Volkswagen zieht Konsequenzen aus den Stickoxidtests mit Affen. Laut Medienberichten sollen ein "Moral-Kodex" erarbeitet und Forschungsprojekte überprüft werden.
Wolfsburg - Volkswagen zieht offenbar Konsequenzen aus den umstrittenen Abgastests mit Affen. Nach den vom Volkswagen-Vorstand in Auftrag gegebenen Untersuchungen soll laut Medienberichten ein Verhaltenskatalog für Mitarbeiter eingeführt werden. Das berichtet die "Bild"-Zeitung unter Berufung auf Unternehmenskreise. Anhand dieser "VW-Gebote" solle künftig festgestellt werden, ob eine Entscheidung auch moralisch im Sinne der Firmenkultur sei. Volkswagen wollte sich auf dpa-Nachfrage zunächst nicht dazu äußern. Außerdem überprüft der VW-Konzern dem Bericht zufolge Forschungsprojekte, die er unterstützt. Weltweit gebe es 1.700 Kooperationen mit rund 300 Hochschulen und Instituten in mehr als 29 Ländern. Über die Maßnahmen will der Vorstand am Freitag den Aufsichtsrat informieren. Die Autoindustrie hatte Wissenschaftler eingespannt, die mit der Lobbyorganisation EUGT Gesundheitsgefahren von Dieselabgasen verharmlost haben sollen. Dabei waren auch Affen mehreren Tests ausgesetzt. Darüber hinaus förderte die Initiative eine Studie der Universität Aachen zur Stickstoffdioxidbelastung am Arbeitsplatz - Probanden waren 25 Menschen. BMW, Daimler, VW und Bosch hatten die EUGT gemeinsam gegründet, Bosch stieg 2013 aus. Die KonsequenzenNach dem Bekanntwerden der Experimente hatte Volkswagen seinen Cheflobbyisten Thomas Steg beurlaubt. Daimler stellte den Mitarbeiter frei, der den Autobauer im EUGT-Vorstand vertreten hatte. BMW befreite den betroffenen Referenten von seinen Aufgaben im Segment urbane Mobilität und Kommunen. In den USA ist VW wegen der Stickoxid-Tierversuche auch im Streit mit einem Anwalt und privaten Klägern. Ein Gericht will dort nun eine Verhandlung ansetzen - gegen den Willen des Konzerns. VW hatte eine "Abkühlungsperiode" gefordert, weil die Klägerseite das Unternehmen öffentlich mit "Hitler, dem Holocaust und anderem Horror" in Verbindung gebracht habe. Klägeranwalt Michael Melkersen soll in einer Netflix-Dokumentation Assoziationen zwischen Experimenten mit Dieselabgasen im Auftrag von VW und der Vergasung von Juden im Zweiten Weltkrieg geweckt haben. Die VW-Anwälte sahen darin einen unlauteren Versuch, die Jury gegen den Konzern aufzubringen. Deshalb hatten sie gefordert, mehrere Prozesse zu verschieben. Der zuständige Richter Richter Bruce D. White sah keine Grund der Forderung stattzugeben. Der Prozessauftakt ist für den 26. Februar geplant. Quelle: dpa |