VW hat seit Langem Probleme in den USA. Jetzt will sich das Unternehmen neu erfinden. „New Volkswagen“ soll für „erschwingliche Elektromobilität“ stehen.
Las Vegas/Berlin – Herbert Diess musste am Dienstagabend die Auftaktshow zur Technik-Messe CES abhalten. Ausgerechnet er, der Volkswagen-Markenchef. Der Diesel-Skandal hat VW fest im Griff. Erst am Vortag hatte das US-Justizministerium Klage gegen den Konzern eingereicht. Es drohen Strafzahlungen von mehr als 45 Milliarden Dollar und nicht nur 18 Milliarden, wie zuvor berichtet. Zumindest theoretisch. Und es stehen Vorwürfe im Raum, dass VW auch bei der Aufarbeitung der Abgas-Affäre immer noch trickst und täuscht. In dieses Debakel hinein kündigte Diess auf der CES an: „Das neue Volkswagen steht für erschwingliche Elektromobilität.“ Jetzt auf einmal. Aber was soll er auch machen? Jahrelang hatte VW gerade in den USA aggressiv auf den Selbstzünder gesetzt und großspurig mit dem „Clean Diesel“ geworben. Jetzt muss man sich etwas anderem zuwenden. Auch, wenn man das Andere bislang eher vernachlässigt hat. VW soll „behindert und gehemmt“ haben Die Anforderungen einer nicht direkt mit Abgaswerten befassten Behörde hat VW bislang nicht erfüllt: Das US-Justizministerium wirft VW in seiner Klageschrift vor, die Bemühungen der USA, die Wahrheit über den Diesel-Skandal zu erfahren, seien „behindert und gehemmt“ worden, „durch das Vorenthalten von Material und irreführende Informationen, die VW zur Verfügung gestellt hat. Da ist noch nicht viel vom „New Volkswagen“ zu spüren, das Diess angekündigt hat. Ohnehin kommt die Neuerfindung spät. VW hat nicht erst seit dem Diesel-Skandal Probleme in den USA. Spätestens 2014 war das evident, als Ferdinand Piëch, der damals noch Aufsichtratschef war, sagte: „Wir verstehen Europa, wir verstehen China, und wir verstehen Brasilien. Aber wir verstehen die USA bislang nur in einem begrenzten Maße.“ Der Budd-E erinnert an den Hippie-Bus Vor dem Skandal hatte VW noch das Ziel ausgegeben, 800.000 Autos im Jahr 2018 in den USA verkaufen zu wollen. Das erscheint nach heutigem Stand unerreichbar, und das liegt nicht nur am Imageschaden, sondern auch an der Modellpolitik. Die große Neuigkeit der CES, die Diess präsentierte, der elektrische Minivan Budd-E, kann daran frühestens Ende des Jahrzehnts etwas ändern. Natürlich soll er an das Erbe des legendären Bulli anknüpfen. Der Hippie-Bus hat VW einst gemeinsam mit dem VW-Käfer in den USA groß gemacht, vor allem in Kalifornien. Und wer heute den Küstenhighway 1 hoch oder runter fährt, sieht noch immer zahlreiche T3 und T2, deren Fahrer dem Mythos hinterher knattern. Genau wie VW selbst.
Quelle: Mit Material von dpa |
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