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VW-Chef Matthias Müller: Neue Strategie im Juni 2016 - VW hofft auf Wachstum in China

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Die Mitarbeiter von VW durchleben harte Zeiten - und das wird nach Einschätzung ihres Chefs noch länger so bleiben. Der chinesische Markt soll helfen.

Gedrückte Stimmung bei VW: Das laufende Jahr wird anspruchsvoll Gedrückte Stimmung bei VW: Das laufende Jahr wird anspruchsvoll Quelle: dpa/Picture Alliance

Wolfsburg - VW-Chef Matthias Müller hat die Mitarbeiter des Autobauers auf anhaltend harte Zeiten eingestimmt und will die künftigen Konzernziele im Juni vorstellen. „2015 war ein schweres Jahr für Volkswagen. Und 2016 wird nicht weniger anspruchsvoll“, schrieb er nach der Vorlage der Eckzahlen am Freitag in einem Brief an die Belegschaft. China-Vorstand Jochem Heizmann sagte, auf dem starken Markt in der Volksrepublik erhoffe sich VW weiteres Wachstum.
Die Abgas-Krise und ihre Folgen stellten die Mannschaft vor große Herausforderungen, erklärte Müller. Der Umbau des Konzerns binde Kapazitäten, und das laufende Autogeschäft verspreche „wenig Rückenwind“. Das Schreiben lag der Deutschen Presse-Agentur am Wochenende vor. Zuerst hatte die „Automobilwoche“ darüber berichtet.
Der VW-Konzern hat für das Jahr 2015 wegen der Diesel-Krise mehr als 16 Milliarden Euro zurückgestellt und den größten Verlust der eigenen Geschichte eingefahren. „Das ist ohne jeden Zweifel schmerzhaft“, sagte Müller. Er betonte: „Wir haben den festen Willen und wir haben die Mittel, um die schwierige Situation, in der wir uns aufgrund der Diesel-Thematik noch immer befinden, aus eigener Kraft zu bewältigen.“

VW: Einigung in den USA, Hoffen auf China


Analysten hatten mit noch mehr Rückstellungen gerechnet. Seit dem Beginn der Diesel-Krise gibt es Spekulationen, wonach VW für die Folgen des Debakels womöglich neue Aktien ausgeben muss, Marken in Teilen an die Börse bringen könnte - etwa das Lkw-Geschäft - oder sich unter Umständen von einzelnen Töchter ganz trennen müsste.
Am Donnerstag hatte VW in den USA, wo die Affäre um elf Millionen weltweit manipulierte Diesel aufgeflogen war, Eckpunkte einer Einigung mit Klägern ausgehandelt. „Damit sind wir noch nicht am Ziel, aber der Boden für die Beilegung juristischer Streitigkeiten in den USA ist bereitet“, so Müller. „Wir haben deutlich machen können, dass wir willens und in der Lage sind, eine Lösung zu finden.“
Auf seinem wichtigsten Markt China rechnet VW in diesem Jahr mit einem Absatzwachstum von mehr als 6 Prozent. Nach der „Trendwende“ seit Ende 2015 entwickle sich der größte Automarkt der Welt im Frühjahr weiter positiv, sagte Heizmann am Samstag vor der Eröffnung der internationalen Automesse in Peking. Der Markt werde 2016 ungefähr so wie die Wirtschaft insgesamt zulegen. Nach der Vorhersage der Regierung soll Chinas Wirtschaft zwischen 6,5 und 7 Prozent wachsen.

Müller reist nicht zur Automesse nach Peking


Müller selbst war nicht nach Peking gereist, er sollte am Rande der Hannover Messe mit US-Präsident Barack Obama zusammenkommen. Die Vereinigten Staaten sind 2016 Partnerland der Industrieschau. Am Montag werden Obama und Kanzlerin Angela Merkel (CDU) bei ihrem Rundgang nach dpa-Informationen aber nicht am VW-Stand vorbeischauen.
Für den Autobranchen-Analysten der NordLB, Frank Schwope, ist die Krise in Wolfsburg noch lange nicht ausgestanden: „Auch die Einigung in den USA ist lediglich ein Zwischenschritt eines Marathons, der sich auf die nächsten fünf bis zehn Jahre ausdehnen dürfte.“ Schwope rechnet mit Gesamtkosten infolge der Manipulationen von 20 bis 30 Milliarden Euro, wobei eher von einem Überschreiten auszugehen sei.
Müller betonte, dass Europas größter Autobauer ohne die Abgas-Affäre blendend dastünde. Ohne die gut 16 Milliarden Euro hohe Rückstellung hätte der Konzern das starke Vorjahresergebnis leicht übertroffen. „Das zeigt: Unser Geschäft ist kerngesund und ertragsstark.“ Er ging auch auf die Verschiebung der eigentlich für Ende April versprochenen Zwischenergebnisse ein, mit denen sich VW zur Schuldfrage äußern wollte. „Eine entsprechende Veröffentlichung wäre zum gegenwärtigen Zeitpunkt mit unvertretbaren Risiken für Volkswagen verbunden.“
Müller rief zum Blick nach vorn auf: „Wir wollen und werden wieder angreifen! Eine Schlüsselrolle kommt unserer Strategie 2025 zu, die wir Ihnen und der Öffentlichkeit im Juni präsentieren wollen.“
Zuletzt hatte es wegen des umstrittenen Sparkurses bei VW heftig zwischen dem Betriebsrat und VW-Markenchef Herbert Diess geknirscht. Diess gab sich nun selbstkritisch: Das Veränderungstempo bei VW führe „zu einer hohen Nervosität in der Arbeitnehmerschaft, zu einer hohen Belastung in der Arbeitnehmerschaft“, sagte er am Sonntag in Peking. Einige Vorwürfe der Arbeitnehmerseite seien „auch sicher eine berechtigte Kritik“. Er wolle künftig mehr nach innen kommunizieren.
Am Ende des Müller-Schreibens heißt es: „Der Weg vor uns ist kein einfacher. Aber am Ende wird ein Konzern stehen, der für die Herausforderungen der Zukunft gerüstet ist. Wir werden das Rad nicht neu erfinden, aber wir werden es entscheidend weiterdrehen und Volkswagen mit seinen Marken gemeinsam wieder zum Strahlen bringen.“
Avatar von dpanews
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62 Kommentare:
Avatar von Schattenparker136345
Thu Apr 20 12:30:12 CEST 2017

