstärkste Benziner im Van (130 PS) kommt aus dem Spritspar-Golf „BlueMotion“. Seine Spritspartechnik bringt er aber nicht vollständig mit. Im Golf schaltet er sich ab, wenn der Fahrer vom Gas geht, im Sportsvan geht er nur an der Ampel aus. Die Segelfunktion sei hier nicht vorgesehen, sagt VW. Spoiler und Leichtlaufreifen auch nicht. Sparsam fährt er trotzdem. Nach unserer Testfahrt (Stadt, Landstraße, Autobahn zu ähnlichen Teilen) errechnete der Bordcomputer einen Durchschnittsverbrauch von 5,5 Litern. Der Verbrenner läuft ruhig und liefert sein Moment früh. Mehr als 4.000 Touren mag er nicht, dann klingt er gequält und laut. Genug Kraft kommt schon vorher. Dreizylinder und der neue Spritspar-BenzinerQuelle: VW Insgesamt gewinnt der Sportsvan durch seine neue Motorenpalette. Dreizylinder-Turbobenziner ersetzen die trägen 1,2-Liter-Basismotoren des alten Modells. 110 PS genügen für zügiges Vorankommen. Dass zum Vorgänger ein Zylinder fehlt, hört man nur unter Last. Dann knurrt der kleine Block vernehmlich. Am besten gefiel uns der Sportsvan mit 130 PS. Der verbraucht kaum mehr als die Dreizylinder, fährt aber komfortabler und einen Tick souveräner. Den Top-Benziner (150 PS) unterbot er im Verbrauch um etwa einen halben Liter. Das Doppelkupplungsgetriebe überzeugte in dieser Motorisierung mit guter Abstimmung. Nur bei langsamer Fahrt fehlt der Komfort eines Wandlers. Witzlos: Der Bordcomputer meldet ständig, dass der Motor die beiden mittleren Zylinder zum Spritsparen deaktiviert. Oft läuft der Sportsvan dann ohne Gas mit eingelegtem Gang – also mit Motorbremse. In dieser Situation wird ohnehin kein Kraftstoff eingespritzt. Unter (niedriger) Last passiert das selten, dann aber ohne Abzüge im Komfort. Touch-Navis und ein variabler Innenraum im Golf SportsvanIm Innenraum wird der Sportsvan moderner. Touchscreens mit 6,5 bzw. 8 Zoll Diagonale lässt VW hinter Glas ein. Die kleine Version behält Drehregler für Lautstärke und Zoom und lässt sich dadurch besser bedienen. Das große Navi verliert alle Knöpfe. Beide Systeme sind schnell und übersichtlich, Onlinedienste gibt es optional. Einen digitalen Tacho beitet VW im Sportsvan nicht an. Quelle: VW Hinter dem Armaturenbrett bleibt alles, wie es war. Fahrer und Beifahrer sitzen aufrecht und bequem, dahinter gibt es mehr Platz als im Golf. Der Sportsvan bietet rund 5 Zentimeter mehr Radstand und 10 Zentimeter mehr Gesamtlänge. Das schafft viel Platz vor der Rücksitzbank und im Kofferraum. Gut: Die Rückbank lässt sich bereits im Basismodell verschieben und geteilt umlegen. Und dann ist da noch das Lieblingsargument aller SUV-Fahrer: Man sieht mehr, weil man hoch sitzt. Die niedrigste Sitzposition im Sportsvan entspricht der höchsten im normalen Golf. Kleine Fahrer können sich sechs Zentimeter nach oben pumpen. Anders als in vielen SUV sieht man im im Sportsvan tatsächlich mehr, denn er hat riesengroße Fenster. Neue AssistenzsystemeDie Assistenzsysteme des Sportsvan ergänzt VW auf den aktuellen Stand. Die Notbremse erkennt jetzt Fußgänger, und der Abstandstempomat funktioniert bis Tempo 210 (vorher: 160 km/h). Neu ist die Einparkhilfe für Anhänger aus Passat und Tiguan. Quelle: VW Fahrerisch ändert sich (abgesehen von den Motoren) nichts. Federung und Lenkung arbeiten präzise und komfortabel. Im „Sport“-Modus bekommt das Volant ein angenehmes Gegengewicht. Das Fahrwerk kann mehr als man Schwerpunkt und Beifahrern zumuten möchte. Sport war trotzdem nie die Stärke des Sportsvan. Wird es auch nicht mehr. Besser steht ihm das ruhige Mitschwimmen im Verkehr. Gegenüber dem Vorgänger bleiben die Preise ungefähr konstant. Die Basis startet mit 85 PS und wenig Ausstattung bei 20.475 Euro. Die zweitstärkste Stufe wird fünf PS kräftiger und 400 Euro günstiger. Der Top-Benziner mit bester Ausstattung kostet 225 Euro mehr als bisher. Noch ein paar Zeilen zur Umwelt: Partikelfilter verspricht VW für alle Benziner im Laufe des Jahres 2018. Die ersten Sportsvan fahren ohne. Beide Diesel bekommen zum Marktstart SCR-Kats, sie reinigen also ihre Abgase mit der Harnstofflösung AdBlue. VW gibt derzeit den NEFZ-Verbrauch des Golf Sportsvan an, homologiert also noch nicht nach der Abgasnorm Euro 6d-Temp. ***** In eigener Sache: Ab sofort verschicken wir unsere besten News einmal am Tag (Montag bis Freitag) über Whatsapp und Insta. Klingt gut? Dann lies hier, wie Du Dich anmelden kannst. Es dauert nur 2 Minuten. VW Golf Sportsvan 1.5 TSI: Technische Daten
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