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VW-Werk in Chinas Nordwesten - VWs Abenteuer in Xinjiang

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Auch in einer Industrienation im 21. Jahrhundert gibt es noch Abenteuer, selbst für Autohersteller. Volkswagen wagt sich als erster Konzern in Chinas wilden Westen.

VW-Werk in Xinjiang: Stark gesichert und gut bewacht VW-Werk in Xinjiang: Stark gesichert und gut bewacht Quelle: picture alliance / dpa

Ürümqi - Graue Fabrikhallen in karger Staublandschaft, „Shanghai Volkswagen (Xinjiang)“ steht in arabischen, chinesischen und lateinischen Schriftzeichen auf einer Betonmauer. Weiter kommen wir nicht. Eine Eisenabsperrung liegt in der Einfahrt, ein Sicherheitsmann scheucht jeden Besucher davon.

Als erster Autohersteller baut Volkswagen ein Werk im wenig entwickelten Xinjiang, im Nordwesten Chinas. Mit den glitzernden Metropolen wie Peking oder Shanghai hat diese Gegend an der Grenze zu Kasachstan, Kirgistan, Pakistan und Afghanistan nichts zu tun.

China will diese Region entwickeln, offizielle Stellen "legten" VW den Gang in die Unruheregion "nahe". „Wir brauchen internationale Firmen wie Volkswagen in Xinjiang“, sagt der Vize-Gouverneur Huang Wei. Politischer Druck sei aber hauptsächlich von der Zentralregierung gekommen.

Krisenregion Xinjiang

Gewalt ist in der unruhigen Region Xinjiang häufig, bei zahlreichen Zusammenstößen zwischen Uiguren und Han-Chinesen Gewalt ist in der unruhigen Region Xinjiang häufig, bei zahlreichen Zusammenstößen zwischen Uiguren und Han-Chinesen Quelle: picture alliance / dpa Im August 2013 wurde das Werk eröffnet. Ein Besuch ausländischer Journalisten kam nicht zustande. Das Unternehmen wimmelt jeden ab, der das Werk besichtigen will. Es gebe noch nicht viel zu sehen, man bereite einen Besuch in der zweiten Jahreshälfte 2014 vor, sagt eine Sprecherin.

Volkswagen wollte alles richtig machen. Den Forderungen der Regierung nachkommen, im wenig entwickelten Westchina investieren und gleichzeitig die Minderheiten in der Region unterstützen. Es gebe die klare Strategie, Minderheiten „entsprechend der Anteile in der Bevölkerung auch bei uns zu beschäftigen“, sagte VW-China-Chef Jochem Heizmann wenige Wochen vor der Werkseröffnung.

Das ist ein heikles Thema. Xinjiang ist von den muslimischen Uiguren bewohnt und gilt als Unruhegebiet. Von 22 Millionen Einwohnern gehören etwa 10 Millionen diesem Volk an, 8,4 Millionen Einwohner sind Han-Chinesen.

Immer wieder kommt es zu blutigen Konflikten zwischen den Volksgruppen, die Vorbehalte auf beiden Seiten sitzen tief. Täglich patrouillieren Einsatzfahrzeuge mit schwer bewaffneten Militärpolizisten durch die Drei-Millionen-Stadt Ürümqi.

"Keine Benachteiligung"

In diesem Klima will VW, zumindest innerhalb der Werksmauern, Fairness walten lassen. Man zielt auf 25 Prozent Beschäftigte aus ethnischen Minderheiten. „Wir haben derzeit diesen Prozentsatz noch nicht erreicht“, teilt das Unternehmen auf Anfrage mit. Etwa ein Drittel der Auszubildenden stamme allerdings bereits aus den Minderheiten.

VW ist im Straßenbild chinesischer Städte omnipräsent. Hier: Shanghai VW ist im Straßenbild chinesischer Städte omnipräsent. Hier: Shanghai Quelle: picture alliance / dpa Nicht jeder in Xinjiang findet das gut. Frau Wang ist Vizedirektorin der Abteilung für internationale Kooperation der Universität. „Volkswagen hat beim Thema Minderheiten Druck gemacht“, sagt sie, das Unternehmen wolle mit Stipendien gerade Nachwuchs aus den Minderheiten erreichen.

„Wir lassen uns bei der Vergabe von Stipendien nicht reinreden - von niemandem“, sagt Frau Wang, und behauptet: „Es gibt keine Benachteiligung von ethnischen Minderheiten“. Von elf Volkswagen-Stipendien für Doktoranden gingen in diesem Jahr zehn an Han-Chinesen, sagt Frau Wang.

VW: Abhängig von China

Trotz aller Probleme könnte sich das Werk in Xinjiang für VW auszahlen. In der Nähe der Fabrik entsteht eine Schnellzugverbindung nach Peking. Das lockt weitere Unternehmen an. In einer Hochhaussiedlung am Werk sind die meisten Wohnungen bereits verkauft.

Jedes Jahr kaufen alleine die Einwohner von Ürümqi 100.000 Neuwagen. Das ist das Doppelte der geplanten Kapazität des VW-Werkes. Der Zwölf-Marken-Konzern setzt rund ein Drittel aller Fahrzeuge in China ab, bei der Marke VW ist es sogar fast die Hälfte. VW-China-Vorstand Jochem Heizmann kündigte vor wenigen Wochen in Berlin an, das Angebot lokal produzierter Modelle in China bis Ende 2015 um 50 Prozent zu steigern. VW will insgesamt sieben neue Werke in China bauen.

Die Mehrheit der Bevölkerung in Xinjiang stellen die Uiguren, wie hier in Kashgar Die Mehrheit der Bevölkerung in Xinjiang stellen die Uiguren, wie hier in Kashgar Quelle: picture alliance / dpa Den Erfolg erkauft sich VW, noch stärker als Daimler und BMW, mit einer zunehmenden Abhängigkeit vom chinesischen Markt. Während der VW-Konzern seinen Betriebsgewinn in China 2013 um 17 Prozent steigerte, stagnierten die Erträge im Rest der Welt. Gut ein Viertel des gesamten Gewinns hängt damit vom Reich der Mitte ab - Tendenz steigend.

Doch die Abhängigkeit ist längst wechselseitig. Gerade weil sich die Regierung für das Werk in Xinjiang eingesetzt hat, haben die Politiker auch ein Interesse am Erfolg des westlichen Autoriesen. „Das wird ein großartiges Vorbild für andere Firmen“, sagt Vize-Gouverneur Huang. Und auch die Wolfsburger verbreiten Optimismus: „In 10 Jahren wird niemand mehr die Frage stellen, warum wir uns für diesen Standort entschieden haben.“

Quelle: dpa

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