Von Motor-Talk-Reporter Stefan Grundhoff
Zirndorf - 40 Jahre lang baute der Playmobil-Hersteller Geobra Brandstätter seine eigenen Autos. Zum Jubiläum holten sich die Zirndorfer professionelle Hilfe von Porsche. Gemeinsam entwickelten Auto- und Spielzeughersteller einen roten Porsche 911 Carrera S mit lackierten Felgen, mächtigem Heckspoiler und echter Beleuchtung. So ein heißes Auto hat es bei Playmobil noch nie gegeben.
Kein Wunder, dass das 39,99 Euro teure Set samt Spielfiguren, Werkstatttresen und Teilewand mit Porsche-Schriftzug in vielen Spielwarengeschäften schon ausverkauft ist. Die meisten Käufer dürften den Altersdurchschnitt der Playmobil-Kundschaft kräftig angehoben haben.
1977 sahen Playmobil-Autos noch etwas lieblos aus. Immerhin gab es Felgen und Reifen Quelle: Playmobil
Das erste Themenauto: Ein Polizeiwagen
Die Spielzeugautos von Playmobil haben Tradition. Nach den Ursprungsmodellen mit grauen Kompletträdern kam Anfang der 70er-Jahre das erste „Themenauto“: der Polizeiwagen. Zum 1977er-Set gehörte ein grünes Spielmobil, ein Schutzmann mit Mütze, Kelle und Funkgerät.
Ähnlichkeiten zu lebenden Personen oder fahrenden Automobilen gab es nicht. Genauso wenig wie Liebe zum Detail. Das galt auch für die folgenden Feuerwehr- und ADAC-Modelle.
Ein Kühlergrill fürs Auto, ein Schnauzbart für den Polizisten
Bis zum Jahr 1992 gab es keine grundlegenden Änderungen an den Spielmobilen. Dann erschien die sogenannte Reiselimousine, in der man mit etwas Fantasie auch das VW Golf I Cabrio erkennen konnte. Das Auto bekam ein abnehmbares Dach und eine Windschutzscheibe aus Kunststoff. Die Playmobil-Figuren bekamen Füße und Accessoires wie eine Baseball-Kappe, eine Sonnenbrille oder eine sportliche Weste.
Das nächste Polizeiauto-Set erschien 1997. Die spannendste Änderung betraf allerdings nicht das Auto: Der Polizist bekam einen Schnauzbart und eine Kollegin mit langen Wimpern, roten Wangen, Funkgerät und Pistole. Der Polizeiwagen selbst blieb gesichtslos, verfügte aber über eine Kunststoff-Frontscheibe, einen Kühlergrill, Profilreifen und eine aufklappbare Heckklappe.
Ein Cityvan und ein Coupé
Der Cityvan von 2005 mit viel Platz für Blumen und Blumenerde Quelle: Playmobil
2005 hielt ein bisschen Spießigkeit Einzug in Playmobils Spielzeugwelt, in Form eines blauen Cityvans mit Alufelgen, Sportlenkrad und jeder Menge Laderaum. Passend zum vermeintlichen Familienauto enthielt das Set eine weibliche Spielfigur, einen Einkaufswagen, Blumentöpfe und einen Sack Blumenerde. Der Van selbst sah aus wie eine Mischung aus VW Touran und Renault Espace.
Zwei Jahre später eröffnete die erste Playmobil-Tuningwerkstatt. Hier konnten die Spielzeugkunden ihr rotes Coupé (eng mit dem Polizeiwagen aus dem Jahre 1997 verwandt) mit Schwellern, Felgen und Schürzen pimpen lassen. Dafür gab es jede Menge Werkzeug, ein fachkundiges Playmobil-Männchen und sogar einen Laptop für das rechte Motortuning.
Ein Polizeivan und ein Brautauto
2008 legte Playmobil das nächste Polizeifahrzeug auf: einen Van für vier Personen mit blinkenden Lichtern auf dem Dach und silber-blauer Lackierung. Während die Polizistin nach wie vor mit langen Wimpern klimpern konnte, erschien der Schutzmann frisch rasiert, mit blauem Hemd, Krawatte und Maßband zum Dienst. Beide Figuren trugen blaue Uniformen.
Das Brautauto: Ein gelbes Cabrio mit Blumenschmuck und Herzchen-Nummernschild Quelle: Playmobil
Im gleichen Jahr brachte Playmobil ein Brautauto auf den Spielzeugauto-Markt. Das gelbe Cabriolet war auf der Motorhaube und hinter den Sitzen mit Blumen dekoriert. Die Koffer des frisch getrauten Brautpaars lagen auf den Rücksitzen und auf dem Kennzeichen hatten zwei Herzen das typischem "PM" ersetzt. Die Braut trug Kopfschmuck und Schleier.
2009 reiste die Playmobil-Familie bereits mit zwei Kindern in die Ferien. Im großen Familienvan gab es genug Platz für vier Personen, Gepäck und jede Menge Spielzeug. Das Motorboot wurde auf dem Hänger bis zum Zielort gefahren.
Zwei Jahre später das Kontrastprogramm: ein Cabrio fahrender Strandboy, der seinen Jetski auf dem Anhänger Richtung Wasser transportierte. Wie man es von Geobra Brandstätter kennt, gab es kein offensichtliches Vorbild für das Fahrzeug.
Ein Crossover und ein scharfer Sportwagen
Ein Design-Sprung: Das Familienauto von 2013 orientiert sich an aktuellen Trends wie mehr Bodenfreiheit und deftigen Schürzen Quelle: Playmobil
Einen riesigen Sprung in Sachen Design wagte Playmobil im Jahr 2013 mit einer Mischung aus SUV und Familienvan. Das Crossover hatte robuste Schürzen, mehr Bodenfreiheit und fuhr auf Geländereifen. Der Familienvater war mit rustikalem Bart unterwegs und trug ein weit geöffnetes Surferhemd.
Deutlich blasser wurde es 2014, als Playmobil den 2011er-Roadster als weiß-violettes Mädchenmodell auflegte. Die blonde Fahrerin trug einen langen Zopf und fuhr mit ihrem kleinen Hund spazieren – was für ein fader Kontrast zum 2015er Porsche 911 Carrera S.