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50 Jahre Nissan Skyline GT-R - Von Prince über Ken und Mary zu Godzilla

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Der Skyline GT-R wird 50 Jahre alt. Nissan schenkt sich einen Sportler: Die Studie GT-R50 geht in Kleinserie. Wir blicken zurück auf eine außergewöhnliche Baureihe.

50 Jahre GT-R: Der Nissan-Sportler begann sein Leben als Familienlimousine unter dem Namen Prince 50 Jahre GT-R: Der Nissan-Sportler begann sein Leben als Familienlimousine unter dem Namen Prince Quelle: Nissan

Berlin – Man kann darüber streiten, was ihn so berühmt machte. Vielleicht lag es an den Erfolgen im Motorsport. Wahrscheinlich trugen Filme wie „The Fast and the Furious“ viel dazu bei. Ganz sicher ist aber: Ohne seine Sportversionen würde man den Nissan Skyline außerhalb von Japan kaum kennen.

Ursprünglich war ein Nissan Skyline ungefähr so aufregend wie ein Audi A4. Ein Mittelklasse-Auto mit kleinen Benzinmotoren und Platz für die Familie. Erfunden vom japanischen Hersteller Prince, ab 1966 (nach einer Firmenübernahme) fortgeführt von Nissan. Es gab ihn als Limousine, Kombi, Coupé und Cabriolet, unter dem Namen Skyway sogar als Pick-up.

Nissan Skyline GT-R, 1969 Nissan Skyline GT-R, 1969 Quelle: Nissan Der Skyline war zuerst ein Vernunftauto. Aber seine Auslegung mit Längsmotor und Hinterradantrieb machte ihn interessant für den Motorsport. 1964 trat zum ersten Mal ein modifizierter Skyline beim japanischen Grand Prix an. Er landete hinter Porsche auf Rang zwei. 1969 startete die Sportversion GT-R (Gran Turismo Racer) in Serie.

Grundstein einer Legende

Der erste GT-R basierte auf der Skyline-Generation C10. Er war eine werksgetunte Sportlimousine, zu einer Zeit, als BMW noch keine M GmbH hatte. AMG war damals noch zwei Mann stark und stand vor dem ersten Rennsieg. Audi war dem Sport so fern wie Japan dem Rechtsverkehr. Nissan legte derweil den Grundstein für eine Legende.

Streng genommen war der Skyline C10 noch ein Prince. Nissan hatte den Hersteller 1966 übernommen, sich aber nicht weiter am Skyline beteiligt. Als 1968 das neue Modell auf den Markt kam, trug es trotzdem das Nissan-Logo. Gleiches galt ab 1969 für den ersten Skyline GT-R.

Die Prince-Ingenieure hatten das Chassis schon bei der Konstruktion auf den Einsatz von Reihensechszylindern ausgelegt. So ein Motor kam im GT-R zum Einsatz. Sein 2,0-Liter-Sauger mit der Kennung „S20“ hatte zwei obenliegende Nockenwellen, drei Vergaser und eine Spitzenleistung von 160 PS bei 7.000 Touren. Seine Kraft gelangte über ein Fünfganggetriebe an die Hinterräder.

Mit so viel Power und einem Leergewicht von etwa 1,1 Tonnen wurde das Familienauto richtig schnell. Er sprintete in 9,8 Sekunden auf Tempo 100 und rannte 200 km/h Spitze. Damit fuhr er auf dem Niveau eines Porsche 911 T.

Ken und Mary

Nissan Skyline 2000 GT-R, Modelljahr 1973 Nissan Skyline 2000 GT-R, Modelljahr 1973 Quelle: Nissan

Nissan lieferte den ersten GT-R als viertürige Limousine („PGC10“) und als zweitüriges Coupé („KPGC10“) aus. Beide Autos wurden aber nach kurzer Zeit abgelöst: Im Modelljahr 1973 startete Skyline GT-R Nummer zwei, intern „KPGC110“ – erstmals mit den klassischen runden Rückleuchten.

Das Design des neuen Skyline orientierte sich an amerikanischen Autos. Man erkennt Einflüsse des Dodge Charger in der Front und aus einigen Perspektiven eine Fastback-Dachlinie wie beim Ford Mustang. Er kam als Datsun 240K-GT sogar nach Deutschland, ausgestattet mit einem 2,4-Liter-Reihensechszylinder mit 130 PS.

Nissan warb mit den fiktiven Amerikanern Ken und Mary für das Auto. Die beiden wurden Kult, Fans tauften den zweiten Skyline GT-R „Kenmeri“. Am Antrieb änderte sich zum Generationswechsel nichts. Aber an den äußeren Bedingungen. Die Ölkrise machte sportliche, durstige Autos unpassend, die Absätze brachen ein. Der Kenmeri GT-R lief nach einem halben Jahr und knapp 200 Exemplaren aus.

16 Jahre ohne GT-R

Der Skyline lief erfolgreich weiter, aber sein Topmodell machte Pause. Nissan blieb im Motorsport aktiv und baute flotte Varianten, steckte aber 16 Jahre lang kein GT-R-Emblem auf einen Skyline. Erst mit der Einführung der Baureihe R32 (1989) kehrte das Logo zurück. Mit ihm kam ein neues Konzept, das in Grundzügen heute noch besteht.

Die Baureihe R32 produzierte Nissan von 1989 bis 1993 Die Baureihe R32 produzierte Nissan von 1989 bis 1993 Quelle: Nissan Der neue Skyline GT-R bekam einen 2,6-Liter-Reihensechszylinder mit zwei Turboladern („RB26DETT“) und Allradantrieb. Die Basis für diesen Antrieb stammt aus dem Motorsport. Nissan trat erfolgreich mit bis zu 600 PS in der Gruppe A an. Im Serienauto leistete der Motor laut Datenblatt aber nur 280 PS. Auf diese Obergrenze hatten sich japanische Hersteller geeinigt. Zusätzlich gab es die Allradlenkung „Hicas“.

