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Trotz Abgas-Skandal hält VW an der Strategie 2018 fest - VW-Chef Müller: "Wir geben Gas"

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Der neue VW-Chef Matthias Müller sprach am Donnerstagabend zu 400 Topmanagern und verkündete: Wir halten an der Strategie 2018 fest. Eine mutige bis irreale Ansage.

Matthias Müller übernahm das Amt des VW-Chefs mitten in der Krise - und gibt sich dennoch kämpferisch Matthias Müller übernahm das Amt des VW-Chefs mitten in der Krise - und gibt sich dennoch kämpferisch Quelle: picture alliance / dpa

Wolfsburg – Von Erfolg zu Misserfolg sind es nur vier Buchstaben. Das gilt auch andersherum. Das denkt offenbar der neue VW-Chef Matthias Müller, der mitten in der größten Krise der Unternehmensgeschichte von der nächsten Erfolgsstory träumt.

„In diesen Tagen höre ich oft: Der Müller wird jetzt als erstes die Strategie 2018 abräumen. Aber das werde ich, das werden wir nicht tun!“ sagte der neue CEO am Donnerstagabend vor 400 Top-Managern des Konzerns. „Wir geben Gas“.

Eine mutige, fast irreal wirkende Aussage mitten in einer Krise, die Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch vor Kurzem noch als „existenziell“ bezeichnete. Das Image des Konzerns hat unter dem Abgas-Skandal massiv gelitten, die Kosten gehen in die Milliarden. Dennoch: VW will wachsen, erfolgreich sein, saubere Autos bauen - so merkwürdig das im Moment auch klingen mag.

Nach dem ersten Halbjahr 2015 klang das alles andere als merkwürdig. Zum ersten Mal hatte Volkswagen den Marktführer Toyota bei den Stückzahlen überholt. Wenige Wochen später kam der Fall, unvorhergesehen und ziemlich tief. Doch Matthias Müller möchte sich nicht nur an Stückzahlen messen lassen. Bei der Strategie 2018 gehe es um viel mehr. „Es geht um die Mitarbeiter, um Kundenzufriedenheit, um Qualität, aber genauso um Nachhaltigkeit.“

VW legt trotz Krise zu

Einen Tag nach Müllers Rede veröffentlichte der VW Konzern seine weltweiten Absatzzahlen: Von Januar bis September verkaufte Volkswagen weltweit 7,43 Millionen Autos, das sind 1,5 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Grund für den Rückgang ist unter anderem das schwächelnde Geschäft in China. Innerhalb der EU konnte VW die Verkaufszahlen im September steigern, um 8,4 Prozent auf 316.000 Autos. Das klingt zwar nach Erfolg, doch insgesamt stieg der Absatz EU-weit um 9,8 Prozent. Bei Daimler (18,6 Prozent) und BMW (17,8 Prozent) lag der Wachstum sogar noch deutlich darüber.

Autoexperte Peter Fuß von der Unternehmensberatung Ernst & Young (EY) erwartet, dass sich der Abgasskandal erst nach Wochen oder Monaten auf die Verkaufszahlen von Dieselautos auswirkt - wenn überhaupt: "Selbst wenn es zu einer gewissen Delle beim Absatz von Diesel-Neuwagen kommt, dürfte es auf der anderen Seite ein entsprechend starkes Plus bei Benzinern geben." Die Nachfrage nach Neuwagen sei derzeit ungebrochen stark. BMW und Audi spüren nach eigenen Angaben bisher keinen Abwärtssog durch den VW-Abgas-Skandal.

Das Analysehaus IHS rechnet hingegen damit, dass Volkswagen weltweit gut 265.000 weniger Autos produzieren werde als prognostiziert, sagte ein Sprecher der „Wirtschaftswoche“. Zuvor waren die Experten davon ausgegangen, dass VW im kommenden Jahr mehr als zehn Millionen Neuwagen herstellen wird.

Große Belastung für die Werkstätten

Nach Drängen des Kraftfahrt-Bundesamtes hat Volkswagen angekündigt, in der EU 8,5 Millionen Fahrzeuge zurückzurufen, in Deutschland sind es 2,4 Millionen. Das bedeutet nicht nur enorme Kosten, sondern auch einen immensen Aufwand für die Werkstätten.

Nach Konzernangaben gibt es bundesweit 2.173 Volkswagen-Partner, deren Werkstätten für den Rückruf autorisiert sind. Damit ergeben sich rechnerisch 1.100 Fahrzeuge pro Werkstatt. Branchen-Insider gehen von durchschnittlich mindestens 90 Minuten Arbeitszeit pro betroffenem Wagen aus, inklusive Formalitäten. Das entspricht gut 200 Arbeitstage für eine Kfz-Arbeitskraft.

Mehr Leuchttürme für VW

Den Konzern dürfte der Skandal zwei bis drei Jahre beschäftigen. Zumindest möchte Matthias Müller bis dahin wieder glänzen. Dafür kündigte er eine neue Ausrichtung an, eine Dezentralisierung, und, so viel Unbescheidenheit muss sein, mehr Prestigeprojekte. „Wir brauchen mehr Leuchttürme wie den Porsche Mission E oder den Audi e quattro“, sagte Müller.

Auch an dem bislang recht erfolglosen Phaeton will der Konzern festhalten und ihn sogar mit Elektromotor ausrüsten. Nach Angaben der „Welt Online“ hält VW auch an dem teuren Projekt Bugatti fest. Dem Bericht zufolge will Müller vor allem eines vermeiden: In die Mittelmäßigkeit abzurutschen wie einst Fiat. Deshalb werde zwar gespart (VW kündigte Einsparungen von einer Milliarde pro Jahr an), doch das soll nicht auf Kosten von neuen Produkten gehen.

„Was wir brauchen ist: Mut zum konsequenten Handeln, die Bereitschaft zur Veränderung, und nicht zuletzt Vertrauen in unsere eigene Stärke“, sagt Müller. Ganz offensichtlich plant der ehemalige Porsche-Chef eine umfassende Neuausrichtung des Konzerns. Nur eines, das soll sich nicht ändern: Volkswagen strebt nach ganz oben, dorthin, wo der Konzern im Sommer 2015 für kurze Zeit schon einmal war.

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