Endlich ist es soweit: Nach fast 15 Jahren Bauzeit steht der Generationswechsel beim VW Sharan bevor. Die Neuauflage ist nicht nur wesentlich größer und schöner geworden, sondern auch sicherer und sparsamer. Neu sind zudem Schiebetüren hinten, ein variables Sitzkonzept und etliche Technik-Details vom Panoramadach über DSG und DCC bis hin zum halbautomatischen Quereinparken. Fast 15 Jahre ist es her, dass im portugiesischen Automobil-Werk Autoeuropa die ersten Vans vom Band liefen. VW Sharan und Ford Galaxy (und später der Seat Alhambra) machten sich auf, die Marktherrschaft im Bereich mittelgroßer Vans zu übernehmen. Nachdem die Partner sich nicht auf ein Nachfolgemodell verständigen konnten, stieg Ford 1999 aus dem Gemeinschaftswerk aus und stellte 2006 einen selbst entwickelten und gebauten Nachfolger vor. IAA 2005, Genf 2006, IAA 2007: Wer auf einen neuen Sharan gehofft hat, wurde von VW lange hingehalten. Die Prioritäten lagen woanders - zumal sich der Sharan bis zuletzt meist besser verkaufte als der modernere Galaxy. Auf dem Genfer Salon aber ist es nun aber endlich soweit: Der Sharan II, den VW aufgrund des Vorgänger-Facelifts im Jahr 2000 peinlicherweise als Sharan III bezeichnet, feiert Premiere. So ganz stimmt das eigentlich auch wieder nicht, denn um das Auto in das Bewusstsein der Massen zu bekommen, haben die Marketing-Mannen in Wolfsburg den Van bereits vor der "Weltpremiere" in Genf exklusiv der Springer-Presse vorgeführt, was halbwegs vernünftige Menschen nur mit heftigstem Kopfschütteln aufnehmen können. Konzept, Größe, Design, Details - der neue VW Sharan ist tatsächlich völlig neu entwickelt. Einzige Ausnahme sind die Sonnenblenden, die vom Vorgänger stammen, wie VW verschmitzt wissen lässt. Die Karosserie streckt sich um deutliche 22 Zentimeter länger als beim Vorgänger. Mit 4,85 Metern ist der Sharan damit länger als VW Passat Variant (4,77 Meter) und auch als der Touareg (4,80), und hält nur noch vier Zentimeter Respektabstand zum Multivan. Parallel wuchs die Breite um 9,2 Zentimeter auf nun 1,90 Meter. Die Höhe sank dagegen um 1,2 Zentimeter auf fortan 1,72 Meter - dass die Proportionen davon deutlich profitieren, versteht sich von selbst. Der wichtigste Unterschied zum Vorgänger sind indes die hinteren Schiebetüren, die manuell oder optional elektrisch bedient werden. Sie bieten neben den üblichen Vorteilen in engen Parklücken eine größere Öffnung als konventionelle Portale und werden insbesondere von Eltern kleiner Kinder als praktisch empfunden. VW bietet damit eine günstigere Multivan-Alternative und grenzt den Sharan stärker als bisher vom kleineren Touran (und vom Galaxy) ab. Auch die Innenraumkonfiguration hat VW neu entwickelt. Grundsätzlich wird der Van als Fünfsitzer geliefert. Optional steht aber auch eine sechssitzige (2:2:2) und siebensitzige (2:3:2) Konfiguration zur Wahl. Die Einzelsitze in der zweiten Reihe lassen sich um 16 Zentimeter längs verschieben und die Neigung ihrer Lehnen um 20 Grad verstellen. Überdies bieten sie nun mehr Beinauflage, da unter anderem die Sitzhöhe um 58 Millimeter angehoben wurde. Die zwei äußeren Sitze können wieder mit integriertem Kindersitz (für Kinder ab drei Jahre) bestellt werden. Wird der Sharan als Siebensitzer geordert, können die äußeren Sitze nach vorne gefahren und gekippt werden, um den Einsteig in die dritte Reihe weiter zu erleichtern. Wegen des um siebeneinhalb Zentimeter vergrößerten Radstands sollen dort nicht mehr nur Kinder, sondern - tendenziell - auch Erwachsene komfortabler reisen können. Besonders praktisch, wenn auch nicht völlig neu in der Autowelt, ist das sogenannte EasyFold-System: Wird mehr Lade- als Sitzraum benötigt, muss das Gestühl nicht mehr ausgebaut werden, sondern lässt sich flach im Kofferraumboden klappen. Werden nur die Sitze in der dritten Reihe geklappt, steht bereits eine 1,30 Meter tiefe Fläche zur Verfügung. Bis zur Höhe der Fensterkante beladen, beträgt das Stauvolumen in diesem Fall 711 Liter. Dachhoch sind