Nissan zelebrierte den neuen GT-R. Eine zusätzlich umfassend getunte Nismo-Version diente als Homologationsmodell für die Gruppe A. Nach Erfolgen im Motorsport stellte Nissan die Ausstattung V-Spec (Victory-Specification) vor. Die Variante N1 verzichtete auf unnötiges Gewicht durch ABS, Heckwischer oder Teppiche und bekam einen belastbaren Motor.

Breite Kotflügel und große Schürzen gab es am R32 GT-R serienmäßig. Optional kamen andere Spoiler zum Einsatz, 17-Zoll-Felgen mit 245er Reifen oder eine Abgasanlage mit drei Zoll Durchmesser. In fünf Jahren entstanden fast 44.000 Autos.

Stets stärker als auf dem Papier

In den Folgegenerationen entwickelte Nissan den Skyline GT-R behutsam weiter. Es blieb beim 2,6-Liter-Biturbo, auf dem Papier änderte sich selbst an der Leistung nichts. Tatsächlich waren die Autos aber stets stärker als offiziell angegeben. Je nach Generation leisteten sie ungefähr 300 bis 330 PS. R32 erhielt als erste den Spitznamen "Godzilla", den der GT-R auch noch noch trägt. Verliehen 1989 von australischen Motorjournalisten.

Baureihe R34, Modelljahr 2002 Baureihe R34, Modelljahr 2002 Quelle: Nissan Der Vorderwagen des Skyline wurde leichter, seine Karosserie steifer. Die Batterie wanderte ins Heck, die hydraulische Allradlenkung wurde elektrisch, der Allradantrieb präziser, die Aerodynamik besser. Generation R33 bekam ein Sondermodell mit 2,8 Litern Hubraum und 409 PS (Nismo 400 R), der Nachfolger ein kompakteres Fahrverhalten durch einen kürzeren Radstand.

Nissan führte die Sondereditionen des R32 in den Nachfolgern fort und ergänzte weitere. Das Coupé kam als N1, V·Spec, M·Spec oder in einer Kombination der verschiedenen Varianten. Zum Teil überarbeitete Nismo sie nachträglich. 2002 lief der Skyline in seiner bekanntesten Form aus. Kurz vor dem Produktionsende baute Nissan Varianten mit „Nür“-Kürzel – mit Bezug auf den Nürburgring.

Die letzten 300 Wagen waren innerhalb von zwei Stunden verkauft. Nissan erweiterte auf insgesamt 1.000 Exemplare und verkaufte sie binnen 48 Stunden. Der Skyline GT-R der Baureihe R34 gilt in der Szene als beliebteste Variante.

Ein Skyline, der kein GT-R war und ein GT-R, der kein Skyline mehr ist: 2001 führte Nissan einen neuen Skyline ein. Die Generation R35, international bekannt als Infiniti V35, war ein Coupé auf Basis des Nissan 350Z. Fans waren empört: Das neue Auto hatte optisch nichts mehr mit einem Skyline gemeinsam. Außerdem gab es keine GT-R-Version. Der V35 ist ein Intermezzo, über das gern geschwiegen wird.

Erst 2007 kam wieder ein echter GT-R – dieses Mal aber ohne Skyline-Logo. Der Nissan GT-R wurde zu einer eigenen Baureihe ohne Familienauto-Basis. Erstmals gab es den heißesten Nissan als Linkslenker und ganz offiziell auf vielen Märkten. Zum Verkaufsstart kostete er in Deutschland vergleichsweise günstige 81.000 Euro.

In seiner heutigen Form: Nissan GT-R, Modelljahr 2017 In seiner heutigen Form: Nissan GT-R, Modelljahr 2017 Quelle: Nissan Unter seiner Haube arbeitet ein V6-Motor mit 3,8 Litern Hubraum („VR38DETT“) und (in der ersten Serie) 485 PS. Ein manuelles Getriebe bietet Nissan nicht mehr an, nur noch ein Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe. Das sitzt für eine bessere Gewichtsverteilung an der Hinterachse. Die Hinterachslenkung flog aus dem Auto, es blieb aber beim Allradantrieb.

Nissan modifizierte den GT-R R35 im Laufe seiner Bauzeit regelmäßig. Lenkung und Fahrwerk wurden verbessert. Seine Leistung stieg schnell auf 530, später auf 550 bzw. 570 PS. In seiner sportlichsten Version („Nismo“) leistet der Sechszylinder 600 PS. Er gehört zu den schnellsten Sportwagen auf dem Nürburgring.

Der Nachfolger lässt auf sich warten

Zum 50. Jubiläum des (Skyline) GT-R baut Nissan ein besonderes Modell. Gemeinsam mit Italdesign entstand die Studie GT-R50, ein 720-PS-Sportler auf Basis des aktuellen GT-R. Bei seiner Premiere betonten die Hersteller, dass ihre Fingerübung kein Ausblick auf die Generation R36 ist.

Trotzdem wird die Studie fahren: Nissan will 50 Exemplare des GT-R50 bauen. Am kommenden Wochenende debütiert die Serienversion auf dem Festival of Speed in Goodwood. Das Auto soll knapp eine Million Euro kosten. Da lohnt sich wohl das Warten auf den neuen GT-R. Der soll 2020 die Baureihe R35 ersetzen.

 

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