Die Bildunterschrift von Bild 8 würde ich nochmals überdenken. Der GT3 RS, der wesentlich früher als der R kam hatte bereits einen 4.0L Motor. Insofern war da der 911 R sicherlich kein Vorbote.

...wie Motorschaden, einfach so :eek:? Dann also lieber keinen Porsche kaufen.

Man stelle sich vor ein ausländisches Fabrikat oder gar ein Tesla hätte während er etwas härter rangenommen wurde so sein Leben ausgehaucht....Das Fazit wäre desaströs!

Zitat:

@cmpunkt74 schrieb am 20. April 2017 um 12:48:36 Uhr:


...wie Motorschaden, einfach so :eek:? Dann also lieber keinen Porsche kaufen.

der Gedanke kam mir auch. Das ist aber keine gute Werbung, wenn der Wagen, der ja auch irgendwie dafür gebaut ist, mit einem Motorschaden aufgibt...

Avatar von Spiralschlauch52127
Thu Apr 20 13:44:19 CEST 2017

wer einen Porsche 911 will und sich das leisten kann, wird sich von einem Motorschaden eines Testfahrzeugs nicht abhalten lassen. Am Ende des Tages gibt es kein Substitut....

Zitat:

@cmpunkt74 schrieb am 20. April 2017 um 12:48:36 Uhr:


...wie Motorschaden, einfach so :eek:? Dann also lieber keinen Porsche kaufen.

Vielleicht wird deshalb "getestet", um in Serienfahrzeugen die Schwächen zu eliminieren? Könnte das möglich sein?

Zitat:

@cmpunkt74 schrieb am 20. April 2017 um 12:48:36 Uhr:


...wie Motorschaden, einfach so :eek:? Dann also lieber keinen Porsche kaufen.
Motorschäden kann und wird es immer geben, davon ist kein Hersteller ausgenommen, aber im Gegensatz zu anderen Sportwagenherstellern, hält sich das bei Porsche doch sehr in Grenzen, zudem sind viele Porsche, auch Fahrzeuge mit exorbitanten Laufleistungen mit dem 1 Motor unterwegs.

Ich glaube wohl kaum, dass dies einen Porschekunden zukünftig abhält, sich einen Porsche zu kaufen. Mich zumindestens nicht, zumal es für mich persönlich keine Alternative gibt.

Avatar von PIPD black "revolving chair man"
Ford
Thu Apr 20 14:29:07 CEST 2017

Schöner Artikel. Gefällt.:)

Motorschaden? Pah. Sicherlich "Bedauerlicher Einzelfall" aber ganz sicher nicht "Stand der Technik";):cool:

Shit happens... :D

Starrer Ventiltrieb gut&schön für paar 100 Umdrehungen mehr aber das bedeutet jetzt Ventilspiel per Hand einstellen?

Zitat:

@Diiirk schrieb am 20. April 2017 um 13:46:35 Uhr:


Vielleicht wird deshalb "getestet", um in Serienfahrzeugen die Schwächen zu eliminieren? Könnte das möglich sein?

In der Theorie: Ja.

In der Praxis... hat man oft gesehen, dass es Porsche mit dem Testen vielleicht nicht ganz so Ernst nimmt.

Zitat:

@Seatcruiser schrieb am 20. April 2017 um 15:34:45 Uhr:


Starrer Ventiltrieb gut&schön für paar 100 Umdrehungen mehr aber das bedeutet jetzt Ventilspiel per Hand einstellen?

Ventilspiel

kontrollieren

, einstellen muss man bestimmt selten

;)

- was ich auch deutlich besser finde, den Hydrostössel sind nach meiner Meinung einfach nur Mist.

Eeeks!
Beim ersten Bild dachte ich fast an einen VW Beetle!
Unvorteilhaft aufgenommenes Bild.
Fast so, als würde man einen dicken Menschen von schräg unten fotografieren...

Bei Boxster (986) und 911 (996 und 997) hat man ja gesehen, dass die Gefahr einen Motorschaden bei den dort eingesetzten Motor-Fehlkonstruktionen zu erleiden die Käufer nicht abgehalten hat.
Im Gegenteil, es beflügelte Sie tatsächlich sogar immer mehr zu kaufen und so Porsche einen Sportwagen-Absatzrekord nach dem anderen zu schenken...