es 1.167 Liter. Werden auch die Sitze der zweiten Reihe geklappt, stehen bis zu 2.297 Liter Laderaum auf 2,10 Meter Länge zur Verfügung. Beim Fünfsitzer kann das sonst für die beiden hinteren Sitze gedachte Volumen als Staufach genutzt werden. Auf der Antriebsseite gibt es keine Überraschungen. So hat VW natürlich die bisherigen Maschinen sämtlich aufs Altenteil geschickt. Der Sharan II startet zunächst mit je zwei Benzin- und Dieselmotoren. Ersterenfalls handelt es sich um die TSI-Aggregate mit 150 und 200 PS, die Selbstzünder-Fraktion wird vertreten durch den 2,0 TDI mit 140 respektive (neu) 170 PS, der im Sharan mit einem zusätzlichen SCR-Katalysator zur Stickoxid-Verminderung gekoppelt sind. Bis auf das Topmodell verfügen alle Varianten über Start-Stopp-System und Bremsenergie-Rückgewinnung; der kleine Diesel, stets als "BlueMotion Technology" gekennzeichnet, kommt so auf nur 5,3 Liter Verbrauch. Das Tankvolumen bleibt bei 70 Litern und ermöglicht so hohe Reichweiten. Alle Modelle können mit DSG bestellt werden, bei der 200-PS-Version ist es serienmäßig. Der schwächere Diesel wird zu einem späteren Zeitpunkt - als einziger Van seiner Klasse - auch wieder als Allradmodell angeboten; eine gasbetriebene Version und schwächere Basismodelle dürften folgen. Übersicht: Motoren und Daten » Ein Blick in den Innenraum zeigt ebenfalls ein völlig neues Bild, jedenfalls verglichen mit dem Vorgänger. Instrumentierung und Lenkrad entsprechen Golf & Co., die Mittelkonsole zeigt sich jedoch teilweise eigenständig. Radio/Navi, Klimabedieneinheit und Schalt-/Wählhebel sind höher als bisher angeordnet, die Lüftungsgitter stehen nun vertikal neben dem Monitor. Die Handbremse wird fortan wie im Passat elektrisch bedient, der Schalter ist im Sharan aber dort angeordnet, wo er hingehört - auf der Mittelkonsole. Ein Knieairbag für den Fahrer ist Standard. Direkt vor dem Schalthebel auf dem Mitteltunnel befindet sich auch der Motor-Startknopf, soweit das hier erstmals angebotene automatische Schließ- und Startsystem "Keyless Access" geordert wurde. Andernfalls sitzt das Zündschloss an der Lenksäule; die elegantere Variante in der Armaturentafel wie in Passat und Touareg gibt es nicht - und damit wohl auch nicht den bartlosen Schlüssel. Erwähnenswerte Extras sind das Panorama-Schiebedach, das dreimal größer ist als das bisherige, normale Schiebedach, außerdem die nun von Zwei- auf Dreizonen-Technik umgestellte Doppelklimaanlage (Serie bei 6- und 7-Sitzer). Anstelle von Xenon-Licht gibt es nun Bi-Xenon-Scheinwerfer mit integriertem Abbiegelicht und Tagfahr- und Standlicht in LED-Technik. Varianten mit Halogen-Scheinwerfern verfügen über Abbiegelicht in den (teilweise optionalen) Nebelscheinwerfern und Tagfahrlicht in konventioneller Technik. Ebenfalls neu im Angebot ist der adaptive Fernlichtassistent, die elektrisch schließende Heckklappe, ein Soundsystem von DynAudio, die nun schwenkbare Anhängerkupplung, die adaptive Fahrwerksregelung (DCC), eine Niveauregulierung und nicht zuletzt der Parkassistent 2.0, von dem Volkswagen verspricht, das er in noch engeren Lücken, auch auf Bordsteinen, zwischen Bäumen und erstmals auch quer zur Fahrtrichtung halbautomatisch einparken kann. Bestellt werden kann der neue VW Sharan ab Ende März, die Auslieferungen sollen im Hochsommer beginnen. Die Preise hat VW noch nicht genannt, dem Vernehmen nach soll die Basis weiter unterhalb von 30.000 Euro angesiedelt sein. Wer sich einen größeren Motor, die besseren Ausstattungslinien Comfortline oder Highline und einige Extras gönnt, sollte ein Drittel bis zur Hälfte dessen noch einmal addieren. Dem neuen Sharan überaus großen Erfolg vorherzusagen, ist dennoch einfach: Das Auto ist dem Vorgänger optisch und technisch um Längen voraus, erreicht in weiten Teilen das Niveau des Passat, bietet mit den Schiebetüren eine Besonderheit - und stößt auf kaum ernsthafte Konkurrenz.
Quelle: Autokiste |
verfasst am 03.03.2010
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