Trotz gutem Tagesgeschäft stimmt VW-Chef Diess Volkswagen auf ein schwieriges zweites Halbjahr ein. WLTP-Umstellung und Dieselskandal belasten das Unternehmen weiter.
Wolfsburg - Volkswagen-Chef Herbert Diess schwört den Konzern vor allem wegen der Probleme bei neuen Abgastests auf ein schwieriges zweites Halbjahr ein. Im zweiten Quartal verdiente VW dank des weiter schwungvollen Verkaufs weltweit und dank des Erfolgs mit teureren Geländewagen zwar im Tagesgeschäft überraschend viel Geld. "Aber wir können uns darauf nicht ausruhen, denn in den kommenden Quartalen liegen große Anstrengungen vor uns - vor allem im Hinblick auf die Umstellung auf den neuen WLTP-Prüfzyklus", sagte Vorstandschef Herbert Diess am Mittwoch in Wolfsburg. Auch die Dieselaffäre liegt dem Konzern mit weiteren Milliardenkosten weiter schwer im Magen. Quelle: Picture Alliance Volkswagen hat insbesondere bei der Kernmarke VW Pkw mit dem neuen Prüfzyklus zu kämpfen, weil das Unternehmen mit den Zertifizierungen seiner vielen Motor-Getriebekombinationen nicht hinterherkommt. Unter anderem stehen deswegen in mehreren Werken nach den Werksferien tageweise die Bänder still. Für schon produzierte Autos, die das neue Prozedere noch nicht durchlaufen haben, muss der Konzern große Flächen zum Zwischenparken anmieten. Zwischen April und Juni kletterten die Auslieferungen im Jahresvergleich um knapp 7 Prozent auf 2,8 Millionen Fahrzeuge. Der Umsatz stieg um 3,4 Prozent auf 61,1 Milliarden Euro. Dass der Konzern dabei vor allem bei teureren Autos besser dasteht und auch bei Kostensenkungen vorankommt, sorgte im abgelaufenen Quartal für einen deutlich besseren Betriebsgewinn im Tagesgeschäft. Vor Sondereinflüssen, Zinsen und Steuern kletterte das operative Ergebnis um 22,7 Prozent auf 5,6 Milliarden Euro. Das war auch deutlich mehr als selbst optimistische Analysten geschätzt hatten. Keine Euphorie an der BörseAn der Börse sorgte das aber kaum für große Freude, die Aktie lag am Morgen mit 1,6 Prozent im Minus. Die Konzernprognose für das operative Ergebnis stellte VW nämlich wie in den vergangenen Jahren üblich unter den Vorbehalt, dass Sonderposten ausgeklammert werden. Inklusive Sonderbelastungen werde das operative Ergebnis moderat unter dem angestrebten Korridor von 6,5 bis 7,5 Prozent vom Umsatz landen. Denn die Sonderkosten sind nach wie vor bedeutend. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig hatte den Wolfsburgern im Juni ein Bußgeld von einer Milliarde Euro aufgebrummt - Grund waren "Aufsichtspflichtverletzungen in der Abteilung Aggregate-Entwicklung im Zusammenhang mit der Fahrzeugprüfung" rund um die Dieselaffäre. Der Konzern hatte die Geldbuße akzeptiert. 27,4 Milliarden Euro für den DieselskandalVolkswagen verbuchte zudem noch einmal 600 Millionen Euro mehr für die Bewältigung des Dieselskandals - wegen höherer "Rechtsverteidigungskosten", wie es hieß. Gegen den Konzern laufen etliche Gerichtsverfahren, unter anderem sind 17.300 Einzelklagen von VW-Besitzern anhängig, die wegen der Manipulation von Dieselabgassystemen Schadenersatz verlangen. Viele der Verfahren räumt VW mit Vergleichen aus der Welt. Darüber hinaus gibt es Ermittlungen gegen ehemalige und aktive Vorstände und Mitarbeiter in strafrechtlicher Hinsicht - sowie ein Verfahren, in dem Anleger dem Konzern zur Last legen, den Kapitalmarkt zu spät über die Dieselkrise informiert zu haben. Mit den 1,6 Milliarden Euro an zusätzlichen Kosten wächst die Rechnung für die Dieselaffäre auf insgesamt rund 27,4 Milliarden Euro. Vor allem in den USA hatte Volkswagen viel Geld bezahlt, um Rechtsstreitigkeiten mit Vergleichen zu beenden. Im zweiten Quartal fiel der Gewinnzuwachs bei Volkswagen unterm Strich mit knapp 7 Prozent auf 3,3 Milliarden Euro deutlich schmaler aus als beim operativen Ergebnis, weil die Sonderkosten einen größeren Sprung zunichte machten. Damit, die Kernmarke VW Pkw auf Rendite zu trimmen, kommt VW allerdings weiter voran. Im zweiten Quartal erreichte das Kernstück des Konzerns einen operativen Gewinn von knapp 1,3 Milliarden Euro nach gut 900 Millionen Euro ein Jahr zuvor. Die Marge kletterte demnach um mehr als einen Prozentpunkt auf 5,5 Prozent. Quelle: dpa |