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40 Jahre Audi Avant - Vom Misserfolg zum Bestseller

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40 Jahre wird der Audi Avant alt. Die Mischung aus Leistung, Lifestyle und Ladekapazität funktioniert noch heute. Ein Blick zurück.

Generation C2 - Der Audi 100 Avant, ab 1977 Generation C2 - Der Audi 100 Avant, ab 1977 Quelle: SP-X/Audi

Köln - Am Anfang stand Avant bei Audi nicht für Kombi, sondern für einen Misserfolg. Vor 40 Jahren kam der erste Avant, und eigentlich war er ziemlich mutig. Der Audi 100 Avant der Baureihe C2 war kein klassischer Kombi, sondern ein Fünftürer mit Fließheck.

Einen richtigen Kombi hatten sie bei Audi damals nur als Prototyp realisiert. So wie er kam, machte der Audi dem Rover 3500 SD1 oder dem Renault 20/30 Konkurrenz. Doch für wirklich avantgardistische Fans des Fastbacks war er zu langweilig und dem VW Passat zu ähnlich. Für Kombikäufer wiederum waren die 433 bis 1.113 Liter Kofferraumvolumen zu wenig. Und braven Bürgern war er doch zu schräg. Keine 50.000 Stück verkaufte Audi vom ersten Avant.

In den vergangenen 40 Jahren haben sich die Audi-Kombis mit dem Namen Avant zu Bestsellern in Millionenauflage entwickelt. Im Grunde brachten sie das Segment der Lifestylelaster erst ins Laufen. „Schöne Kombis heißen Avant“ - mit dem Slogan machte Audi Furore.

So wurde die Bezeichnung Avant fast so bekannt wie der Begriff quattro für Audis Allradantrieb. Ihren Ursprung erklärt Audi mit dem italienischen Ausruf „avanti“ – „vorwärts“. Oder mit dem französischen „en avant“, was ebenfalls so viel wie „vorwärts“ bedeutet.

Der "Ferrari für Familien"

Der Audi 100 Avant der Generation C4 kam 1991 Der Audi 100 Avant der Generation C4 kam 1991 Quelle: SP-X/Audi

Zum Marktstart 1977 texteten die Werbeleute: „Der neue große Audi 100. Unser schönstes Stück Technik“. Mit den weltweit ersten Fünfzylinder-Benzinern und -Selbstzündern setzten sie Meilensteine im Motorenbau - und wollten sich so auch mit Mercedes messen. Dort war gerade das T-Modell präsentiert worden, ein Lifestylekombi, auf den der Audi 100 Avant erst in zweiter Generation eine Antwort fand. Der 1983 lancierte Audi 100 Avant (C3) wurde elegant und geräumiger. Im Audi 200 Avant gab es sogar richtigen Luxus.

Das großzügig verglaste Heck des C3 erinnerte entfernt an Shooting Brakes von Aston Martin oder den Volvo 1800 ES „Schneewittchensarg“. Dagegen wirkten Mercedes T-Modell oder Volvo 740/760 betagt und betulich. In der schwedischen und britischen Presse wurde der 220 PS starke und bis zu 240 km/h schnelle Audi 200 Avant 20V als Ferrari für Familien bezeichnet.

Gekauft wurde überwiegend der preiswertere 100 Avant, doch Kultstatus errang die Avant-Familie durch den Über-Avant quattro mit Fünfzylinder-Turbo und Vierventil-Technik. Zu weit seiner Zeit voraus fuhr dagegen der Audi duo. Die Hybridversion des 100 Avant zeigte Audi auf der IAA 1989. Auch ein zweiter Audi duo schlug 1996 nicht ein, obwohl er diesmal auf dem kleineren A4 Avant basierte. Das Hybridauto kam noch vor dem Toyota Prius in den Handel - und verließ ihn deutlich früher wieder.

Das Selbstvertrauen der Ingolstädter steigt

Inzwischen war der Nimbus von Audi als Premiumanbieter gefestigt. Das machte mutig, der Konkurrenz von BMW und Mercedes in noch höhere Regionen folgen zu können. BMW hatte 1992 den M5 Touring mit 340 PS auf den Markt gebracht, Mercedes folgte vier Jahre danach mit dem E60 AMG T mit 381 PS aus einem 6,0-Liter-V8. Audi konterte mit dem S6 plus Avant, der immerhin 326 PS leistete. Unter der Haube arbeitete ein 4,2-Liter-V8. Im Vergleich zum Benz war der Audi-V8 ein Downsizing-Aggregat. Dank quattro schaffte es der Avant aber in 5,7 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100.

Der RS6 Avant von 2002 Der RS6 Avant von 2002 Quelle: SP-X/Audi Im neuen Jahrtausend folgte dann der erste RS6 Avant mit bis zu 580 PS Leistung und 305 km/h Höchstgeschwindigkeit. Außerdem nahm Audi schnelle Diesel-Kombi ins Programm. So schaffte es der Audi A6 Avant 2005 und 2011 auf Platz eins im Verkaufsranking seiner Klasse. E-Klasse T-Modell und 5er-Touring fuhren hinterher.

Das Konzept transportierte Audi 1992 auch in der Mittelklasse. Damals kam der Audi 80 Avant, wenig später folgte der RS2 - mit 315 PS. Dann machte der Audi A4 Avant die große Heckklappe zu einem noch gefragteren Hingucker. Nach oben funktionierte das allerdings eher nicht. Schon 2001 hatte Audi die 5,06 Meter lange Studie Avantissimo auf der IAA präsentiert. Ohne Folgen in der Serie, genau wie das 2015 enthüllte Showcar Audi prologue Avant. Es gibt also auch nach 40 Jahren noch Neuland zu befahren für die Kombis mit den Ringen.

Audi Avant, der Modellstammbaum:

  • Audi 100 Avant (C2), von 1977-1982
  • Audi 100 Avant (C3), von 1983-1991
  • Audi 200 Avant (C3), von 1984-1990
  • Audi 100 Avant (C4), von 1991-1994
  • Audi A6 Avant (C4), von 1994-1997
  • Audi A6 Avant (C5), von 1998-2005
  • Audi A6 Avant (C6), von 2005-2011
  • Audi A6 Avant (C7), seit 2011
  • Audi 80 Avant (B4), von 1992-1995
  • Audi A4 Avant (B5), von 1996-2001
  • Audi A4 Avant (B6), von 2001-2004
  • Audi A4 Avant (B7), von 2004-2008
  • Audi A4 Avant (B8), von 2008-2015
  • Audi A4 Avant (B9), seit 2015

Quelle: SP-X

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