Plastikflaschen, alte Stoßfänger, Flaschendeckel: In neuen Autos stecken viele alte Teile. Doch der Einsatz wiederverwerteter Ware hat auch Grenzen.
Berlin - "Ich war eine Dose" - so lautete der Slogan einer Kampagne in den 80er Jahren. Auf Plakaten war ein Nagel abgebildet. Der sollte zeigen, dass eine alte Getränkedose ein zweites Leben haben kann. Heute ist Recycling selbstverständlich, auch in der Autoindustrie. Der Einsatz von wiederverwerteten Materialien, sogenannten Rezyklate, steigt.
Ein Beispiel dafür ist Daimler: Bei Mercedes haben fast alle schwarzen Kunststoffteile der Außenhaut ein Vorleben. Die Radläufe beispielsweise bestehen überwiegend aus ehemaligen Stoßfängern. "Die werden als Altteile aus den Werkstätten eingesammelt und zu Mahlgut verarbeitet", sagt Anita Engler, bei Daimler verantwortlich für umweltgerechte Produktentwicklung. Zum Teil kommen noch Plastikschnipsel von Flaschendeckeln oder Gehäuse von Starterbatterien hinzu. Kunststoffe mit Vorgeschichte![]() Recycelte Stoffe beim Autobau einzusetzen, hat für viele Hersteller einen Vorteil. So lässt sich zum Beispiel der Energieverbrauch bei der Fertigung senken. Opel beziffert die Einsparung an CO2 auf 30 Prozent, weil Kunststoff-Granulat mit niedrigeren Temperaturen und weniger Druck erzeugt werden kann. Laut EU-Verordnung müssen seit diesem Jahr 95 statt bislang 85 Prozent des Gewichts eines Autos recycelt werden können. Damit das funktioniert, muss schon bei der Produktion ein Recycling-Konzept erstellt werden. Das heißt aber nicht, dass die Hersteller sich einfach aus dem recycelten Baukasten alter Autos bedienen können. "Ein Mercedes hat eine durchschnittliche Lebensdauer von etwa 18 Jahren", erklärt Engler. Wenn man die Entwicklungszeit dazurechne, vergehen zwischen der Auswahl des Materials im Auto bis zu seiner Wiederverwertung 20 bis 25 Jahre. In dieser Zeit kann es Technologie-Sprünge gebe. Ein Saugrohr aus recyceltem KunststoffDa gestaltet sich das klassische Recycling-Beispiel der Altmetalle deutlich unkomplizierter. So gehen 100 Prozent des Karosserie-Stahls ins Recycling. Hier steckt auch in Neufahrzeugen der mit weitem Abstand größte Teil an Rezyklaten. Weil die aber schon bei der Produktion neuer Stähle beigemischt werden, müssen die Autohersteller sich nicht mehr darum kümmern. Anders ist es bei Kunststoffen, wie Anita Engler erklärt: "Im Gegensatz zu Stahl- und Eisenwerkstoffen muss bei den Kunststoffanwendungen eine separate Erprobung und Freigabe des Recyclingmaterials für das jeweilige Bauteil durchgeführt werden." ![]() Akku-Recycling und CarbonToyota, der führende Hersteller von Hybrid-Fahrzeugen, versucht das Batterie-Recycling weitgehend selbst zu organisieren. "Theoretisch kann man die Hybridbatterie jedem Entsorger geben", erklärt Toyota-Sprecher Dirk Breuer. Die Vertrags-Händler aber geben alte Akkus zur Wiederverwertung an Toyota zurück und bekommen im Gegenzug einen neuen. Derzeit liegt die "Sammel-Rate" alter Module bei Toyota bei 91 Prozent und soll auf 100 Prozent erhöht werden. Die Wiederaufbereitung der Akkus erfolgt dann über Partnerunternehmen. Bei der Elektromobilität gewinnt auch Carbon zunehmend an Bedeutung. "Immer, wenn Sie Metall ersetzen, ist das eine gewisse Herausforderung", sagt Steffen Aumann von BMW. Der Verbundstoff Carbon wird aus Fasermatten hergestellt, die mit Harz getränkt und gebacken werden. "Für das Recycling muss man das Harz von der Faser trennen und kann dann wieder neues Material daraus herstellen." Der Aufwand ist vergleichsweise hoch. Doch das Leichtbaupotenzial von Carbon macht eine Wiederverwertung lohnenswert. Schon jetzt werde in der Produktion recycelt. "Verschnittreste werden zum Beispiel im Dach eingesetzt", sagt Aumann. Doch die eingesetzten Mengen an Carbon seien derzeit noch so gering, dass Recycling eine untergeordnete Rolle spiele. Keine sicherheitsrelevanten Teile![]() "Nachhaltigkeit allein reicht für uns nicht aus, jedes Rezyklat muss denselben Qualitätskriterien entsprechen wie ein Neumaterial", sagt Engler. Das sehen die Vertreter von BMW genauso, wobei Aumann keinen Einsatzbereich grundsätzlich ausschließen will: "Ein Rezyklat ist nicht grundlegend besser oder schlechter als ein Neuprodukt". Entscheidend seien die Produkteigenschaften. "Es geht immer darum, das optimale Material für jeden Einsatzbereich zu finden", sagt Aumann. Damit dieses Material dann über den gesamten Lebenszyklus eines Modells eingesetzt werden kann, muss es auch in ausreichender Menge vorhanden sein. "Wenn wir ein Rezyklat getestet und entwickelt haben, das unsere Anforderungen erfüllt, wollen wir das in möglichst vielen Baureihen einsetzen", sagt Anita Engler. Bei einer Generationsdauer von etwa sieben Jahren im Automobilbau können erhebliche Mengen anfallen. Nicht immer gibt es diesen Vorrat. Für die Umwelt aber verheißen die Bestrebungen der Autobauer gute Aussichten. |
