90, 60, 40: Volvo verfügt nun über eine runderneuerte SUV-Familie. Im Frühjahr 2018 startet der neue XC40: Kantig, kompakt und ganz schön digital. Erste Fahrt.
Von Michael Specht Barcelona - Familienplanung ist in der Autobranche bisweilen heikel. Kleine, mittlere und große Modelle sollen zwar eindeutig zur Marke passen, auf der anderen Seite aber nicht aussehen wie geklont. Fällt BMW, Audi und Mercedes derzeit schwer. Volvo gelingt der Spagat besser: Damit der neue XC40 nicht exakt wie die größeren Modelle XC60 und XC90 ausschaut, verordnete Designchef Thomas Ingenlath dem jüngsten und kleinsten Volvo-SUV mehr Kante und weniger Glätte. Am auffälligsten ist dabei der Knick hoch zur C-Säule. Volvo will dem XC40 einen jugendlichen Anstrich geben. Das zeigen die angebotenen Kontrast-Dachfarben und die Auswahl an Innenfarben und Materialien. Angeblich haben sich die Designer von Stadtarchitektur, Street-Fashion und Popkultur inspirieren lassen. Wie auch immer, das Interieur wirkt schick und modern, die Oberflächen sind hochwertig. Die Verarbeitung hinterließ, zumindest in den hochwertig ausgestatteten Testwagen, einen guten Eindruck. Innenraum: Praktisch und schickIm Innenraum setzt Volvo auf Familienlook. Auch der XC40 hat den senkrecht stehenden Bildschirm. Sogar serienmäßig, und auch mit Handschuhen bedienbar. Die Anzeigen hinterm Lenkrad sind digital. Wie beim VW Tiguan lassen sich beispielsweise Tacho und Drehzahlmesser zu Gunsten einer größeren Navigationskarte verkleinern. Viel Arbeit haben Volvos Ingenieure ins Cockpit investiert. Im XC40 wimmelt es von Ablagen und Staufächern. Die Lehnen sind 60:40 geteilt und lassen sich vom Laderaum aus per Knopfdruck umlegen, optional sogar elektrisch. Der Kofferraum fasst zwischen 460 und 1.336 Liter. Da keine Radhäuser hineinragen, ist er sehr gut nutzbar. Ebenfalls clever: Unter dem Ladeboden lässt sich im großen Staufach die Gepäckraumabdeckung verstauen. Neue Plattform CMA Die neue Plattform bringt Vorteile in Bereichen wie Fahrwerk, Leichtbau, Gewicht und Steifigkeit. All das spürt man beim Fahren. Der XC40 fährt prima. Er lenkt präzise, rollt sehr ruhig ab, federt anständig und fühlt sich fest und solide an. Zudem sitzt man ausgezeichnet. Kurven durchfährt der Schwede spurtreu. Dabei hilft ihm die sogenannte Corner Traction Control, deren Aufgabe es ist, die Untersteuertendenz herauszunehmen. Gegen Aufpreis bietet Volvo den XC40 mit Fahrmodus-Schalter an. Gewählt werden kann zwischen Comfort, Eco, Dynamic und Off-Road. Motoren: Leise und kräftigDer 190 PS starke Diesel D4 (ab 44.800 Euro) überzeugt auf unserer ersten Testfahrt. Selbst beim Anfahren und Beschleunigen aus niedrigen Geschwindigkeiten, also den typischen Situationen in der Stadt, bleibt er zurückhaltend ruhig. Warmgefahren und auf Strecke ist nahezu nichts mehr vom Motor zu hören. Auch die Leistungsentfaltung lässt keine Kritik zu. Was nicht wundert bei 400 Newtonmeter Drehmoment, die ab 1.750 Umdrehungen anliegen. Den Verbrauch gibt Volvo mit 5,0 Liter auf 100 Kilometer an. Unser Bordcomputer tendierte eher in Richtung sieben. Nachschieben will Volvo nächstes Jahr die schwächere Dieselvariante D3 mit rund 150 PS. Da die Kunden bei Volvo durchaus zahlungswillig sind, bietet der Hersteller leider auch bei den Benzinern zunächst nur das Topmodell T5 mit 247 PS zum Preis von 46.100 Euro an. Das klingt sehr teuer. Mit ein paar netten Extras liegt der kompakte XC40 schnell bei 60.000 Euro Listenpreis und damit auf dem Niveau der Premium-Mittelklasse. Ambitioniert von Volvo. Trotzdem bleibt der XC40 ausstattungsbereinigt einige Tausend Euro unter den Wettbewerbern. Elektro und Hybrid: Diese Antriebe kommen noch Firmenchef Hakan Samuelsson hat sich vorgenommen: Ab 2020 soll kein Mensch mehr in einem neuen Volvo schwer verletzt werden oder ums Leben kommen. Im XC40 sollen Sensoren einen Zusammenstoß mit dem Gegenverkehr ebenso verhindern wie ein unbeabsichtigtes Verlassen der Fahrbahn. Der XC40 bremst automatisch, falls andere Verkehrsteilnehmer im Weg stehen sollten, egal ob Autos, Motorrad-, Fahrradfahrer, Fußgänger oder auch ein Elch – tagsüber wie nachts. Zudem verhindert die Elektronik ein Linksabbiegen in Kreuzungen, falls jemand entgegenkommt. Call und Care: Volvo im AboAußerdem zeigt sich Volvo digital. Fürs Smartphone gibt es eine App für privates Carsharing, genannt „Volvo On Call“. Falls der XC40 an Frau oder Freund, Tochter oder Sohn verliehen wird, muss physisch kein Schlüssel mehr überreicht werden. Es genügt, einen digitalen Code aufs jeweilige Handy zu senden. Neuland betreten die Schweden auch mit dem Abonnement „Care by Volvo“, eine Art Rundum-sorglos-Paket für 24 Monate. Bezahlt wird eine feste Rate. Sie beträgt bei 15.000 Kilometer Jahresfahrleistung 899 Euro brutto und enthält Versicherung, Steuern, Inspektionen und Pannenhilfe sowie Dienstleistungen wie das Wechseln der Winterräder und deren Einlagerung. Nach zwei Jahren gibt man den Wagen einfach wieder beim Händler ab und überlegt sich etwas Neues. Haben die Schweden Erfolg mit ihrem Flatrate-Paket, dürften andere Hersteller schnell nachziehen.
TECHNISCHE DATEN – Volvo XC40
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